Als der Fiat 500 anno 1957 bei uns auf den Markt kam, traf er auf Konkurrenten, die eigentlich keine waren. Neben der asketisch ausgestatteten Isetta oder dem zweitakt-dröhnenden Goggomobil war der Nuova 500 die schönste Versuchung, von überfüllten Straßenbahnen und zugigen Zweirädern auf komfortable vier Räder umzusteigen. Denn er kostete weniger und leistete mehr. Seine Zwölf-Volt-Anlage mit richtigem Anlasser (die Konkurrenz setzte zumeist noch auf Starter-Lichtmaschinen) ließ ihn auch nach teutonisch kalten Nächten munter anspringen, seine erstaunlich kräftige Heizung schockte nie mit dem rauchigen Atem ölundichter Käfer-Motoren, war aber ebenso haltbar und pflegeleicht. In seiner Riemenscheibe steckte sogar ein Öl-Schleuderfilter, in dem sich größere Schmutzpartikel sammelten.

Der Nuova 500 bot mehr und kostete weniger als die Konkurrenz

Fiat 500 D
Okay, die ersten Nuova 500 besaßen noch keine Kurbelfenster. Die ließen sich zwar nachrüsten, aber bei dem zugigen Rolldach hat sie kaum einer vermisst. Das Flatterdach wiederum schrumpfte schon ein Jahr später für die Luxus-Version zugunsten eines hinteren Glasfensters. Überhaupt: Modellpflege wurde beim kleinen Fiat ganz großgeschrieben. Liegesitze gab es später und sogar schon eine Scheibenwaschanlage. Glitzerndes Chrom adelte die teureren Modelle. Die Motoren erstarkten in der 18-jährigen Bauzeit von 13,5 auf 18 PS, zwischendurch gab es auch mal einen "Sport" mit 21,5 PS. In den letzten drei Baujahren orgelte hinten der gedrosselte Motor des Fiat 126. Versionen mit 23 PS sind heute also nicht selten anzutreffen. 

Das richtige Auto zur richtigen Zeit

Fiat 500 D
Doch schon die frühen 13,5 PS reichten damals einem beherzten und schaltfreudigen Piloten, den Dreimeter-Zwerg fast wie einen Gokart zu bewegen, in der Stadt wieselflink jede Lücke ausnutzend, um an der nächsten Ampel die kleine Nase wieder vorn zu haben. Mit dem Sportcoupé-Kürzel "2+2-Sitzer" ist das Raumangebot denn auch treffend beschrieben: Platz ist in der kleinen Hütte nur für Eltern und zwei Bambini. Die ihre Habe in die winzige Ablage vorn neben dem 21-Liter-Tank stopfen können. Aber im Urlaub ging es 1957 ja auch eher nach Cuxhaven denn gen Cesenatico, außerdem betrug die erlaubte Zuladung sowieso nur 210 Kilogramm. Der Fiat-Zwerg war das richtige Auto zur richtigen Zeit. Damals war er erreichbar, heute kostet es ein Lächeln, ihn am Laufen zu halten. Nur der mittlerweile saftige Kaufpreis gepflegter 500er tut dann doch ein bisschen weh.

Plus/Minus

Kleiner, feiner Wagen, der nicht nur bei Damen jeden Alters Beschützerinstinkte weckt. Idealer Stadtflitzer mit niedrigen Unterhaltskosten und verblüffend guten Bremsen. Doch Vorsicht beim Kauf! Frisch lackierte 500 ohne präzisen Restaurierungs-Nachweis bestehen fast immer mehr aus Spachtel als aus Blech. Laien sollten deshalb vor dem Kauf immer einen Fachmann zu Rate ziehen. Oder einen Unrestaurierten kaufen, die Teilebeschaffung ist im Prinzip kein Problem. Der zweite Minuspunkt heißt Sicherheit. Der 500 ist naturgemäß simpel und leicht. Die Knautschzone vorn besteht aus Batterie und Tank, hinten aus Motor, seitlich aus Dünnblech.

Ersatzteile

Der 500 ist ein äußerst reparaturfreundliches Auto, den Motor hebt ein kräftiger Mann fast allein raus und repariert ihn auf dem Küchentisch. Blechteile der frühen 500er mit hinten angeschlagenen Türen sind schwierig zu bekommen, ebenso der Blechbereich um die Batterie herum. Denn dort ist bei allen Modellen fast immer Rost zu finden. Sonst aber kümmert sich eine große Fangemeinde rührend um die Ersatzteilversorgung.

Marktlage

Fiat 500 D
Gut erhaltene 500 sind knapp, eine Reise nach Italien hilft nur manchmal. Denn das Land ist leergekauft, die Preise bewegen sich auf hiesigem Niveau und darüber. Ganz rar sind die Kombimodelle Giardiniera, deren Ersatzteilversorgung ist prekär. Mit Geduld lässt sich für jeden Geschmack etwas finden, die Preise für Spitzenmodelle sind aber allesamt schon fünfstellig. Ein später Fiat 500 aus den 70ern sollte sich in gutem Zustand allerdings für 7000 bis 8000 Euro beschaffen lassen.

Empfehlung

Bei den 500 R (1972 bis 1975) kann das R auch für Rost stehen, also besondere Vorsicht walten lassen. 500 F und L stellen immer noch die Masse des Angebots, frühe Nuova sind extrem selten geworden. Vorsicht bei getunten Modellen. Für Raritätensammler interessant sind die österreichischen Steyr-Puch-Vettern mit Zweizylinder-Boxermotoren von 16 bis 40 (!) PS. Für solche Raritäten werden teilweise schon weit über 20.000 Euro verlangt.

Historie

1957: Präsentation des Fiat Nuova 500 als Nachfolger des 1955 zuvor eingestellten 500 C (Topolino), im gleichen Jahr Anhebung der Leistung von 13,5 auf 15 PS.
1959: Leistungsanhebung auf 16,5 PS. Von 1958 bis 1960 Leistung 21,5 PS, danach wieder 17,5.
1960: Vorstellung der Kombi-Version "Giardiniera" mit 17,5 PS.
1965: Vorstellung des Typ F mit 18 PS, Türen sind nun vorn angeschlagen.
1968: Präsentation des 500 L mit zusätzlichen Chrombügeln und Zierleisten.
1972: Vorstellung des 500 R mit Motor des zeitgleich präsentierten Nachfolgers Fiat 126.
1975: Produktionsende der Limousine.
1977: Produktionsende des 500 Giardiniera. Produktionszahl aller Varianten: 3.702.078 Fahrzeuge.

Weitere Klassiker für Knauserer:

Audi 100 LS

Porsche 924

$(LB548714:VW Golf I)$

Citroën 2 CV 6

Mercedes 200 D

$(LB548673:Opel Kadett B 1100)$

VW 1200 A

BMW 525e