Das ist er: Die Antwort auf manches, was beim Campen stören kann. Ein Wohnmobil ist zu viel Auto, Gespannfahren mit Caravan nicht schön? Und ein Pick-up passt sowieso ins Leben, weil er im Alltag beim Arbeiten hilft und nebenbei noch diese Country-und-Western-Lässigkeit ausstrahlt? Dann könnte es was werden mit der Tischer-Kabine, auch wenn sie auf der Ladefläche eines niedersächsischen Nutzfahrzeugs steht. Statt des VW Amarok 3.0 TDI könnte es im Prinzip auch ein Dodge Ram sein, der bollernd beweist, dass sich Wohnraum und Hubraum nicht widersprechen müssen. Aber auch der Volkswagen hat den sedierenden Charme des Cruisers, sobald das 615 Kilogramm schwere Häuschen in seinem Nacken hängt.

Klein wirkt die Kabine allenfalls von außen

VW Amarok mit Tischer-Kabine 230 S
Die Sitzgruppe mit verstellbarem Tisch lässt sich leicht zum Bett umbauen. Mit 1,10 Meter Breite reicht's für zwei Kinder.
Das hat er: Erstaunlich viel Komfort und Lebensraum für ein Paar – und immer noch genug Platz, wenn dann noch zwei Kinder mitkommen. Für die ist das Besteigen der Kabine über die hohe Klappstufe eine echte Hürde, aber das bleibt hier das einzige Behaglichkeits-Manko. Denn klein wirkt die Kabine nur von manchen Außenperspektiven, was an der kurzen Pritsche des fünfsitzigen Amarok liegt. Nicht täuschen lassen: Im Wohnraum können auch lange Kerls aufrecht stehen, bequem duschen und prima schlafen – das Doppelbett ist 1,90 Meter lang, 1,50 Meter breit und bietet reichlich Kopffreiheit. Froli-Tellerfedern und eine extradicke Matratze sichern hohen Liegekomfort. Auch die Sitzgruppe fällt großzügig aus, sie verwandelt sich nach kurzem Polster-Tetris in eine schmale, lange Liegefläche. Davor steht der Küchenblock mit Dreiflammenherd und ausklappbarer Arbeitsfläche, aber wenig Stauraum, gegenüber der Kühlschrank, unter dem die Truma-Heizung relativ viel Platz beansprucht. Das alles ist geschmackssicher eingerichtet und so präzise zusammen gebaut, dass der Grundpreis von knapp 30.000 Euro nicht schockt.

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VW Amarok mit Tischer-Kabine 230 S: Wohnmobil-Test
VW Amarok mit Tischer-Kabine 230 S: Wohnmobil-Test
VW Amarok mit Tischer-Kabine 230 S: Wohnmobil-Test
Kamera
Wohnmobil-Test: VW Amarok mit Tischer-Kabine 230 S
Aber einen konzeptbedingten Nachteil schleppt der bewohnbare Amarok mit sich herum: Viel Platz fürs Gepäck gibt's nicht. Wo der Besitzer eines gleich teuren Integrierten einfach die Heckgarage aufreißt oder den doppelten Ladeboden füllt, fordert das Apartment auf der Pritsche die Kunst der Beschränkung: Viel mehr als drei Oberschränke, den Küchenblock, einen wandhohen Kleiderschrank und eine Kleinkram-Ablage mit vier Fächern gibt's nicht. Ein Fall für uneitle Typen also, die nicht knauserig sein sollten, denn bei 30.000 Euro beginnt der Spaß erst. Unsere Testkabine hatte jede Menge Extras dabei, auf die keiner gern verzichtet, unter anderem Markise (799 Euro), zweites Fenster im Alkoven (351 Euro), Panorama-Dachluke (827 Euro) und Fahrradträger (379 Euro).
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Neueinsteiger sollen es bei 100 km/h gut sein lassen

VW Amarok mit Tischer-Kabine 230 S
Schrecksekunde: Der VW Amarok 3.0 TDI mit Tischer­Kabine kommt ins Wan­ken und hebt für einen Wimpernschlag zwei Räder.

So fährt er: Die Hecklastigkeit der Kabine spürt der sensible Fahrer im Popometer, es fühlt sich für Neueinsteiger an wie ein Sonntagsspaziergang mit schwerem Marschgepäck im Rucksack. Die Kabine im Kreuz fordert Gewöhnung, das wissen sie bei Tischer und raten zum Autobahntempo 120, Neueinsteiger sollen es bei 100 km/h gut sein lassen. Offiziell gibt es gar kein Limit, auch 160 sind legal. Aber Hektik fühlt sich falsch an, schon wegen der Seitenwindempfindlichkeit und dem Luftsog beim Überholen. Wie ein alter Ami oder Volvo erzieht der Amarok mit Wohnkabine zur Gelassenheit: Wer's auf großer Fahrt einfach laufen lässt, hört vom 224 PS starken Dreiliter-V6 nur subkutanes Gemurmel, spürt keinen Schaltvorgang der Achtstufenautomatik, fläzt tiefenentspannt im beheizbaren Ledersitz und freut sich über maßvolle zwölf Liter Durchschnittsverbrauch. Und: Er minimiert die Wahrscheinlichkeit, in den fahrdynamischen Grenzbereich vorzudringen. Wir haben's auf der abgesperrten Teststrecke mehrfach probiert: Das ESP bremst den Amarok beim schnellen Ausweichen zwar rigoros ein, aber ein Gänsehauterlebnis ist es für Normalfahrer schon, wenn der Hochbau ins Wanken gerät und kurz zwei Räder in die Luft hebt. Bremsen kann er trotz seiner drei Tonnen Leergewicht übrigens ganz gut. So, wie es sich für einen guten Entschleuniger gehört.

Fazit

von

Christian Steiger
Nicht billig, die Kombination aus Pickup und Kabine, aber die Rechnung geht auf, wenn der Pritschenwagen im Alltag sein Geld verdient. Das Häuschen ist schnell rauf- und runtermontiert, mehr Freiheit unterwegs geht nicht. Das Fahrverhalten fordert allerdings Gewöhnung.

Von

Christian Steiger