Im Streit um den Produktionsstandort für den neuen Golf-Geländewagen erhöht Volkswagen-Markenchef Wolfgang Bernhard den Druck auf den Betriebsrat. Er gibt den Arbeitnehmervertretern noch bis spätestens Ende September 2005 Zeit, um mit Lohnzugeständnissen den Zuschlag für das Stammwerk in Wolfsburg zu erreichen.

Konzerninterne Experten empfehlen, das Golf-SUV (namens "Marrakesh" oder "Beduin") ab 2007 in Portugal vom Band rollen zu lassen. Dort könne rund 1000 Euro je Fahrzeug billiger gefertigt werden als in Wolfsburg. Als Lösung schlug das Volkswagen-Produktkomitee vor, den Wagen nach den Tarifbedingungen der Auto 5000 GmbH bauen zu lassen. Deren Belegschaft fertigt bereits den Kompaktvan Touran zu niedrigeren Löhnen, als sie der Haustarif vorsieht. Vom Betriebsrat war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Für einen Kompromiß setzte Bernhard der Arbeitnehmervertretung eine endgültige Frist bis zum 26. September. Bis dahin müßten die Anlagen und Maschinen für den Fertigungsstandort spezifiziert sein, um den rechtzeitigen Anlauf zu garantieren. Damit wird der kleine Geländewagen im September nicht auf der Frankfurter IAA gezeigt.

Die Entscheidung für die Produktionsvergabe des SUV gilt als Testfall für die Kompromißbereitschaft der Arbeitnehmervertretung. Davon hängt ab, ob Bernhard seine ehrgeizigen Ergebnisziele erreichen kann. Das Wolfsburger Werk ist derzeit nur zu etwa 70 Prozent ausgelastet. Sollte das Golf-SUV nach Portugal vergeben werden, wäre dies ein herber Schlag für das Hauptwerk. Hoher Personalabbau wäre womöglich die Folge. Dafür könnte der Konzern nur Altersteilzeit oder Abfindungen einsetzen. Der im vergangenen Jahr mit der IG Metall vereinbarte Tarifvertrag schließt Kündigungen bis 2011 aus.