Neue Trends zu setzen ist in der Wohnmobil-Branche kein leichtes Unterfangen. Mit dem teilintegrierten WestVan ging die traditionsreiche Marke aus Rheda-Wiedenbrück ab 2008 neue Wege. Sie setzte mit einem designbetonten Aufbau auf 6,26 Meter Gesamtlänge ungewohnte Luxusakzente. Und schuf nebenbei eine Form, die äußerlich selbst nach 15 Jahren noch bemerkenswert frisch wirkt. Ob dies auch auf die inneren Werte zutrifft, checken wir anhand unseres Gebrauchten von der Wohnmobil-Galerie im schleswig-holsteinischen Hohenaspe.
Das ist er: Ein komfortbetonter Teilintegrierter der beliebten 3,5-Tonnen-Klasse mit prämiertem Design. 2008 reichte es sogar für einen renommierten Red Dot Design Award. Unser im Mai 2009 erstmals zugelassenes Fotofahrzeug setzt als Basis auf Ford-Transit-Technik mit 2,4-Liter-TDCi-Motor und 140 PS. Dieser WestVan sieht nach 106.400 Kilometern nicht nur gut aus, sondern punktet mit inneren, wasserschadenfreien Werten. Sein gesamter Wohnaufbau ist isoliert, Dach- und Heckpartie sind in GFK-Sandwich-Bauweise gefertigt. Die Wände sind von etwas schlichterer Machart und bestehen aus einem Alu-Styropor-Sandwich mit Verstärkungen aus Holz.
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Ebenfalls nicht holzfrei ist der Boden des Reisemobils. Macht in unserem Fall aber nichts. Dieser Aufbau wirkt so, als ob noch viele Urlaubsreisen vor ihm liegen dürften. Der WestVan taugt als eben noch handlicher Allrounder zum zügigen Reisen, aber auch zum bequemen Wohnen und Schlafen. Seine Grundauslegung für zwei Personen ermöglicht einen selbst nach heutigen Maßstäben angenehmen Aufenthalt an Bord.

Westfalia WestVan gebraucht: Nach 14 Jahren immer noch modern

Das hat er: Einen cleveren Grundriss, der reichlich aus der limitierten Grundfläche rausholt. Die Stehhöhe im Wohnbereich beträgt sehr ordentliche 195 Zentimeter und wird somit auch großen Menschen gerecht. An das via Klimaanlage gekühlte Fahrerhaus schließt sich eine Sitzgruppe mit Halbdinette und einem dritten Quersitz auf der Beifahrerseite an. Durch Umdrehen der Vordersitze ergibt sich eine gemütliche Runde für bis zu fünf Personen. Bei Bedarf lässt sich hieraus binnen weniger Minuten ein zusätzliches Einzelbett bauen. Alle Polster haben die 14 Jahre gut weggesteckt, was für die ab Werk verwendeten Stoffe und die offensichtlich pfleglichen Vorbesitzer spricht.
Westfalia WestVan
Viel Tageslicht steigert das Raumgefühl. Der Pflegezustand unseres Gebrauchten ist sehr ansehnlich.
Bild: Tom Salt / AUTO BILD

Wie steht es um die Funktionseinbauten? Tadellos. Der Küchenblock mit Arbeitsplatte im Granitstein-Look bietet Bewährtes: Vom Dreiflammen-Gaskochfeld über ein Edelstahlspülbecken, einen vernünftig dimensionierten Einbaukühlschrank bis hin zu geräumigen Oberschränken haben die Westfalia-Konstrukteure alles bedacht. Mindestens genauso wichtig ist bei einem über 100.000 Kilometer gelaufenen Reisemobil, wie solide es beisammen ist. Hier punktet der WestVan mit seiner routinierten Verarbeitung. Alle Auszüge und Klappen funktionieren ohne Fehl und Tadel. Und es scheppert auch nach 14 Jahren nichts. Das gegenüber der Küche liegende Bad ist zwar nicht besonders üppig geschnitten, gewinnt jedoch durch sein praktisches Schwenkwaschbecken und den Falt-Duschvorhang.

