Uriah Heep im Audi-Zentrum
Vorsprung durch Live-Musik

—
Autos raus, Bühne rein, Halle voll: In Flensburg geht das Konzept auf. Und sei es erst im zweiten Anlauf.
Rainer Hansen ist an diesem Abend wirklich nicht zu beneiden. Rund 550 Gäste sitzen in seinem Autohaus, dem Audi Zentrum Flensburg, brav auf schwarzen Stühlen oder lässig auf chromglänzenden Barhockern. Gespannt starren sie aus dem Foyer und von der Empore auf die zehn mal sieben Meter große Bühne. Dorthin, wo in gut in einer Stunde Uriah Heep auftreten soll. Eine der Kult-Rockbands der 70er, die auch heute noch mindestens 150 Tage im Jahr irgendwo in der Welt live spielt. Nur: Ausgerechnet heute werden die fünf Briten das nicht tun. Denn Bernie Shaw, der 48jährige Sänger, kriegt keinen Ton raus – Stimmbandentzündung. Da tröstet es die zahlenden Gäste kaum, daß das heutige erst das zweite Konzert ist, was die Heeps in den vergangenen zehn Jahren absagen mussten. Das erste nebenbei hätte am Vorabend in Emden stattfinden sollen.
"Es tut mir wirklich sehr, sehr leid", versichert Hansen per Mikrofon und muss dabei zusammen mit Konzertveranstalter Lars Pasch in ungläubige Gesichter starren. Viele davon kennt er: Mehr als die Hälfte der Karten hat er an Kunden des Audi Zentrums verkauft. Offenbar die ideale Zielgruppe: "Die meisten unserer Käufer sind zwischen Ende 30 und Anfang 50. Von denen kennt eigentlich jeder Uriah Heep." Es sei denn, er hat in jungen Jahren Schlager und Schnulzen gehört (wobei – Ex-Heep-Sänger John Lawton war mal bei den Les Humphries Singers, aber das nur am Rande).
"Es tut mir wirklich sehr, sehr leid", versichert Hansen per Mikrofon und muss dabei zusammen mit Konzertveranstalter Lars Pasch in ungläubige Gesichter starren. Viele davon kennt er: Mehr als die Hälfte der Karten hat er an Kunden des Audi Zentrums verkauft. Offenbar die ideale Zielgruppe: "Die meisten unserer Käufer sind zwischen Ende 30 und Anfang 50. Von denen kennt eigentlich jeder Uriah Heep." Es sei denn, er hat in jungen Jahren Schlager und Schnulzen gehört (wobei – Ex-Heep-Sänger John Lawton war mal bei den Les Humphries Singers, aber das nur am Rande).
Entwarnung per Telefon-Hotline
Dabei fing alles so gut an: Seit Freitag haben die rund 80 Mitarbeiter des Audi Zentrums ihren Glaspalast zur Konzerthalle umfunktioniert. Reine Routine: Kurz nach der Eröffnung im Sommer 1999 fing Hansen an, die ersten "Gigs" zu veranstalten. Inzwischen hat er Weltstars wie Marla Glen und die "Zehn Tenöre" in der Liebigstraße 8 zu Gast gehabt. Nicht immer zum Gefallen der örtlichen Veranstaltungshallen: Für die ist das Audi Zentrum inzwischen eine ernstzunehmende Konkurrenz. Bis es soweit war, mussten allerdings diverse bürokratische Hürden genommen werden: "Die zusätzlichen Notausgänge waren da noch das kleinste Übel", scherzt Hansen. So schnell vergeht ihm das Lachen offenbar nicht. Warum auch: Sein Autohaus liegt in der Gunst der Flensburger Autokäufer Umfragen zufolge bei den Sympathiewerten klar auf Rang eins. Das zeigt sich auch beim Verkauf: "Wir haben gegen den Markttrend zugelegt", resümiert der 43jährige. Rund 500 Neuwagen und gut 1000 Gebrauchte haben er und seine erfolgreiche Truppe dieses Jahr verkauft.
Ein gutes Geschäft, das ihm auch in diesem Fall nicht aus den Händen gleiten sollte. "Höchstwahrscheinlich ist Bernie morgen wieder fit", sagt Bandmanager Heinz Bönisch. Voll mit Cortison sei der Arme, seit Freitag dürfe er nicht sprechen, geschweige denn singen. Ein Jammer, der am Sonntag tatsächlich zu Ende ist. "Das Konzert findet statt", verkünden die Audi-Mitarbeiter ab 13 Uhr auf der improvisierten Telefon-Hotline. Einer Lücke im Tourkalender – und Bernies Genesung – sei Dank.
