Der kluge Mann baut vor. Erst recht nach unschönen Erfahrungen. Die machte Nick Heidfeld vor der laufenden Formel-1-Saison genug, als er in einem langen, nervenzehrenden Ausscheidungskampf gegen Antonio Pizzonia das zweite Cockpit bei BMW-Williams eroberte.

Jetzt geht der sonst so zurückhaltende Rheinländer in die Offensive: "Quick Nick" räumt ungewohnt offen erste Kontakte zu anderen Formel-1-Rennställen ein. "Es gab lose Gespräche mit einigen Teams, aber es ist noch zu früh, um sich für die kommende Saison festzulegen", schreibt der Mönchengladbacher vor dem 60. Großen Preis der USA am Sonntag (20 Uhr MESZ) auf seiner Internetseite.

Hintergrund des forschen Vorgehens: Das nächste Unheil für Heidfeld kündigt sich schon an. Im inzwischen offen ausgetragenen Streit zwischen BMW und Williams droht der 28jährige zum Spielball beider Parteien zu werden. Im September kann Teamchef Frank Williams eine Option ziehen. Und die Münchner Autobauer (Theissen: "Wir haben die Verpflichtung von Nick unterstützt") müßten in die Tasche greifen, um Heidfeld bei dem eventuell bevorstehenden Wechsel zum Schweizer Sauber-Team mitnehmen zu können.

Kein Wunder also, daß der derzeit beste deutsche Formel-1-Rennfahrer genau weiß, was er will: "Wenn das Transferkarussell beginnt sich zu drehen, möchte ich in der bestmöglichen Position sein." Bei seinem ersten Job in einem Topteam hat der ehemalige Mercedes-Junior bisher überzeugen können. Doch Heidfeld weiß, wie schnellebig das Geschäft Formel 1 ist. Daher will sich der WM-Vierte im neunten Saisonrennen auf der größten Motorsportanlage der Welt in Indianapolis weiter etablieren. Denn: "Ich mußte viele harte Jahre durchmachen, aber jetzt bin ich endlich dort, wo ich schon immer sein wollte."