Der Frischwassertank ist die eingebaute Quelle für alle Wohnmobilisten. Damit die immer frisch sprudelt, ist Vorsorge erforderlich. Sonst können sich bereits innerhalb eines Tages Keime bilden, die das System verseuchen. Die können Magen- und Darmbeschwerden hervorrufen oder einen schleimigen Biofilm bilden, in dem sich andere Erreger ansiedeln. Dagegen helfen spezielle Mittel: Wasserentkeimer. AUTO BILD REISEMOBIL hat zehn Mittel gegen Keime getestet. So soll der Wassertank wieder keimfrei werden!

Test: Kochsalz taugt nichts als Wasserentkeimer

Wasserentkeimer gibt es als Pillen, flüssig oder in Form von Gegenständen, die in den Tank gelegt werden sollen. Ihre Hersteller versprechen, dass Trinkwasser, in den sauberen Tank gefüllt, so zwischen 90 Tagen und einem Jahr keimfrei bleibt. "Micropur" soll sogar verschmutztes Wasser entkeimen können. Es gibt die Produkte in unterschiedlichen Größen und Gebinden, wir haben die für unsere Zehn-Liter-Prüfbehälter passende ausgewählt. Und deshalb den Preis nicht gewertet. Die Wirkstoffe: meistens Silber, einmal auch in der Verbindung mit Chlor, außerdem Wasserstoffperoxid. Und Kochsalz, ein Geheimtipp aus Camperforen. Gängige Empfehlung: ein Pfund auf 100 Liter, das schmeckt man nicht. Es hilft aber auch nicht, wie das SGS Institut Fresenius in unserem Auftrag herausfand. Im Gegenteil, im Salzwasser schwammen die meisten Keime.
Mittel gegen Wasserkeime
Probenentnahme unter reinlichsten Bedingungen: So können keine Keime in die Wasserproben gelangen.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD

Gefolgt von zweien der vier Festkörper, die ebenfalls den zulässigen Grenzwert bei bestimmten Bakterienarten um mehr als das Zehnfache überschreiten. Wie kann das sein? Es muss daran liegen, dass Fotograf und Redakteur die Teile angefasst haben. Mit bloßen Händen. Und so Keime in den Prüftank geschleppt haben. Nur gilt das auch für die Pillen von Multisil und Micropur. Und hätte das Silber nicht auch diese Bakterien töten müssen? Ja, wenn denn Silber vorhanden gewesen wäre. So schrumpft der Kreis der empfehlenswerten Produkte auf sechs zusammen: Pillen, Flüssigkeiten und das Silbernetz. Das bietet den besten Bedienkomfort, lässt keimfreies Wasser sprudeln – und gewinnt.

Wasserentkeimer im Test

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
1.
Testsieger
WM aquatec Silbernetz
5/5 Sterne
2.
Katadyn Micropur Forte
5/5 Sterne
3.
Certsil Argento
5/5 Sterne
4.
MultiSil PuroSil MPS 1
4/5 Sterne
5.
Yachticon Aqua Clean
4/5 Sterne
6.
Secosan Stick 10
1/5 Sterne
7.
Dr. Keddo Silberkugel
1/5 Sterne
8.
Lilie Certec 30 l
1/5 Sterne

Auffällige Testergebnisse beim Wasserentkeimer-Test

 Die Sache mit dem Silber:
Vier der Produkte werden in Form von Festkörpern in den Wassertank gelegt, aus denen sich Silber lösen soll. Zwei davon fallen jedoch durch ungebremstes Keimwachstum bei solchen Arten auf, die bei Körpertemperatur aktiv werden. Und schneiden sogar schlechter ab als das unbehandelte Wasser. Was eine Ursachenforschung nahelegt. Dabei stellt sich heraus, dass die Dr. Keddo Silberkugel, Lilie Certec und Secosan Stick überhaupt kein Silber abgegeben haben. Obwohl bis zur zweiten Probenentnahme eine weitere Woche vergangen war, ließ sich in dem Wasser kein Silber nachweisen, der Gehalt lag unterhalb der Nachweisgrenze von 0,005 mg/l. Lediglich das WM aquatec Silbernetz funktionierte wie versprochen und killte alle Keime.
Produkte gegen Wasserkeime
Die Silberkugel soll im Tank liegen und Silber absondern – hat sie aber nicht.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD

