Hart sein ist nicht alles

Vier Räder, ein winziger Heckmotor. Weder Dach über dem Kopf noch Scheiben oder Türen. Der Smart Crossblade hat auf den ersten Blick ähnlich viel zu bieten wie ein Kart: herzlich wenig. Und die inneren Werte? Schlägt der Smart den Kart in seinem Revier? Auf der Ralf-Schumacher-Kartbahn in Bispingen wollten wir es genau wissen: ein Vergleich der anderen Art.

Im Stand sieht der Crossblade schnell und handlich aus. Schicke Räder, Spoiler, ein heißer Mix aus Schwarz und Rot. Es riecht nach Spaß. Nur die Abwesenheit eines Drehzahlmessers macht stutzig. Ein gutes Aussehen ist aber nur die halbe Miete, also ab mit dem kleinen Wiesel auf die Bahn. Die Ernüchterung folgt auf den Fuße. Trotz des horrenden Preises von 24.360 Euro steckt unter der wilden Hülle wenig mehr als ein normaler Smart. Mit den altbekannten Schwächen: 135 km/h sind nach wie vor das Maximum, auf der Autobahn macht auch der Crossblade keinen Stich.

Trotz martialischer Biker-Kluft, angetan mit Helm und Handschuhen, findet sich der Crossblader nur sporadisch auf der linken Spur. Die versprochenen neun Mehr-PS gegenüber der Normalversion sind nicht spürbar, der stärkste Smart aller Zeiten wirkt genauso zahnlos wie der Rest der Sippschaft.

Kart schlägt Smart

Kopfschütteln der anderen Verkehrsteilnehmer ob dieser gewaltigen Diskrepanz zwischen Schein und Sein ist die Folge. Aber nur nicht vorschnell geurteilt. Der Smart soll ja gegen seinen Artverwandten, den Kart, antreten, und der fühlt sich auf der Autobahn auch nicht gerade zu Hause.

Dank der kurzen Abmessungen müsste der Smart enge, kurvige Passagen geradezu lieben. Theorie und Wirklichkeit klaffen aber auch hier meilenweit auseinander, die Realität ist eher traurig. Im Duell gegen den Kart hat der Crossblade nicht den Hauch einer Chance: Nach zwei gefahrenen Runden hat der Kart mindestens drei Runden Vorsprung. Und das, obwohl der Smart-Pilot alles gibt. Doch er führt einen aussichtslosen Kampf gegen die schwammige Lenkung und gegen permanentes frühzeitiges Untersteuern. Am schwersten wiegen die Defizite der Schaltung. Die elend langen Schaltvorgänge des sequenziellen Getriebes machen eine gute Rundenzeit unmöglich. Das Fahrwerk ist hart – hart sein allein ist aber nicht alles.

So ist der Crossblade leider kaum mehr als ein Blender. Ein automobiler Gernegroß, dessen Liste positiver Eigenschaften ungefähr so kurz ausfällt wie sein Radstand. Übrigens: 24.360 Euro reichen für rund 400 Stunden Kartfahren. Fahrspaß inbegriffen.