Ein gutes Geschäft, das ihm auch in diesem Fall nicht aus den Händen gleiten sollte. "Höchstwahrscheinlich ist Bernie morgen wieder fit", sagt Bandmanager Heinz Bönisch. Voll mit Cortison sei der Arme, seit Freitag dürfe er nicht sprechen, geschweige denn singen. Ein Jammer, der am Sonntag tatsächlich zu Ende ist. "Das Konzert findet statt", verkünden die Audi-Mitarbeiter ab 13 Uhr auf der improvisierten Telefon-Hotline. Einer Lücke im Tourkalender – und Bernies Genesung – sei Dank.
35 Jahre auf Tour, erstmals im Autohaus
Statt der rund 550 Zuschauer sind es diesmal vielleicht 400. Die meisten nehmen wieder die gleichen Plätze ein, die sie auch am Vorabend erobert hatten: Frühes Kommen sichert ungetrübten Blick auf die Musiker. Security? Absperrungen? Braucht es hier nicht. Fast kommt Kammermusikstimmung auf: Die Stuhlreihen sind luftig gestellt, höflich lässt man sich durch oder räumt die auf dem Nachbarplatz abgelegte Jacke zur Seite. Flens vom Fass und Wein – stilvoll in Gläsern gereicht – kosten zwei Euro.
Eingefleischten Heep-Fans ist schnell klar: Das wird vielleicht das gediegenste Konzert, was die Band je gegeben hat. Das Motto passt ohnehin: "The acoustic side of Uriah Heep" – statt gitarrengetriebener Klassiker wie "Easy living", "Gypsy" und "Look at yourself" stehen Balladen ("Come away, Melinda", "Tales", "Sunrise") auf dem Programm.
Bei "Lady in black", jüngst auch bei Thomas Gottschalks "50 Jahre Rock Love Songs"-Show präsentiert, stehen auf Geheiß von Frontmann Shaw alle auf und singen lauthals mit. Einer von 21 Songs, die Heep an diesem besonderen Abend zum Besten gegeben haben. Etwas Besonderes war er auch für Band: "Uriah Heep gibt es jetzt seit 35 Jahren, aber das war unser erstes Konzert in einem Autohaus", grinst Mick Box, Lead-Gitarrist und Kopf der Band. Und garantiert nicht das letzte für Hansen. "Ich hab da so'ne Idee", raunt er uns im Gehen zu. "Ian Anderson, solo oder mit Jethro Tull. Da sollte doch was gehen …"
Wer Uriah Heep dieses Jahr noch live erleben möchte: Die Akustik-Tour läuft bis zum 18. Dezember 2004. Mehr dazu auf der Website www.uriah-heep.com.
Eingefleischten Heep-Fans ist schnell klar: Das wird vielleicht das gediegenste Konzert, was die Band je gegeben hat. Das Motto passt ohnehin: "The acoustic side of Uriah Heep" – statt gitarrengetriebener Klassiker wie "Easy living", "Gypsy" und "Look at yourself" stehen Balladen ("Come away, Melinda", "Tales", "Sunrise") auf dem Programm.
Bei "Lady in black", jüngst auch bei Thomas Gottschalks "50 Jahre Rock Love Songs"-Show präsentiert, stehen auf Geheiß von Frontmann Shaw alle auf und singen lauthals mit. Einer von 21 Songs, die Heep an diesem besonderen Abend zum Besten gegeben haben. Etwas Besonderes war er auch für Band: "Uriah Heep gibt es jetzt seit 35 Jahren, aber das war unser erstes Konzert in einem Autohaus", grinst Mick Box, Lead-Gitarrist und Kopf der Band. Und garantiert nicht das letzte für Hansen. "Ich hab da so'ne Idee", raunt er uns im Gehen zu. "Ian Anderson, solo oder mit Jethro Tull. Da sollte doch was gehen …"
Wer Uriah Heep dieses Jahr noch live erleben möchte: Die Akustik-Tour läuft bis zum 18. Dezember 2004. Mehr dazu auf der Website www.uriah-heep.com.
Service-Links