Roadrunner mit Kohlefaser-Leitwerk

Machen wir uns nichts vor: Smart-Tuning zählt wohl nicht gerade zu den beglückendsten Tätigkeiten auf diesem Planeten. Denn eigentlich gibt es hier nicht viel zu tun. Ein winziges Auto, das serienmäßig schon ziemlich fetzig aussieht, drei (lächerliche) Zylinderchen, die sich den Hubraum einer Weinflasche teilen, und eine Straßenlage, die schon beim Serienfahrzeug der des viel zitierten Karts gleicht – was will man da schon machen?

Zumal der schnuckelige Smart roadster bereits ohne Tuning unanständig teuer ist. Trotzdem sind Fahrkomfort und Laufkultur nicht gerade doll. Das Problem liegt einfach in der Basis. So wenig Hubraum, so kurzer Radstand, besser geht's kaum, allenfalls ein wenig stärker, deutlich härter, vielleicht sogar brutaler – und damit wandelt jeder Tuner auf einem schmalen Grat.

Es sei denn, er heißt Michalak und macht aus dem roadster ein neues Auto. Roadrunner nennt sich der Kleine dann, kommt in einer auf 25 Exemplare limitierten Auflage auf den Markt und sticht nicht nur wegen seiner schrillen Farbe hervor. Schließlich heißt sein Erbauer mit vollem Namen "Michalak Design" – und die Art des Hauses ist nicht zu übersehen. Ein kleiner Spoiler vorn, ein umso größeres Kohlefaser-Leitwerk am Heck, dazu seitliche Kiemen, Bi-Xenon-Scheinwerfer und ein mittig montiertes Leuchtenmodul für Nebel- und Rückwärtsfahrt kennzeichnen das Exterieur des Mainzer Hinguckers.

Stramme 110 PS im CS Roadster

Der Roadrunner hat aber auch im Innenraum einiges zu bieten: Recaro-Schalen, Vierpunktgurte und Alu-Akzente an Armaturen, Schaltern, Pedalen und Hebeln verleihen dem ab Werk eher billig wirkenden Interieur eine sportlich-edle Note. Noch sportlicher geht es nach dem Anlassen des Motörchens zu. 105 PS treiben das Michalak-Mobil in 10,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und bringen es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 186 km/h. Damit ist es zwar nicht der schnellste roadster im Vergleich, aber trotz der Sportauspuffanlage der leiseste. Das Gewindefahrwerk von Bilstein federt zwar recht trocken, lässt aber immer noch Restkomfort spüren, der gut zum Gesamtcharakter des Fahrzeugs passt. Unser Fazit: Ein professionell gemachtes Auto, das sich optisch wie technisch sehen lassen kann.

Ähnlich ist der roadster von CS aus dem hessischen Alzenau. Optisch serienmäßig bis auf eine Frontspoilerlippe und die mit verkürzten Sportfedern um ca. 40 Millimeter tiefer gelegte Karosserie, erweist sich das CS-Auto technisch sogar als noch potenter: Stramme 110 PS kitzelt die modifizierte Elektronik aus dem Dreizylinder, die relativ harmonisch einsetzende Leistung reicht für eine Spitze von 195 km/h. Der Output der Edelstahl-Auspuffanlage ist zwar lauter als bei Michalak, aber immer noch erträglich.

Erstaunlich dagegen, dass das CS-Motormanagement trotz der höheren Leistung deutlich geringere Verbrauchswerte zeitigt und dass die Investition in gelochte Bremsscheiben und Kevlar-Bremsklötze zu schlechteren Verzögerungswerten führt. Selbst im warmen Zustand ankerte der CS-Kandidat nicht so nachhaltig wie der Michalak mit seiner serienmäßigen Bremsanlage. Trotzdem: Wer reine Leistung und ein ordentliches Fahrwerk optischen Gimmicks und ausladenden Anbauteilen vorzieht, liegt bei Tuner CS richtig.

M.L. Tuning sorgt für laute Töne

Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist da der Vertreter von M.L. Tuning aus dem rheinischen Bornheim. "Smart nach Maß – der maximale Spaß" lautet das Firmenmotto – und wer mit diesem Auto Spaß haben will, sollte ein Faible für dumpfe Bässe und laute Töne haben. Dass drei Zylinder in vier Endrohre münden, ist ja noch komisch. Dass aber so ein kleiner Motor so viel Lärm machen kann, hat uns denn doch verblüfft. Dumpf und druckvoll dringt es aus den Rohren auf die Ohren, empfindsame Zeitgenossen werden gleich an der nächsten roten Ampel wieder aussteigen.

Dort hinzukommen dauert in der Regel nicht lange, denn der M.L. ist genauso spurtstark, wie er sich anhört. Allerdings nicht ganz so schnell, wie es seine Erbauer versprechen. Von den angekündigten 205 km/h blieb er weit entfernt, kam selbst mit Rückenwind nicht über die 200-Marke. Aber: Mit 380 Euro für die Leistungssteigerung liegen die Bornheimer am unteren Ende der Preisskala und berechnen für ihr Kraftpaket noch nicht einmal die Hälfte des Lorinser-Tarifs.

