Nie war ein RAV4 teurer

Am Anfang schien alles nur Spaß zu sein, doch daraus wurde ziemlich schnell Ernst. Wobei ich nicht von meiner Freundin rede, mit der ich mittlerweile zwei Kinder habe. Und auch nicht von der Frau aus dem Osten, die heute unser Land regiert. Nein, ich spreche vom Toyota RAV4, der 1994 als 3,71 Meter kurzer Funcruiser mit drei Türen startete – und letztendlich als Vater aller Kompakt-SUV gelten darf.

Trotzdem schien es anfangs gar nicht so richtig zu laufen. Nachdem die erste Verliebtheit bei den Käufern abgeklungen war, gingen die Zulassungszahlen stetig bergab. Auch Fünftürer und Cabrio konnten die Krise nicht beilegen. Erst mit der deutlich gewachsenen zweiten Auflage (Fünftürer 4,25 m) und vor allem mit dem Diesel wurde der RAV4 wieder zum gefragten Partner.

Was natürlich Nebenbuhler provozierte. Wurden bei uns 1995 nur etwa 40.000 SUV und leichte Geländewagen zugelassen (fast jeder vierte ein RAV4!), wuchs ihre Zahl 2005 auf knapp 100.000 Stück (RAV4 zirka 18 Prozent). Eigentlich nur logisch, daß Toyota weiter auf dieser Erfolgswelle reitet. Die dritte Generation gibt es also nur noch als Fünftürer, die Außenlänge beträgt ohne Reserverad 4,32 Meter, und unter der Haube unseres RAV4 D-CAT Executive werkeln stramme 177 Diesel-PS. Dafür müssen aber auch stolze 33.800 Euro überwiesen werden – nie war ein RAV4 teurer.

Kosten und Ausstattungen

Die Gegenleistung kann sich allerdings sehen lassen. Nicht nur ESP und sieben Airbags, auch Klimaautomatik, Leder, elektrische Verstellung des Fahrersitzes sowie ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem gibt es ohne Aufpreis.

Nicht zu vergessen der 2,2-Liter-Common-Rail-Diesel mit Piezo-Einspritzung, der dank Partikelfilter und NOx-Speicherkat eine echt saubere Leistung bringt. Seine 177 PS lassen sich über eine Sechsgangschaltung mit recht langen Wegen auf alle vier Räder verteilen. Das schlaue Elektronikhirn erlaubt bis zu 45 Prozent der Antriebskraft an der hinteren Achse. Ein Zustand, der auf Knopfdruck festgeschrieben werden kann und leichte Geländespiele erlaubt.

Im Normalfall bewegt sich der RAV4 aber als reiner Fronttriebler. Und das ziemlich flott. Unter zehn Sekunden geht es auf 100 km/h, auf der Autobahn schafft der RAV4 exakt das doppelte Tempo. Völlig ausreichend. Und zusammen mit dem gewaltigen Drehmoment von 400 Newtonmetern die Garantie für zügige Reisen. Dabei bleibt der 2,2-Liter erfreulich unaufdringlich, sowohl beim Geräusch als auch beim Tanken. Bescheidene 8,2 Liter auf 100 Kilometer sorgen für gute Laune.

Werksangaben und Testwerte

Nicht mal die großen 18-Zoll-Notlaufräder (Serie beim D-CAT Executive) stören die harmonische Beziehung zum RAV. Klaglos bügelt der 1,7-Tonner über schlechte Straßen, nur gelegentlich sorgen Querfugen für Unruhe. Bei schnellen Ausweichmanövern gibt es so zwar ordentlich Schlagseite, dank elektronischer Stabilitätskontrolle (heißt bei Toyota VSC) aber kaum Risiken, die Fahrwerkabstimmung bleibt jederzeit mehrheitsfähig.

Gleiches gilt für das Platzangebot. Vorn kosten die elektrisch verstellbaren Lederpolster zwar ein paar Zentimeter, dennoch sitze auch ich (1,97 m) durchaus vernünftig. Hinterbänkler profitieren vor allem von der deutlich gewachsenen Breite. Da wäre sogar eine kuschelige Skatrunde möglich. Und auch fürs Gepäck bleibt ausreichend Raum, der Ein-Hand-Klappmechanismus der Fondbank und 515 Kilo Zuladung machen sogar Schwertransporte zum Kinderspiel. Nur die rechts angeschlagene Hecktür nervt. Doch ganz im Ernst: Den Spaß am RAV stört das nicht wirklich.

Fazit und Wertung

Fazit von Gerald Czajka: Im dritten Anlauf kann der RAV4 erneut überzeugen, er setzt aber kaum neue Maßstäbe. Doch das muß er vielleicht auch gar nicht. Das solide, kraftvolle und durchaus komfortable SUV gefällt mit unkomplizierter Zuverlässigkeit. Und das ist heutzutage gefragter als High-Tech-Monster-SUV.