Der Vorstandsvorsitzende des italienischen Fiat-Konzerns, Paolo Cantarella, ist am Montagabend (10.6.) überraschend zurückgetreten. Das italienische Fernsehen berichtete, dass er seine Kündigung, die sofortige Wirkung haben soll, Fiat-Patriarch Giovanni Agnelli mitgeteilt habe. Cantarellas Aufgaben soll nun übergangsweise der Präsident des Turiner Unternehmens, Paolo Fresco, übernehmen. Cantarella sagte, er habe in dieser schwierigen Zeit für das hoch verschuldete Unternehmen ein Zeichen setzen wollen. Italienische Gewerkschaftsführer bezeichneten die Entscheidung als "schwerwiegenden und unerwarteten Schritt". Bereits in der vergangenen Woche hatten italienische Medien spekuliert, Cantarella könnte im Rahmen von Umstrukturierungen zur Rettung des Unternehmens entlassen werden.

Zum Hintergrund: Der italienische Industriekonzern Fiat steckt in einer schweren Krise (6,6 Milliarden Euro Miese). Entscheidender Grund für das Dilemma sei der Führungsstil des Familienunternehmens, werfen Branchenanalysten dem Unternehmen vor. Entscheidungen würden nicht nach wirtschaftlicher Logik gefällt, sondern nach oft nicht nachzuvollziehenden Zielen der Gründer-Dynastie Agnelli. Unklare Strategien und ein teures Festhalten an verlustreichen Geschäftsfeldern waren in der Vergangenheit die Folge. Und der Auslöser für die Krise. Der größte Verlustbringer im Konzern ist die Autosparte (operatives Minus im ersten Quartal 2002: 429 Millionen Euro). (autobild.de/dpa)