Eigentlich sollten sie auf den amerikanischen Highways funkeln, doch seit Mitte Dezember 2002 dümpeln 2900 nagelneue europäische Luxusautos in den Wellen des Ärmelkanals. Festgezurrt im Bauch des Autofrachters Tricolor. Der hatte die Neuwagen zuvor in Bremerhaven und Göteborg für den US-Markt geladen. Am 14. Dezember 2002 sank der 200 Meter lange Autofrachter nach einer Kollision im Ärmelkanal und nahm seine Fracht im Wert von rund 50 Millionen Euro 30 Meter mit in die Tiefe. Jetzt naht späte Rettung für die Luxuskarossen von Audi, BMW, Saab und Volvo: Die Tricolor wird gehoben. Allerdings nur scheibchenweise.

Der samt Ladung über 20.000 Tonnen schwere Koloss wird von einer Unterwasser-Drahtsäge in sieben jeweils 3000 Tonnen schwere Stücke auf dem Meeresgrund zerlegt. Die Stücke werden einzeln von Spezialkränen eines Bergungsschiffs vom Meeresgrund gehoben. Ein Transportschiff bringt anschließend die schweren Rumpfteile zur Analyse an Land.

Die Rotterdamer Firma Smit Salvage hat mit dieser Säge-Methode bereits bei der Bergung des russischen Atom-U-Bootes Kursk in der Barent-See gute Erfahrungen gemacht. Anfang April will nun ein Konsortium mit Smit Salvage an der Spitze mit den Bergungsarbeiten 30 Kilometer vor der französischen Küste beginnen. Bis Ende August 2003 soll das Wrack aus dem dicht befahrenen Ärmelkanal verschwunden sein. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Ob Teile der wertvollen Fracht noch brauchbar sind, wird sich erst dann endgültig feststellen lassen. Den Autofirmen kann das egal sein. Sie haben ihre Millionen für die gefluteten Luxuskarossen längst erhalten – von den Versicherungen.