Start-Stopp-Systeme
Was bringt Start-Stopp?

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Immer mehr Autobauer drosseln den Durst ihrer Modelle mit Start-Stopp-Systemen. Kraftstoffeinsparungen von acht bis zehn Prozent sollen drin sein. Ist das wirklich so? AUTO BILD hat neun Autos mit Start-Stopp-Funktion getestet.
Jedes Gramm zählt – nicht nur auf dem Weg zur Bikinifigur, sondern auch beim Thema CO2. Bis zum Jahr 2015 müssen alle Autohersteller den Kohlendioxid-Ausstoß ihrer Neuwagenflotte im Durchschnitt auf 130 Gramm pro 100 Kilometer gesenkt haben. Ein ehrgeiziges Ziel – von dem die meisten noch ein gutes Stück entfernt sind. Wie beim Marathon gilt: Die letzten Meter sind immer die schwersten. Daimler steht aktuell bei 158 Gramm, BMW bei 148, der VW-Konzern (ohne Porsche) bei 144 Gramm. Und schon jetzt ist klar: Wer in vier Jahren die 130 Gramm nicht schafft, zahlt hohe Strafen. Das geht letzten Endes auf die Kappe von uns Käufern, weil die Hersteller die Summe auf die Preise draufschlagen.
Im Bereich Motorentechnik sind die großen Pflöcke bereits eingeschlagen. Was nun noch zählt, sind die ganz kleinen Schritte. Immer mehr Autobauer drosseln den Durst ihrer Modelle durch unterstützende Maßnahmen wie etwa eine Start-Stopp-Automatik. Diese schaltet den Motor im Stau und an der Ampel ab und wirft ihn beim Losfahren wieder an. Die Idee dahinter: Ein Triebwerk, das nicht läuft, verbraucht auch keinen Sprit. So weit, so logisch. Und durchaus keine neue Erkenntnis. Volkswagen wusste das bereits vor 30 Jahren. Schon Anfang der 1980er hatten die Wolfsburger bei ihren "Formel E"-Modellen ein Start-Stopp-System im Angebot. Die Kunden honorierten diesen Pioniergeist jedoch nicht. Der Sprit war ja noch billig, und CO2 kannten die meisten nur als Perlen in der Sprudelflasche.
Start-Stopp-Systeme
Wer hat's erfunden?
Die Start-Stopp-Idee stammt von VW. Unter dem Eindruck der Ölkrise boten die Wolfsburger schon Anfang der 1980er-Jahre in den verbrauchsoptimierten "Formel E"-Modellen von Passat und Audi 100 ein entsprechendes System an.
Wie funktioniert Start-Stopp?
Wenn das Auto stillsteht und der Gang draußen ist, erlischt der Zündfunke, die Spritzufuhr wird gekappt. Soll die Fahrt weitergehen, genügt es, die Kupplung zu treten oder bei Automatik-Autos den Fuß vom Bremspedal zu nehmen.
Wann funktioniert Start-Stopp nicht?
Wenn der Motor noch kalt ist, bei besonders niedrigen und hohen Außentemperaturen sowie bei erhöhtem Energiebedarf von Stromverbrauchern wie etwa der Klimaanlage.
Droht durch Start-Stopp erhöhter Verschleiß?
Nein. Fahrzeuge mit Start-Stopp-System verfügen über verstärkte Bauteile. So sind etwa die Lagerstellen des Anlassers robuster ausgelegt, so dass er trotz höherer Beanspruchung ein komplettes Autoleben übersteht.
Warum haben so wenig Automatik-Autos Start-Stopp?
Die Funktion in ein klassisches Automatikgetriebe zu integrieren, ist technisch sehr kompliziert. Zurzeit verfügen deshalb nur wenige Fahrzeuge mit speziellen Automatikgetrieben über Start-Stopp.
Heute sind Start-Stopp-Systeme wieder groß in Mode. Rund 600 Modelle – vom Stadtfloh bis zum Kleintransporter – gehen mittlerweile automatisch aus und wieder an (hier die komplette Liste als PDF-Download). Zulieferer Bosch, der unter anderem BMW mit Start-Stopp-Anlassern versorgt, verspricht für innerstädtische Fahrten eine Einsparung von acht bis 15 Prozent. Doch wir waren misstrauisch, schließlich pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass die genormten Prüfstands-Messungen der Autoindustrie mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Deshalb haben wir neun Autos mit Start-Stopp-System, vom Smart bis zum Porsche, unter Realbedingungen getestet – im Hamburger Stadtverkehr.
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