Test BMW 335i Coupé
—Der gefühlte Achter
Zunächst gibt's ausschließlich sechs Zylinder
Zurück in die Gegenwart und zum neuen 3er Coupé, das ab September 2006 mit beachtlichen optischen Unterschieden zur klassischen Limousine beim Händler steht (siehe Bildergalerie). An der Zielgruppe des einstigen "Herrenfahrer-Autos" aus den 30ern hat sich nichts geändert: Auch heute bestehe die Käuferschaft in erster Linie aus Männern, weiß Produktsprecher Ulrich Knieps. Elegantes Design, gepaart mit ordentlich Leistung, das Rezept gilt nach wie vor. Und die Preisliste fordert den traditionellen Luxus-Zuschuß: Der Einstieg in den zweitürigen 325i mit 218 PS starkem Sechszylinder beginnt bei 35.850 Euro, für die identisch motorisierte Limousine reichen 32.800 Euro. Zunächst sind zwei weitere Sechszylinder-Benziner mit 272 bzw. 306 PS zu haben, dazu zwei Diesel mit 231 und 286 PS. Später wird der Einstieg ins 3er Coupé günstiger, dann sollen Vierzylinder-Motoren nachgeschoben werden.
Die erste Testfahrt durch Tirol wird gleich ein Griff ins Volle: Das Topmodell 335i (ab 43.200 Euro) soll im Auf und Ab kurviger Alpenstraßen zeigen, was es drauf hat. Stolz präsentieren die Münchner Motorenbauer ihren weiterentwickelten Dreiliter-Sechser, der mit Doppelturbo, Hochpräzisionseinspritzung und einem Kurbelgehäuse aus Vollaluminium nicht nur auf den neuesten Stand der Leistungsentfaltung getrimmt wurde, sondern gleichzeitig besonders wirtschaftlich arbeiten soll. Wirtschaftlich, das bedeutet durchschnittlich 9,5 Liter Super auf 100 Kilometer. Nach 150 Kilometern Testfahrt zeigt der Bordcomputer rund 14 Liter an, aber die Tiroler Achterbahn von Innsbruck ins Ötztal ist ja auch alles andere als durchschnittliches Gelände.
Das Turbo-Duo fällt nicht ins Loch
Für 2100 Euro Aufschlag gibt es das Coupé mit einer neuentwickelten Sechsgang-Automatik (im 335d Serie). Die Investition macht sich bezahlt: Der Wandler-Automat reagiert binnen 100 Millisekunden und schaltet entweder nach eigenem Gusto oder via Paddles am Lenkrad. Nach kurzer Eingewöhnung entpuppt sich aber der Gasfuß als wahres steuerndes Moment und macht die Frage nach dem konventionellen Duo Kupplung und Knüppel vollends überflüssig. Puristen vom alten Schlag belassen es beim manuellen Sechsgang-Getriebe. Dann klappt's auch mit dem Kavalierstart, der in unserer Mediengalerie als Soundfile zum Download wartet.
Das Fahrwerk bringt keine Überraschungen, Spurtreue und Handling offenbaren sich, wie man es von einem BMW erwartet. Verstellbare Stoßdämpfer-Charakteristik? Spielkram, meinen die Bayern und stellen den Fahrer gar nicht erst vor die Qual der Wahl. Man könnte natürlich den Spieß umdrehen und behaupten, der 3er würde dadurch noch teurer, als er es ohnehin schon ist. Das Geld ist aber schon an anderer Stelle besser aufgehoben: Die vorderen Kotflügel bestehen aus einem speziellen Kunststoff, der die Achslastverteilung mittels Gewichtsreduktion auf 50:50 optimiert. Gut fürs Handling, schlecht für die Reparaturkosten im Falle eines Blech- bzw. Kunststoffschadens.
Jetzt steht auch xDrive in der Preisliste
Das 3er Coupé ist ein echter Viersitzer, das stellt die bis nach hinten reichende Mittelkonsole sofort klar. Wer vorne einmal in die tiefe Sitzposition gefallen ist, darf sich erst mal verwöhnen lassen. Der Gurt wird künftig von einem filigranen Roboter-Ärmchen gereicht, das sich schließlich wieder unsichtbar in die Innenverkleidung verzieht. Damit hat BMW auf Beschwerden von Piloten reagiert, die schon fürs Vorgängermodell nicht gelenkig genug waren. Bei der Testfahrt funktionierte das System bis auf eine Ausnahme – da verfehlte der elektrische Butler sein Ziel und begrüßte den Fahrer ohne Gurt im Gepäck. Wer ihn ignoriert, wird von einem dezenten, aber ausdauernden Dingdong-Ton zum Anschnallen aufgefordert (zu hören in der Mediengalerie).
Noch ein Wort zum Design: BMW hat sich bemüht, die Figur des Coupés konsequent von der Limousine abzusetzen. Das ist gelungen, insbesondere die Leuchteneinheit des noch immer gewöhnungsbedürftigen Stufenhecks wurde der dynamischen Linie angepaßt. Vorne kommen serienmäßig Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Coronaringen (Angel Eyes) zum Einsatz, für die BMW sogar eine Zulassung als Tagfahrlicht bekommen hat (Pflicht zum Beispiel in Österreich). Hinten arbeitet moderne LED-Technik, die lange Lichtleitstäbe speist.
Wenn das neue Coupé im September an den Start geht, sind zunächst ausschließlich fünf Sechszylinder-Varianten im Angebot, darunter zwei Diesel. Wer nicht mehr als 35.000 Euro ausgeben will, sollte sich allerdings in Geduld üben: Vierzylinder-Varianten sind in Planung, versprechen die Bayern.