Citroën 2CV6 Club
Der zweite Frühling

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In der Ente verschmolz schon immer das Unmögliche: Komfort und Askese. Ihr Alter ist kein Thema: Sie wird heißer geliebt als je zuvor. Gute Enten sind teuer geworden, aber für den Enten-Unterhalt genügt ein Taschengeld.
Alles so schön billig? Das war mal. Es gab eine Zeit, da kostete eine Ente ein paar Hundert Mark, Rest-TÜV inklusive. Ideal für schmale Studentenbudgets: Müslis fuhren regenbogenbunte Döschewos. Verdammt lang her. 1990 standen die letzten neuen Citroën 2 CV beim Händler. Die 9990 Mark klangen ein wenig nach Ausverkauf und Sonderangebot. Heute gibt es für diese Summe, in Euro umgerechnet, nur mit viel Glück ein Exemplar in Zustand 2. So ist’s: Gute Enten sind teuer geworden. Teurer als viele Mercedes S-Klassen der W140-Baureihe. Doch das ist nur der Kaufpreis. Für den Enten-Unterhalt genügt ein Taschengeld. Denn sie spart eine Menge, Tag für Tag: an der Tankstelle (6,5 Liter/100 km), auch in der Werkstatt (Satz Bremsklötze 22,75 Euro, zum Beispiel).
Von Lebenskunst versteht die Ente eine Menge

Die Federung ist weich wie ein reifer Camembert

Plus/Minus
Nichts geht über die geniale Einfachheit einer Ente. Schrauben an ihr macht schon deswegen Freude, weil man überall frankophile Lösungen entdeckt, die es woanders nicht gibt – typisch Citroën, typisch Ente. Sehr eigen. Dabei bereitet die Technik wenig Sorgen. Allen Gerüchten zum Trotz: Mit einem Minimum an Wartung (Ölwechsel, Ventilspiel prüfen) laufen die Motoren ewig. Rost dagegen ist ein leidiges Thema. Vorsicht: Viele notgeschweißte Exemplare werden als restauriert angepriesen. Originalrahmen sind äußerst selten rostfrei, meist herrscht hoher Sanierungsbedarf. Als tückisch gilt das doppellagige Querblech hinter der Pedalerie, das aufwendig zu tauschen ist.
Ersatzteile
Die Versorgung lässt kaum Wünsche offen. Im Prinzip gibt es alles, selbst neue Rahmen. Sie sind steifer und präziser gefertigt als das Original, dazu voll verzinkt (ab 850 Euro). Auch ein geregelter Katalysator ist lieferbar (730 Euro), er sichert die grüne Feinstaubplakette. Die Ersatzteilversorgung teilen sich freie Händler, zum Beispiel "Der Franzose" oder "Die Ente". Vieles wird inzwischen nachgefertigt.
Marktlage
Von 1948 bis 1990 lief die Ente vom Band, am Ende waren es über fünf Millionen Stück gewesen. Doch nur wenige haben über die Jahre die nötige Pflege und Rostvorsorge genießen dürfen. Dazu ist die Nachfrage gewaltig gestiegen, die Preise sind explodiert. Im Wertzuwachs hat die Ente, prozentual gerechnet, manchen Ferrari überholt. Unter 5000 Euro ist es bereits schwierig, ein Exemplar im Zustand 2 zu finden. Mit neuem Chassis liegen Enten – je nach Qualität – sogar deutlich darüber.
Empfehlung
Für den Alltagseinsatz ist sich eine Ente nie zu schade. Gut jedoch, wenn sie vorn Scheibenbremsen besitzt (ab 1981). Bleibt das große Thema Rost. Wer es original mag, wird den verzinkten Nachbau-Rahmen nicht mögen. Doch bietet er, gemeinsam mit einer Hohlraumkonservierung, die beste Basis für dauerhaften Frieden. Das passende Teilegutachten darf allerdings nicht fehlen, auch muss das Chassis in die Papiere eingetragen sein.
Historie

1939: Die ersten T.P.V. entstehen
1948: Citroën zeigt den 2 CV, die Weiterentwicklung des T.P.V., auf dem Pariser Salon
1949: Die Serienfertigung läuft an
1958: Präsentation des 2CV Sahara mit Allradantrieb und zwei Motoren, nur 694 Stück entstehen
1960: Die Wellblech-Motorhaube verschwindet
1970: Als neue Modelle kommen 2 CV 4 (435 cm³, 23 PS) und 2 CV 6 (602 cm³, 29 PS)
1990: Produktionsende nach über fünf Millionen Einheiten
Adressen/Clubs
André Citroën Club, viele regional aktive Clubs
Literatur
2 CV-Zeitschrift "Der Entenschnabel"
Immo Mikloweit: "2 CV – Das Entenbuch"
Weitere Klassiker für Knauserer:
BMW 525e
Porsche 924
Fiat 500 D
$(LB548714:VW Golf I)$
Mercedes 200 D
$(LB548673:Opel Kadett B 1100)$
VW 1200 A
Audi 100 LS
Service-Links