Einen Maximalwert verzeichnet der M.L. dagegen in einer Disziplin, wo man kleinere Zahlen lieber sieht: 8,7 Liter pro 100 Kilometer sind eine Menge Futter für 109 Pferde, die eine 845 Kilo leichte Kutsche ziehen. Für den M.L.-Knallbolzen spricht sein Fahrwerk: Die verbauten Federn sind zwar kürzer, aber kaum härter als bei der Serie.

Sprint-Bestzeit für Digi-Tec

Das exakte Gegenteil in Sachen Fahrwerk repräsentiert der Vertreter von STC. Seine kernige Härte würde jedem Rennwagen Ehre machen, und die extreme Rad-Reifen-Kombination (245er auf 17-Zöllern an der Hinterachse) ist auch nicht gerade dazu angetan, den Komfort zu verbessern. Der STC-Roadster stolpert förmlich über Querfugen aller Art, reagiert extrem empfindlich auf Längsrillen und wirkt nicht ganz so agil im Handling wie seine Konkurrenten.

Ziemlich laut, leistungsmäßig aber deutlich weniger eindrucksvoll geht hier der Motor zur Sache. Mit 11,7 Sekunden braucht er länger als alle anderen Kandidaten, um den roadster auf Tempo 100 zu bringen – und die versprochene Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h erreicht er auch nicht ganz. Von allen getesteten Exemplaren hinterlässt der STC den unharmonischsten Eindruck. Daran ändert auch die aufwändige Innenausstattung mit gelben Leder-Kedern nicht viel.

Geradezu wohltuend für komfortbewusste Piloten gestaltet sich der Umstieg vom STC in den Digi-Tec. Der serienmäßige Auspuff hält das Geräuschaufkommen in Grenzen. Das Fahrwerk fühlt sich zwar straff an, vermittelt aber immer noch einen nennenswerten Restkomfort. Und die Fahrleistungen sind auch mit serienmäßigem Auspuff höchst respektabel. Bei der Beschleunigung von null auf Tempo 100 verzeichnet der von Digi-Tec getunte kleine roadster mit 10,6 Sekunden die Bestzeit in diesem Vergleich, die Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h ist gut. Weniger schön: der hohe Verbrauch von 8,7 Litern.

Bremsen-König Lorinser

Dagegen nimmt sich der Kandidat von Lorinser sehr bescheiden aus: Gerade mal sieben Liter rinnen hier durch die Einspritzdüsen, ernähren aber auch nur vergleichsweise kümmerliche 95 PS, mit denen sich der angegebene Sprint (9,9 Sekunden) nicht mal ansatzweise realisieren ließ.

Auch sonst machte der Motor dem guten Namen keine Ehre: Häufig ruckelte er bei der Gasannahme, mehrfach meldete er sich ohne erkennbaren Grund ab ins Notlaufprogramm und nahm den Normalbetrieb erst nach einem Neustart wieder auf. Ruckeln für 967 Euro? Laut Lorinser nur ein Masseschlussfehler am Tempomat.

Überzeugen konnte der Rest: Die durchaus zumutbare Fahrwerkhärte, ein Auspuffsound, der noch Unterhaltungen im Cockpit zulässt, sowie die gut sitzenden Anbauteile retten den Ruf der Schwaben. Den besten Eindruck hinterlässt der Lorinser beim Bremsen. Mit den serienmäßigen Scheiben kommt er schneller zum Stillstand als alle Kontrahenten. Mit anderen Worten: Selbst bei einem so kleinen Auto ist weniger manchmal mehr.

Das AUTO BILD test & tuning-Fazit

AUTO BILD test & tuning-Fazit Wir bleiben dabei: Aus dem Basismodell ein rundum besseres Auto zu machen ist gerade beim Smart roadster besonders schwer. Hundertprozentig überzeugt hat uns letztendlich keiner der Kandidaten, denn in jedem Fall wird der Leistungszuwachs mit teilweise erheblichen Einbußen in der Laufkultur erkauft.

Daher gibt es keinen eindeutigen Sieger, sondern nur individuelle Empfehlungen: Den motorisch rundesten Eindruck hinterließen die kleinen Fiitzer von Michalak, CS und – mit leichten Abstrichen – Digi-Tec, da sie mit den besten Kompromissen aus Laufkultur und Leistung aufwarteten.

Ausgesprochen harten Naturen empfehlen wir dagegen die Kreationen von M.L. und STC – weisen aber sicherheitshalber darauf hin, dass wir keine Haftung für Schäden an Gehör und Bandscheiben übernehmen. Der Lorinser konnte uns – allerdings nur aufgrund seiner motorischen Ungereimtheiten – nicht wirklich überzeugen.

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