Synfuel, eine Idee aus den 20er Jahren

An physikalischen Grundsätzen kommen auch die Umweltapostel nicht vorbei: Die wirtschaftlichste Verbrennungskraftmaschine ist der Dieselmotor, keine schont die Erdölreserven mehr. Deshalb ist es so wichtig, dass diese Antriebstechnik so umweltfreundlich wie möglich arbeitet.

Der Rußfilter ist eine Möglichkeit, aber besser ist es natürlich, die lästigen Rußpartikel gar nicht erst entstehen zu lassen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu null Partikeln ist das neue Synfuel, das Shell jetzt erstmals in Europa vorgestellt hat. Synfuel ist ein Dieselkraftstoff, der synthetisch auf der Basis von Erdgas hergestellt werden kann.

Die Methode nennt sich Gas to Liquids (GTL) und hat seine Ursprünge in den 20er Jahren, als die deutschen Wissenschaftler Franz Fischer und Hans Tropsch ein Verfahren zu Herstellung von Kraftstoffen aus Steinkohle erfanden. Shell entwickelte das Rezept weiter zu SMDS – Shell Middle Distillate Synthesis. Dabei entsteht aus dem Erdgas in drei Schritten etwa zur Hälfte Synfuel neben anderen Produkten wie Kerosin, Naphtha und Flüssiggas.

Glasklar, geruchsneutral, abbaubar

Vorteil des Verfahrens: SMDS ist sehr umweltfreundlich und benötigt nur geringen Energieeinsatz. Vor allem aber sind die Produkte äußerst rein – Schwefel, Stickstoff und vor allem schädliche Aromate sind in Synfuel nicht enthalten. Deshalb ist das Shell-GTL klar wie Wasser, geruchsneutral und darüber hinaus biologisch abbaubar. Das zeigt sich auch an den Abgasen.

Bei einem ganz normalen Dieselmotor sinkt der Rußausstoß mit Synfuel gegenüber normalem Dieselkraftstoff um 25 Prozent, auch die gasförmigen Schadstoffe verringern sich drastisch. Das bedeutet, dass die meisten Diesel, die heute die Euro-3-Norm erfüllen, mit Synfuel die strenge Euro 4 schaffen. Doch noch mehr könnte Synfuel die Rußbilanz des Transportgewerbes aufhellen, das den größten Anteil an der Umweltbelastung durch Verkehr verursacht.

Zumal der Synthese-Saft unbedenklich für die Technik ist: Jeder Dieselmotor läuft damit, Lagerfähigkeit und Kälteverhalten entsprechen normalem Tankstellen-Diesel, im Gegensatz zu Biodiesel verursacht er keine Probleme mit Einspritzpumpen. Schade nur, dass Synfuel noch nicht in den Handel kommt. Denn derzeit gibt es nur eine Pilotanlage in Malaysia, die lediglich genügend Synfuel für verschiedene Feldversuche herstellt. Aber eine großtechnische Anlage hat Shell in Planung. Damit der Diesel künftig nicht nur der wirtschaftlichste, sondern auch der sauberste Motor ist.