Damit soll man also Rennen fahren können? Vor mir steht er in der Box: der unscheinbare weiße Dacia-Logan-Cup-Renner des ADAC Weser-Ems. Die grauen Plastik-Stoßstangen sind mit Metallplättchen an den Kotflügeln festgeschraubt. Damit sie nicht so leicht abfallen, wenn's mal knallt. Dazu ein abenteuerlicher Heckflügel. Ich drücke etwas fester obendrauf, schon dellt sich das Blech des Kofferraumdeckels nach unten. Zugegeben, wie ein normaler Rennwagen schaut dieser Dacia nicht gerade aus. Aber dafür kostet diese Sparbüchse für Renn-Einsteiger auch gerade einmal 11.841 Euro – rennfertig und nagelneu.

Leergeräumt bis auf das Blech

Dacia Logan Cup 2008, Tracktest Dacia Logan
Leergeräumt: Cockpit mit Schalensitz, Gurte und Rennlenkrad, sonst nur nacktes Blech.
Mein Exemplar hat dagegen schon ein paar Rennen auf dem Buckel. Die rostigen Sicherungsstifte der beiden Schnellverschlüsse gezogen, Motorhaube auf – und da hockt mein Copilot auf einem Kabel: ein dicker, grüner Grashüpfer. Kostengünstig soll im Logan Cup alles sein. Das Auto, die Serie und vor allen Dingen die laufenden Kosten. Da kommt's eben vor, dass der rumänische Renault-Abkömmling draußen auf dem Hof auf seinen nächsten Einsatz warten musste. Innen drin ist der Renn-Logan bis aufs nackte Blech leergeräumt. Übrig geblieben: das Cockpit inklusive Handschuhfach, die Serienpedale sowie der Schalthebel – samt Zigarettenanzünder. Dazugekommen: ein Sparco-Rennlenkrad, der Überrollkäfig von Wiechers, ein roter Notausschalter und ein Schalensitz mit Renn-Gurten.
Dacia Logan Cup 2008, Tracktest Dacia Logan
Imposant: Der Heckflügel auf der Kofferraumklappe. Aber manche Schrauben sind schon angerostet.
Darin Platz genommen, muss ich mir erst mal eine Schlaufe über den linken Arm ziehen. Bevor ich den Beckengurt durch deren anderes Ende stecke und mich festschnalle. Denn: Diese Konstruktion für 20 Euro spart das in Tourenwagen übliche NASCAR-Sicherheitsnetz vor dem Fahrerfenster. Auch so soll bei einem Überschlag der Arm im Innenraum bleiben, falls die Scheibe wegsplittert. Also los. Schlüssel umdrehen, raus auf die Strecke in Oschersleben. Das Kupplungspedal lässt sich labberig weich treten. Klar, der 87-PS-Motor und das Getriebe sind ja auch absolut serienmäßig. Schalten fühlt sich eher an, als würdest du in Mutterns Teigschüssel herumquirlen. Der Dacia ist so leise, dass ich den Motor im dritten Gang bis in den Drehzahlbegrenzer drehe. Zack – den vierten Gang rein. Die Beschleunigung ist träge. Am Ende der Start- und Zielgeraden bremse ich das Auto spät in die enge Schikane rein, räubere voll über die hohen Metallcurbs. Aus den Radhäusern knirscht und schabt es. Links, rechts! Beide Vorderreifen sind kurz in der Luft. Die Drehzahl sinkt in den Keller.