 Einfache Handhabung – oder doch nicht?
Welcher Keimkiller ist denn nun am angenehmsten im Umgang? Der Redakteur meint: das WM aquatec Silbernetz – auspacken, reinwerfen, ein Jahr oder 2500 Liter Ruhe. Im Winter rausnehmen und in einem wassergefüllten Glas frostfrei wegstellen. Nachteil: der zunächst hohe Preis. Die Pillen oder Flüssigkeiten dagegen setzen immer voraus, dass die Menge des getankten Wassers bekannt ist. Ist sie es, lassen sich die Tabletten einfach abzählen. Bei den Flüssigkeiten jedoch ist die Dosierung oft problematisch, eine (ungenaue) Skala bietet lediglich Yachticon; die Flasche von Huwa-San ist undurchsichtig, lediglich Certisil liefert eine brauchbare Dosierhilfe mit.
Tipp: Keime gar nicht erst einladen
Den ganzen Sommer hängt der Gartenschlauch auf dem Platz in der Sonne, ab und zu kommt ein Camper und zapft sich Trinkwasser. Hygienisch? Nein, denn in der Wärme bilden sich in dem feuchten Klima innerhalb des Schlauchs sofort Keime, siedeln sich auch an den Wandungen an und bilden dort den gefürchteten und schädlichen Biofilm. Folge: Wasser, das durch solch eine infizierte Leitung fließt, schwemmt die Bakterien mit in den Tank des Reisemobils. Deshalb den Schlauch zuvor eine Weile durchspülen und anschließend einen guten Keimkiller verwenden.
Produkte gegen Wasserkeime
Kompliziert: Das Teil von Lilie muss immer schwimmen, der Tank darf nie leer sein.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD

So haben wir die Wasserentkeimer getestet 

Beim Test übernahmen neue Zehn-Liter-Wasserkanister die Rolle des Frischwassertanks im Reisemobil. Dreimal gründlich mit frischem Leitungswasser ausgespült, anschließend mit zehn Liter befüllt. Dann die Produkte gemäß der jeweiligen Bedienungsanweisung angewendet und den Kanister geschüttelt. Der Deckel wurde gelöst und lediglich wieder locker aufgelegt. Einen Tag später wurde die Hälfte des Wassers ausgeschüttet, um den Luftraum im Behälter zu vergrößern und Tankatmung zu erzeugen. Insgesamt standen die Behälter sieben Tage in einem dunklen Raum, bei Temperaturen zwischen 10 und 34 Grad. Dabei zweimal täglich geschüttelt, um den Inhalt richtig zu durchmischen. Nach einer Woche wurden die Proben entnommen, im gekühlten Container verschickt und vom SGS Institut Fresenius gemäß der Trinkwasserverordnung auf Keime wie Escherichia coli, coliforme Keime, Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa und allgemeine Bakterien untersucht. Letztere vermehren sich nach Eintritt in den menschlichen Körper.

Regeln und Gesetze zum Grundwasser

Leitungswasser gehört in Deutschland zu den am besten überwachten Lebensmitteln, es muss jedem Bürger in Trinkwasserqualität zur Verfügung stehen. Der Kreis der zulässigen Chemikalien ist begrenzt: Wer Näheres erfahren möchte, sollte "Umweltbundesamt, Aufbereitungsstoffe, Trink-WV" in die Suchmaschine tippen. Silber gehört nicht mehr dazu, weshalb sich die so behandelte Flüssigkeit nicht Trinkwasser nennen darf. Wasserstoffperoxid dagegen schon, aber nicht in derart hoher Konzentration wie bei Huwa-San.
Die genauen Testergebnisse gibt es in der Bildergalerie!

Bildergalerie

Zehn Mittel gegen Keime
Zehn Mittel gegen Keime
Zehn Mittel gegen Keime
Kamera
Zehn Mittel gegen Keime
 
Irgendwie frustrierend: Ein Drittel der Produkte versagt völlig, der Geheimtipp taugt auch nichts, und bei den flüssigen Mitteln packt nur Certisil eine brauchbare Dosierhilfe dazu. Bleiben die Pillen und das Silbernetz. Aber streng genommen darf sich die damit haltbar gemachte Flüssigkeit gar nicht mehr Trinkwasser nennen. Egal. Hauptsache, der Wassertank verkeimt nicht, dieses Ziel zumindest erfüllen alle guten Produkte.