Schnell jetzt, nicht lange nachdenken: Wo fängt unterwegs das gute Leben an? Dort, wo ein Smart aus der Heckgarage fährt und die Arbeitsplatte in der Küche aus Blue-Pearl-Granit besteht? Beim indirekt beleuchteten Acrylschrein für die Weingläser? Oder doch beim Bett, das nie zu knapp wird? Dieses hier ist breiter als lang. Zwei-Meter-Kerle können notfalls quer darin schlafen. Und selbst in der Luxus-Liner-Klasse müssten Sie lange suchen, bis 1,96 Meter Länge und 2,06 Meter Breite übertroffen sind. Nur dass ein Weinsberg nicht zu den unerreichbaren Lebensträumen gehört: Die Carasuite-Preisliste beginnt bei 48.190 Euro für die Sieben-Meter-Version, die 650 heißt. Wir fuhren den 7,43 Meter langen Carasuite 700 ME, Grundpreis 50.490 Euro.

Weinsberg spart am Lametta, aber nicht am Möbelbau

Weinsberg Carasuite 700 ME
Der halbhohe Kühlschrank mit der großen Ablage ist gut für den allgemeinen Raumeindruck.
Das ist er: Kein ganz neues Modell, sondern die Hubbett- und Stretch-Version des bekannten Caraloft. Der Mehrpreis für die Großraumversion (ab 1800 Euro) ist moderat. Und das, obwohl das Raumangebot des Carasuite 700 locker mit dem von Vollintegrierten konkurrieren kann. Auch die Verarbeitungsqualität fällt in dieser Preisklasse angenehm auf: Die Knaus-Tabbert-Einsteigermarke spart teures Lametta, aber anscheinend nicht am Möbelbau. Soft-close-Schubladen und kerzengerade Fugen, die kräftigen Scharniere der Dachstauschränke und die dicken Matratzen im Heck, der wackelfreie und erweiterbare Tisch in der Dinette – nichts riecht hier nach Discount.
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Ein Top-Argument des Weinsberg: sehr viel Platz

Weinsberg Carasuite 700 ME
Platz ist kein Problem: Der Tester misst 1,87 Meter – und kann unterm Hubbett bequem stehen.
Das hat er: Platz, sehr viel Platz, nicht nur im Heckbett. Das liegt auch daran, dass der Carasuite 15 Zentimeter höher ist als die Caraloft-Basis. Selbst unterm eingeklappten Hubbett huschen Hünen noch durch, ohne den Kopf einziehen zu müssen, und auch die Dusche bietet stolze 1,90 Meter Stehhöhe. Nebenbei ist die Nasszelle mit ihren Kunststoffflächen auch leicht zu reinigen. Knapp wird's für große Leute auf der steilen Sitzbank in der zweiten Reihe, wo noch dazu die Kopfstützen zu kurz sind. Das ist schon deshalb erstaunlich, weil sich die Entwickler länger mit ihnen beschäftigt haben. Denn wenn der Carasuite zum Wohnen gebraucht wird, lassen sich die beiden Stützen aus ihren Halterungen ziehen; ein formschönes Brettchen deckt das Oberteil der Sitzbank ab und macht sich als Küchenanrichte nützlich. An so was haben sie gedacht, die Weinsberg-Leute, und bauen es ohne Mehrpreis ein. Auch das große Panoramafenster im Fahrerhaus gehört dazu, aus dem die Reisenden im Hubbett nachts den Sternenhimmel beobachten können. Aber kurz vor Schluss kam anscheinend doch noch ein Controller, um ein paar Goodies wegzustreichen. Dazu gehören die linke Garagentür, die den großen Stauraum erst nutzbar macht, und das zweite Schlafzimmerfenster, ohne das es hinten im Wagen düster aussieht. Beides lässt sich Weinsberg mit 299 bzw. 259 Euro extra bezahlen. Wir würden auch noch ein paar Euro für ein kleines Fenster in der Dusche ausgeben. Und für ein paar Kleiderhaken im hinteren Wohnbereich. Aber dieses Zusatzgeschäft hat der Controller wohl vergessen.

Der 150-PS-Diesel sollte es mindstens sein

So fährt er: Ein bisschen lendenlahm, wenn er auf der Autobahn überholen oder auf der Landstraße zwischenbeschleunigen muss – im Kampf gegen die große Stirnfläche sollte es nicht weniger sein als der 150-PS-Diesel, für den Weinsberg 1790 Euro extra berechnet. Übermotorisiert ist der große Wagen auch dann nicht, aber der Sprung zu 180 PS tut weh: 4290 Euro. Dass uns Weinsberg ein ganz frühes Carasuite-Exemplar schickte, war auf der großen Testrunde durch die Weite Niedersachsens nicht zu spüren: Er rollte geschmeidig ab, nervte trotz des großen Panoramafensters nicht mit hässlichen Windgeräuschen und ließ auf schlechter Strecke nur sein Hubbett leise im Takt der Schlaglöcher knistern. Bremsen- und Fahrdynamiktests absolvierte der Carasuite ohne negativen Befund. ESP bringt er serienmäßig mit, für Beifahrer-Airbag und Isofix zahlen Weinsberg-Käufer extra. Macht zusammen noch mal 510 Euro. Schnell jetzt, nicht lange nachdenken: Gehört zum guten Leben unterwegs nicht das komplette Sicherheitsprogramm?

Bildergalerie

Wohnmobil-Test Weinsberg Carasuite 700 ME
Wohnmobil-Test Weinsberg Carasuite 700 ME
Wohnmobil-Test Weinsberg Carasuite 700 ME
Kamera
Wohnmobil-Test Weinsberg Carasuite 700 ME

Fazit

von

Christian Steiger
Alle großen Dinge sind einfach: Weinsberg bläst einen bekannten Teilintegrierten zum Kingsize­Modell auf, das mit viel Platz, guter Qualität und attraktivem Grundpreis überzeugt. Sein größter Fehler ist die lange Aufpreisliste. Urteil: vier von fünf Punkten.

Von

Christian Steiger