Recht flott dank Semi-Slicks

Langsam tuckere ich aus der Kurve. Aha – auf die harte Gangart mag's der Cup-Logan gar nicht! Auf meinen ersten Runden bremse ich mich selbst ein. Zu aggressiv beim Bremsen, zu abrupt beim Lenken. Das nimmt den Schwung raus. Und ist bei so wenig Motorleistung mit beherztem Gasgeben nicht mehr auszugleichen. Also: früher bremsen, das Auto mit größeren Radien um die Kurven zirkeln. Auch wenn das oft nicht der gewohnten Ideallinie entspricht – auf der Stoppuhr sinken meine Rundenzeiten um fast vier Sekunden! Eine gute Schule, sauber und rund zu fahren. Vor allem für die Junioren. Die düsen schon ab 16 Jahren mit bei den vierstündigen Langstreckenrennen. Wie alle anderen Teams auch mit mindestens zwei Fahrern. Einmal mit dem Dacia angefreundet, lassen sich lang gezogene Kurven überraschend flott fahren. Die Straßenzugelassenen Semi-Slicks und das KW-Sportfahrwerk machen das möglich. Müsste ich den Dacia nicht hierlassen, dürfte ich glatt damit nach Hause fahren. Denn die Logan-Cup-Renner sind mit abgeschraubtem Heckflügel sogar straßenzugelassen. Auch das hilft sparen – und zwar bei den Transportkosten zu den Rennen.

Fazit von AUTO BILD MOTORSPORT-Redakteur Martin Westerhoff

Beim Dacia Logan muss einem eines klar sein: Er ist mit Abstand das günstigste Rennauto, das es für die Rundstrecke gibt. Für Sicherheit ist durch Käfig, Rennsitz und -gurte gesorgt. Und mit Sportfahrwerk und Semi-Slicks ist er auch flott. Ein toller Einstieg für alle, die günstig Rennen fahren wollen.

Logan Cup im Überblick

Dacia Logan Cup 2008, Tracktest Dacia Logan
Zehnmal Gasgeben für 7500 Euro – soviel kostet die gesamte Saison 2008 im Logan-Cup.
Wer darf mitfahren? Grundsätzlich darf jeder ab 16 Jahren mitfahren. Voraussetzung: Nationale A-Lizenz oder höher (ab 18 Jahre) oder Junior-Lizenz (nicht volljährig). Besonderheit: Auch Motorsport-Neulinge dürfen ans Steuer. Für die bietet der Veranstalter bei den Rennen einen Lehrgang an, der den Start mit einer Veranstaltungslizenz ermöglicht. Neben dem Logan Cup ist das in Deutschland außerdem noch im Uniroyal Funcup (www.funcup.eu) möglich. Wer im Logan-Cup fahren will, muss in jedem Fall Mitglied im ADAC sein.
Was kostet der Logan-Cup? Ein rennfertiges, neues Cup-Auto kostet mit Mehrwertsteuer 11.841 Euro. Pro Teilnehmer kostete die Einschreibung für alle zehn Rennen in der Saison 2008 7500 Euro. Eine Einzelnennung zu einer Veranstaltung kostet 850 Euro. Zusätzlich müssen die Kosten für Benzin und Verschleißteile wie Reifen eingeplant werden. Wer kein Auto kaufen möchte, kann bei den Teams einen einzelnen Fahrerplatz kaufen. Angebote und Preise in der Fahrer/Teambörse unter www.dacia-clubsport.com.
Wie läuft eine Veranstaltung ab? Um die hohen Kosten der Streckenmiete zu reduzieren, läuft vom Training bis zum Rennen alles an einem Tag ab. Mindestens zwei, aber maximal vier Fahrer teilen sich ein Fahrzeug.
Typischer Zeitplan:
9.30 Uhr: Fahrerbesprechung/Schulung
10.15 Uhr: Streckeneinweisung für Fahrer mit Veranstaltungs- und Juniorlizenz
10.45 Uhr: Training (60 Minuten)
12.00–12.15 Uhr: Qualifikation
13.00–17.00 Uhr Vier-Stunden-Langstreckenrennen
Welche Rennen finden in der Saison 2008 noch statt?
22.–24. August Bukarest (ohne Punkte)
13. September Oberlungwitz
12. Oktober Nürburg
18. Oktober Finale Oschersleben

Von

Martin Westerhoff