Sprinter-Unfälle
Brüssel zieht die Notbremse

—
3,5-Tonner verursachen unter den Nutzfahrzeugen die meisten Unfälle mit Verletzten. Die EU plant jetzt Tempo 120 für 3,5-Tonner. Angeblich, um die Umwelt zu schützen.
Bei knapp 170 km/h bleibt die Tachonadel des Peugeot Boxer 3.0 HDi stehen, dann schwenkt die Kamera auf die linke Autobahnspur. Das 3,5-Tonnen-Geschoss brettert an mehreren Pkw vorbei. Bei YouTube sind dieses und ähnliche Tachovideos zu sehen (siehe auch Video unten). Doch mit dieser PS-Protzerei dürfte es bald vorbei sein. Die Europäische Union (EU) plant, neue Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen zwangsweise mit Geschwindigkeitsbegrenzern auszustatten. Bei 120 km/h soll Schluss sein. Dem Europa-Abgeordneten Michael Cramer geht das noch nicht weit genug. "Ein Tempolimit von 100 km/h wäre ein sinnvoller Beitrag für Umwelt und Sicherheit", so der Grüne. Die SPD-Bundestagsabgeordnete und frühere Polizistin Kirsten Lühmann hat in ihrer Dienstzeit viele "Sprinter-Unfälle" gesehen – und ist daher für ein Tempolimit von 120 km/h: "Viele Speditionen schaffen sich bewusst kleine Nutzfahrzeuge an, um schneller am Ziel zu sein und weniger Sozialvorschriften einhalten zu müssen."
Überblick: Tests und News zum Mercedes Sprinter
Doch Sicherheitsaspekte sollten bei den Beratungen in Brüssel und Straßburg eigentlich gar keine Rolle spielen. Ziel der EU ist es, den CO2-Ausstoß leichter Nutzfahrzeuge bis 2020 zu senken. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments fordert durchschnittlich 150 Gramm CO2 für neue Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Die Kommission (EU-Regierung) will 135, der grüne Abgeordnete Cramer nur 125 Gramm. Holger Krahmer von der FDP im EU-Parlament fordert eine ehrlichere Debatte: "Wir sollten jetzt nicht unter dem Deckmantel des Umweltschutzes eine Sicherheitsdiskussion führen."
Geringer Sicherheitsabstand: Crash-Test

Service-Links