Rost ist ein großes Risiko

Und die Schlafkoje? Raumsparend und zugleich bequem ist das vollwertige Doppelbett im Fond konzipiert. Den Schiebemechanismus für die zweite Matratze meinen alte Hasen von diversen Westfalia-Kastenwagenhochdächern zu kennen. Tagsüber, wenn das Doppelbett nicht benötigt wird, lassen sich die beiden Kaltschaummatratzen durch das (bei unserem Testwagen mittlerweile etwas schwergängige) Schienensystem platzsparend übereinander verstauen. So ergibt sich wahlweise ein 90 Zentimeter breites Einzelbett oder ein zweiter kleiner Wohnbereich mit Sideboardzeile und einer Klappe zur Heckgarage. Letztere ist alles andere selbstverständlich. Hier lassen sich neben allerhand Reisegepäck in einem separaten Fach auch die Gasflaschen sicher verstauen.
Westfalia WestVan
Durch das einschiebbare Bett hat der Fond einen stark multifunktionalen Charakter.
Bild: Tom Salt / AUTO BILD

Ganz wichtig beim WestVan ist die Kontrolle von unten. Denn so gesund wie unser Fotoexemplar sind längst nicht alle Ford-Transit-Fahrgestelle aus den Nullerjahren: Beim Bühnencheck sollten wie bei unserem Testfahrzeug keine gravierenden Rostnester an den Schwellern zutage treten. Eine substanzerhaltende Wachskur, die der WestVan normalerweise nicht aufweist, wäre nach einer gründlichen Reinigung unbedingt empfehlenswert.

Mit dem 2,4- Liter-TDCi souverän motorisiert

So fährt er: Trotz der etwas zu hohen Sitzposition lässt es sich gut hinterm Steuer aushalten. Klimatisiert und mit einem gut funktionierenden Tempomaten sind auch Marathondistanzen kein Problem. Aus heutiger Sicht ist der Transit als Basisfahrzeug mit seinem ölsensiblen und aufgrund von Einspritzproblemen für kapitale Motorschäden bekannten Puma-Dieselmotor dennoch nicht die ideale Lösung. Unser Test-West-Van funktionierte jedoch tadellos und sorgte für ordentliche Fahrleistungen. Zudem hält sich der Dieseldurst auf der Langstrecke in Grenzen – auch dank der guten Aerodynamik des schlanken Aufbaus. So sind mit dem Euro-4-Common-Rail-Diesel Verbräuche von 10 bis 12 Litern realistisch.

Bildergalerie

Westfalia WestVan
Westfalia WestVan
Westfalia WestVan
Kamera
14 Jahre alter Westfalia WestVan im Test

Die moderaten Abmessungen qualifizieren den WestVan insbesondere auch als Reisemobil für Städtetouren. Durch den Heckantrieb und das massive Chassis mit Zwillingsreifen ist man stets fahrstabil unterwegs. Und zur Sicherheit sind zwei Airbags, ABS und der lebensrettende Schleuderschutz ESP schon mit an Bord.

Technische Daten

Technische Daten
Motorisierung
Vierzylinder/vorn längs
Leistung
103 kW (140 PS) bei 3500/min
Hubraum
2402 cm3
Drehmoment
375 Nm bei 2000/min
Höchstgeschwindigkeit
145 km/h
Getriebe/Antrieb
Sechsgang man./Hinterrad
Tankinhalt/Kraftstoffsorte
80 l/Diesel
Länge/Breite/Höhe
6260/2180/2900 mm
Radstand/Bereifung
3504 mm/185/75 R 16 C
Leergew. fahrbereit/Zuladung (Testmobil)
3000/500 kg
Anhängelast (gebremst/ungebremst)
2000/750 kg
Material Wand/Dach/Boden
MM-Mix 
Liegefläche Mitte L x B
1950 x 1150 mm
Liegefläche Heck L x B
2000 x 1600 mm
Kühlschrank inkl. Eisfach
90 l 
Herd
3 Flammen, Gas
Bordbatterie
12 V, Gel/90 Ah 
Frisch-/Abwassertank
120/80 l
Gasvorrat/Heizung
2 x 5 kg/Truma Combi D
Testverbrauch
11,0 Liter D/100 km
Grundpreis (2008)
ab 56.000 Euro

Fazit

von

AUTO BILD
Das feine Konzept des Westfalia WestVan verdient auch heute noch Applaus. Trotz des ausgezeichneten Fotofahrzeugs muss es jedoch für das potentiell mackenbehaftete Basisfahrzeug Abzüge geben.