24h Nürburgring: Stippler
—„Dieses Rennen macht dich platt“
Klassikers.
Frank Stippler: (lacht) Ehrlicherweise muss ich Ihnen diese Illusion nehmen. Es gibt schon die Hartgesottenen, die dann noch feiern. Aber die andere Hälfte ist doch eher platt, weil das Rennen mental sehr anstrengend ist. Da kannst du noch so feierfreudig sein, irgendwann ist einfach mal der Akku leer. Mindestens bis Mittwoch bist du dann auch gerädert vom Schlafmangel. Es gibt definitiv leichtere Rennen.
Auf jeden Fall. Letztes Jahr war es sehr emotional, weil wir davor zuletzt 2012 gewonnen hatten. Zwischendurch waren wir immer wieder nah dran, aber es hat dann doch nie geklappt. Die 24h am Nürburgring und auch die in Spa zu gewinnen, war schon mein Traum, als ich als kleines Kind am Zaun stand.
Die Nordschleife ist in ihrer Gesamtheit so anspruchsvoll, dass es schwierig ist, eine Passage herauszunehmen. Ein aufregender Streckenabschnitt folgt dem nächsten ohne eine Pause. Selbst die Döttinger Höhe ist durch die ständigen Windschattenschlachten immer spannend. Natürlich ist die Länge speziell, gepaart mit dem Wetter. Es kann hier sehr gut sein, dass du auf Start-und-Ziel mit Slicks losfährst und in der Fuchsröhre dann Aquaplaning hast. Außerdem kannst du beim Anbremsen über den Scheitelpunkt bis zum Kurvenausgang vier verschiedene Asphaltbeläge haben. Die Nordschleife ist ein flüssiger Kurs. Das mag ich. Hier gibt es kaum Stop-and- go-Passagen wie auf den modernen Strecken. Wir kommen kaum aus dem vierten oder fünften Gang heraus, alles passiert also bei hohem Tempo. Dazu kommen die Bodenwellen. Nirgendwo sind die Autos öfter in der Luft als hier.
Das Abheben der Autos spürt man kaum, ein sauberer „Absprung“ ist dennoch wichtig für eine möglichst harmonische Landung. Das ist zum einen gut auf der Stoppuhr und schont zum anderen das Material.
Ja, aber das hat sich beruhigt. Solange wir Rundenzeiten im Bereich von acht Minuten fahren, ist das vertretbar. Am Ende geht es auch gar nicht so sehr darum, wie schnell die Autos sind, sondern wie gut die schnellen Autos mit den langsamen auskommen.
Das ist weniger geworden, weil durch die vielen Lizenzen, die man für einen Start braucht, ein Weg gefunden worden ist, um unerfahrene Hobbyfahrer außen vor zu lassen. Das war vor wenigen Jahren noch anders. Aber das macht auch immer noch den Reiz aus, dass die schnelleren mit den langsameren Autos auskommen müssen und umgekehrt. Der Sieg führt auch über die Aufgabe, dies am besten zu meistern.
Es gibt auf der Nordschleife zwar kein Licht von außen, aber du hast Zusatzleuchten. Beim Überrunden musst du noch mehr aufpassen als am Tag: Ein kleiner Rempler, der Teile der Lichtanlage zerstört, und du hast einen riesigen Nachteil.
Hier heißt es von Anfang an Feuer frei! Das liegt an der Länge der Strecke. Es gibt anders als in Spa oder Le Mans keine Safetycar-Phasen, die das Feld zusammenführen. Wenn du da sagst: „Na ja, mal schauen, wie die Nacht läuft, und dann geben wir am Morgen Gas“, kannst du das vergessen. Den Rückstand holst du nie mehr auf.
Stichworte: