Ende einer Reportage-Fahrt ins Lausitzer Gebirge. Der weiße Ahorn Alaska trägt nach rund 1500 Kilometern einen ordentlichen Grauschleier aus Gischt, Staub und Straßendreck. Also ab in die nächste Waschanlage, die zum Glück sogar eine Arbeitsbühne besitzt. Das erleichtert die Reinigung des Dachs. Aus Glück kann allerdings schnell Pech werden. Damit ich alles richtig schön sauber bekomme, rangiere ich ganz dicht an die Bühne heran. Nachdem die Schaum- und Wasserspenderlanzen rund 15 Euro geschluckt haben, glänzt unser Dauertester wieder, und ich will die Anlage verlassen.

Links hinten ist die Problemzone fast aller Wohnmobilbesitzer

Heckschaden reparieren
Der Türrahmen sperrt sich, aber ein kleiner Kuhfuß hilft beim Heraushebeln und bricht den Widerstand.
Doch beim Wegfahren vergesse ich, dass das Heck des Ahorn Alaska zweieinhalb Meter über die Hinterachse hinausragt. Als ich mit leicht eingeschlagenem Lenkrad starte, verheißt ein fieses Kratzgeräusch von hinten Böses. Verdammt, warum habe ich mir keinen Warnhinweis "Achtung: Heck schwenkt aus" an die Armaturen geklebt, so wie es Lkw oft am Anhänger tragen. Und: Warum habe ich nur nach vorne und nicht in die Rückspiegel geschaut? Zu spät. Auf den ersten Blick sehen die Kratzer noch recht harmlos aus. Der Rahmen der Heckklappe lässt sich sicher wieder hinbiegen – hoffe ich blauäugig. Und das kaputte untere Seitenteil lässt sich bestimmt schnell auswechseln. Kann ja nicht allzu viel kosten, ist ja bloß aus Kunststoff. Stimmt nur bedingt. Anfrage bei Ahorn in Speyer. Dort heißt es: Alle Teile sind vorrätig. Warum, das erklärt Servicechefin Gabriela Armeni: "Links hinten ist die Problemzone fast aller Wohnmobilbesitzer, da passieren die meisten Schäden." Also bestellt sie den Hinterteilersatz immer gleich zehnfach. In der Werkstatt bügeln die Experten die Beulenpest in Nullkommanix aus. Christian Kauf und sein Kollege Markus Stiegler hebeln den Türrahmen heraus. Der sperrt sich natürlich. Mit einem Cutter muss der Leim durchgeschnitten werden, dann hilft ein kleiner Kuhfuß weiter, getreu der alten Weisheit: "Gewaltig ist des Schlossers Kraft, wenn er mit dem Hebel schafft!"
Überblick: Alles zum Thema Wohnmobile

Einmal im Jahr sollte ein Ahorn zur Dichtigkeitsprüfung

Dass alle Teile am Ahorn-Aufbau so fest sitzen, hat einen Grund: die Dichtigkeit. Bei Dreckwetter sucht sich das Spritzwasser der Räder jede Lücke im Gebälk, aber im Innen- und dem geräumigen Laderaum will es keiner haben. Tourenräder, Gepäck, Klamotten, Konserven – alles soll schön trocken bleiben. Einmal im Jahr sollte ein Ahorn einer Dichtigkeitsprüfung unterzogen werden. Sie dauert eine Dreiviertelstunde und kostet rund 65 Euro. Modelle vor September 2018 sollten sogar zweimal pro Jahr geprüft werden, damit die fünfjährige Garantie erhalten bleibt. Ende gut, alles gut. Bleibt noch eine Frage: Was kann man als Laie an einem Wohnmobil selber reparieren? Enttäuschende Antwort der Fachleute: eigentlich nichts! Das müssen Profis erledigen.Fazit von Diether Rodatz: Mein Großvater hörte schlecht, klebte sich deshalb "Blinker zurückstellen" an die Armaturentafel seines alten Fiat. Gar nicht dumm. Ich hätte mir im Ahorn "Heck schwenkt aus" dranmachen sollen, dann wäre mir dieser Schaden erspart geblieben. Den Spott gab es eh umsonst.