Bang-Bang-Effekt mit Hindernissen

Von so einem Einstand wagte keiner zu träumen: ein heftiger, letztlich aber glimpflich verlaufener Startunfall zwischen Peter Scharmach (Solingen) und Marcel Laseé(Düsseldorf) im ersten Wertungslauf, dann ein Herzschlagfinale im zweiten Rennen zwischen Peter Terting (Kempten) und Sebastian Stahl aus Neunkirchen.

Die Premiere im Seat Leon Supercopa geriet im Motopark Oschersleben zueinem echten Knalleffekt. Und das ist sogar wörtlich zu nehmen. Denn mit dem so genannten Bang-Bang-Effekt der 251 PS starken, turbogetriebenen spanischen Cup-Renner bekamen die begeisterten Motorsportanhänger in der Magdeburger Börde kräftig was auf (und für) die Ohren. Dabei bringt das im Auspuffkrümmer zur Explosion gebrachte Benzingemisch die Turbine des Turboladers sofort bei Tritt aufs Gaspedal zum Rotieren – eben bang, bang. "Das ist wie an Silvester um kurz nach zwölf“, sagte ein Mechaniker aus dem Abt-Team.

Die Truppe aus dem Allgäu hatte sowieso allen Grund, sich nach den beiden Auftaktrennen nicht nur gedanklich mit Sekt und Schampus zu beschäftigen. Nachdem Thomas Marschall (30, Eggenstein) aus der Riege der alten Markenpokal-Haudegen im Rennen am Samstag die jungen Piloten aus der Supercopa-Krabbelgruppe noch in Schach halten konnte, glich der erst 20-jährige Ex-DTM-Pilot Peter Terting für die Youngster aus. Nach einem spannenden Duell mit Sebastian Stahl (Neunkirchen), dass erst durch einen Fehler von Stahls in der vorletzten Kurve zu gunsten Tertings entschieden wurde, siegte der Allgäuer – und musste danach zittern.

Terting erst nach Videoanalyse Sieger

Nach der Siegerehrung wurde der ABM-Pilot vor den Kadi in Person von Rennleiter Joachim Wessendorf zitiert. "Überholen bei gelber Flagge", so lautete der Vorwurf der Rennkommissare an den Sieger. Also Zeitstrafe für Terting und 2000 Euro Siegprämie stattdessen an Mitstreiter Stahl? Erst nach viel Aufregung, Protest von Terting-Teamchef Christian Abt und intensivem Studium der Videobänder durfte der Sieger auch Sieger bleiben.

"Das wäre nach einem solch spannenden Rennen und einer rundherum gelungenen Premiere der Supercopa auch wirklich zu schade gewesen", atmete Michael Grosche, der Geschäftsführer von Seat Deutschland hörbar auf. Und da war auch der Startunfall vom Vortag längst vergessen. Marcel Lasée hatte den Bremspunkt verpasst, war dann mit blockierenden Rädern in Pole-Mann Peter Scharmach gerutscht. Beide landeten im Kiesbett. Kleinlaut entschuldigte sich Tourenwagen-Neuling Laseé später bei Scharmach.

Jörg Hitpass sah es gelassen. "In unseren schlimmsten Szenarien haben wir vorher mit viel mehr Schrott in der ersten Kurve gerechnet", meint Seats Marketing-Chef. Zufrieden rieb sich am Ende des Premierenwochenendes auch der technische Leiter der Seat Leon Supercopa die vor Aufregung leicht verschwitzten Hände. "Keine besonderen Vorkommnisse", bilanzierte Andreas Lautner. Alle Motoren und Getriebe heil geblieben, nur die Frontspoilerlippe des Leon war als Ersatzteil ein echter Renner. Für die nächsten Läufe am 22. und 23. Mai in Assen (NL) stehen 50 Teile auf Lautners Bestellliste.