BMW macht Ernst. Die Bayern steigen abrupt aus der Formel 1 aus, sprechen neuerdings viel von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, seltener von stolzen PS-Höchstleistungen. Das in der Formel 1 gesparte Geld soll, na klar, bevorzugt in umweltverträgliche Technologien fließen; die schlaue Spartechnik "Efficient Dynamics" wird in immer mehr Modelle eingebaut. Die Öko-Offensive schwappt bis in die automobile Luxus-Liga. Im 7er ersetzt ein schlanker Sechszylinder-Diesel den mächtigen V8 mit 330 PS: Der war zu schwer, zu durstig, zu teuer. So sieht die moderne Motordiät, genannt Downsizing, heute aus. Da wird der bekannte, drei Liter große Reihensechser mit jetzt zwei Ladern und höherem Einspritzdruck (maximal 2000 Bar) auf neue Topleistung gepusht. Ergebnis: 306 PS und ein Drehmoment von 600 Nm bei 1500 Touren. Schöne Werte – und sie stehen wahrlich nicht nur auf dem Papier. Der Motor dreht für einen Selbstzünder unglaublich spontan und lebhaft, klingt dabei kaum noch nach Diesel, summt unter Last höchstens mal kerniger. Eben ganz BMW.

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BMW 740d
Diesem Anspruch werden auch die Fahrleistungen gerecht. Der Zweitonner bekommt unsichtbare Flügel, schwingt in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 und wird bei 250 km/h elektronisch eingefangen. Bestens klappt auch das Zusammenspiel mit der schnellen Sechsstufenautomatik. Fahrvergnügen auf höchstem Niveau. Mercedes hält (noch) dem V8-Diesel in der S-Klasse die Treue. Der S 450 CDI entspringt der alten Schule: gewaltiger Vierliter, 320 PS, fette 730 Nm Drehmoment. Dieser heisere, kraftstrotzende V8 ist nicht von schlechten Eltern, hat im Drehzahlkeller noch mehr Bums als der BMW, dreht allerdings nicht so entfesselt. Seine schiere, bullige Kraft reißt auch den noch mal 100 Kilo schwereren Mercedes nachdrücklich vom Fleck, schiebt ihn in 6,7 Sekunden auf 100 km/h. Doch der V8 harmoniert nicht ganz so perfekt mit dem manchmal unentschlossenen Siebenstufenautomaten. Und der Riese genehmigt sich einen Testverbrauch von 10,1 Litern auf 100 Kilometer – für eine Luxus-Limousine mit 320 PS allemal in Ordnung.

Die S-Klasse fährt sänftenartiger und abgekoppelter als der 7er

Mercedes S 450 CDI
Aber der V8-Diesel schafft nur Euro 4. Der 740d schlägt tatsächlich Kapital aus Downsizing und Hightech, schafft natürlich die Euro-5-Norm und begnügt sich mit 8,9 Litern. Das sind zwar bei weitem nicht die von BMW versprochenen 6,9 Liter – aber wir reden hier von 306 PS, herausragenden Fahrleistungen und opulenter Ausstattung. Denn beide Autos erfüllen wie stets allerhöchste Ansprüche, sind eindeutig der Maßstab in der Luxus-Liga. Jede Menge Raum, feinste Ausstattung, bequeme Sessel mit Verstellmöglichkeiten zum Schwindeligwerden, gediegener Komfort, allerneueste Sicherheitstechnik. Alles dabei, die Unterschiede liegen im Geschmacksbereich: Hier die rundliche, fast etwas barocke S-Klasse, dort der klarere, kühlere BMW. Der S 450 bewegt sich mit seiner serienmäßigen Luftfederung und den adaptiven Dämpfern sänftenartiger, abgekoppelter als der 7er, schwebt lässig und erhaben selbst über die fiesesten Verwerfungen. Typisch Mercedes.
Auch der stahlgefederte BMW, serienmäßig ebenfalls mit adaptivem Dämpfungssystem ausgestattet, federt grundsätzlich ausgesprochen komfortabel, rollt aber – auch wegen der Runflat-Reifen – steifer ab. Er fährt sich erdverbundener, liegt satter. Und mit der anspruchsvollen Vierradlenkung (1950 Euro) tanzt er unglaublich schneidig um die Pylonen, fast etwas unheimlich für so ein Zweitonnen-Schiff. Typisch BMW. Aber dann die Preise. Ab 91.987 Euro steht der S 450 CDI in der Liste. Da ist, zugegeben, alles drin und dran an Feinheiten der Luxusklasse, was man so als Vorstandsvorsitzender braucht. Doch den auch nicht gerade karg ausgestatteten 740d gibt es schon ab 77.500 Euro. Über die eingesparten 14.487 Euro freut sich vermutlich selbst der liberalste Controller. BMW macht sogar in der Preisliste Ernst.
Weitere Details zu 7er und S-Klasse gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen finden Sie als Download im Heftarchiv.

Dirk Branke

Fazit

Solche Pracht-Motoren zerstreuen auch den letzten Zweifel, ob Diesel in der Luxusklasse etwas verloren haben. Vor allem der BMW mit seinem schlanken, lebhaften Sechszylinder. Leise, laufruhig, bärenstark und sparsam passt er bestens auf die Langstrecke. Dicke Benziner bieten nur bessere Laufkultur – doch der Diesel streitet mit dem Lexus-Hybrid um den Titel des modernsten Motors. Auch der bullige Mercedes beeindruckt: Bärenstark, ausgeruht und sehr souverän unterstreicht er noch den gelassenen Charakter der hochkomfortablen S-Klasse. Aber beim Blick auf Aufwand, Verbrauch und die nicht mehr zeitgemäße Abgasnorm Euro 4 beschleicht einen das Gefühl, einer aussterbenden Art zu begegnen.