Ein Porsche wie aus einem Guß

Der deutsche Sommer hat ja doch noch ein Einsehen gehabt. Bleibt nur die Frage, wie lange das Hoch hält? Damit uns das nächste Dauertief nicht mit Regen, Hagel und einstelligen Temperaturen in die Depression treibt, widmen wir uns einem der dauerhaftesten deutschen Glücklichmacher: dem Elfer.

Der neue 911 Carrera S sorgt dabei schon über die Optik für eine Belebung sämtlicher Sinne. Fester Blick aus klaren Rundscheinwerfern, athletischer Auftritt, knackiger Hintern – endlich wieder ein Porsche wie aus einem Guß. Ich weine dem Vorgänger, dem Typ 996, jedenfalls keine Träne hinterher. Das Ganze dann noch in einem leuchtenden Sonnengelb, bei dem sich Gewitterfronten spontan in Schäfchenwolken auflösen. Herrlich.

Innen setzt sich der Reizangriff nahtlos fort. Das Cockpit trägt jetzt klarere Züge, die fünf Rundinstrumente (beim S alufarben unterlegt) sind weniger verschachtelt, die Qualität überzeugt. Dazu noch supergriffige Sportsitze, die allerdings nur für idealgewichtige Fahrer gemacht scheinen. Wer ein paar Kilo zuviel mit sich herumträgt, empfindet das Gestühl schnell als zu eng. Und wenn wir schon meckern: Die vielen kleinen Schalter auf der Mittelkonsole stellen zuweilen eine echte Herausforderung dar.

Fahrleistungen und Komfort

Ohne Risiken und Nebenwirkungen ist das Fahrerlebnis – wenn wir von der Suchtgefahr mal absehen. Mit einem gierigen Bellen mahnt der 3,8-Liter im Heck zum Losfahren. Wer es dann richtig fliegen läßt und den Sechszylinder-Boxer bei Laune (also am besten über 5000 Touren) hält, erlebt einen Sportwagen in Reinkultur. Traktionsprobleme kennt der 911 S nur vom Hörensagen, die hinten 29,5 Zentimeter breiten 19-Zoll-Walzen von Michelin verbeißen sich regelrecht in den Asphalt und schicken den Elfer in 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Ungestüm und ab 5000 Umdrehungen inbrünstig bellend, geht es weiter Richtung Schallmauer (Spitze 293), unterbrochen nur vom präzisen Rasten des Schalthebels.

Die Federung darf dabei als straff bezeichnet werden, ohne die Bandscheiben über Gebühr zu beanspruchen. Genaugenommen bietet der 911 S Komfort. Doch keine Panik: Hartgesottene Porsche-Puristen, denen das zu weich vorkommt, dürfen den elektronisch überwachten Dämpfern (Serie im S, inklusive zehn Millimeter Tieferlegung) per Knopfdruck Sport befehlen. Und kriegen ihn dann auch: hart und bestimmt nicht herzlich, für Renneinsätze aber genau richtig. Das Sport-Chrono-Paket Plus (742 Euro), das die gesamte Abstimmung noch weiter Richtung Schumi verschiebt, braucht da eigentlich kein Mensch.

Eine Überdosis Fahrspaß garantiert der Elfer ja sowieso. Die Lenkung mit variabler Übersetzung arbeitet präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, das ESP (heißt bei Porsche PSM) läßt manches zu, aber bestimmt nichts anbrennen. Die gewaltigen Bremsen verzögern, als gäbe es kein morgen. Keine Frage, in Sachen Fahrdynamik setzt dieser Elfer wieder mal den Maßstab.

Technische Daten und Testwerte

Bei soviel Sportgeist wirkt der bescheidene Zugewinn an Kofferraum (plus fünf Liter) natürlich eher unbedeutend. Genau wie die aerodynamisch optimierten Außenspiegel, die soliden Bügelgriffe oder der endlich ansehnlich gestaltete Motorraum.

Kosten und Ausstattungen

Alles zusammen macht aus dem 911 S aber einen der, wenn nicht den besten Elfer aller Zeiten. Was die Zuffenhausener leider auch wissen, und die Hand entsprechend weit aufhalten. 85.176 Euro müssen für den 911 S überwiesen werden, fast 7000 Euro mehr als für einen Mercedes-Benz CLK 55 AMG (367 PS). Was sicher nicht nur den Autor in eine tiefe Depression zu stürzen droht.

Fazit und Wertung

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka Der 997 bringt die Zuffenhausener wieder auf die Ideallinie. Weg vom schwülstigen Vorgänger, hin zu mehr Charakter, mehr Sportlichkeit, mehr Porsche. Es ist verdammt lange her, daß ein Elfer so knackig fuhr und soviel Spaß bereitete. Daß nebenbei auch der Komfort und die Funktionalität gewonnen haben, nehmen wir als nette Randerscheinung dankbar zur Kenntnis. Der Elfer ist tot, es lebe der Elfer.

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