Kein Kfz-Schein, keine Pressemappe, auch von einer Bedienungsanleitung fehlt jede Spur. Und unter dem iDrive-Menüpunkt "Bordbuch" bleibt der Monitor schwarz. Alles geheim. Der 3er Touring ist zu neu. Beim AUTO BILD-Fototermin mag BMW über seinen neuen kleinen Edelkombi noch nicht viel verraten. Haben die etwa Angst vor der Konkurrenz? Bleibt der 3er beim Ladevolumen hinter einem seiner wichtigsten Gegner nur zweiter Sieger? Um das herauszufinden, legen wir selbst Hand an. Bewaffnet mit Maßband und Zollstock prüfen wir die wichtigsten Abmessungen des brandneuen BMW und vergleichen sie mit denen des Mercedes C-Klasse T-Modell. Hier geht es schließlich um jeden Zentimeter.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 3er

BMW 3er Touring
Jetzt langt es wirklich: BMW streckt den 3er Touring auf über 2,80 Meter Radstand – Premiumkombi-Rekord.
Doch bevor wir loslegen, offenbart der 3er Touring doch noch ein kleines Geheimnis. Versteckt im Handschuhfach liegen zwei geklammerte DIN-A4-Blätter. Auf grauem Umweltschutzpapier verraten sie die Sonderausstattungs-Spezifikations-Nummern (kurz: SA-Spez-Nr.). Unter Position 0901 heißt es: "Sonderkontrolle Filmfahrzeuge". So so, BMW versucht also, uns ein besonders vorteilhaftes Fotomodell unterzujubeln. Dass der Kombi auch gleich mit der Diesel-Topmotorisierung – 258 PS und 560 Newtonmeter – antritt, ist da nur logisch. Machen die anderen auch. Kein Wunder also, dass die Frage bei Mercedes nach einem C-Klasse T-Modell prompt mit einem 350 CDI (265 PS, 620 Newtonmeter) im AMG-Festkleid beantwortet wurde. In dieser Liga hat man halt nichts zu verschenken. Schon gar keine Zentimeter. Denn die scheinen in dieser Klasse eine entscheidende Rolle zu spielen. BMW hat jedenfalls alles getan, um seinen 3er an der bislang etwas größeren C-Klasse vorbeizuschieben. Er ist nun länger, breiter und hat den gestreckteren Radstand.

Überblick: Alle News und Tests zur Mercedes C-Klasse

Mercedes C-Klasse T-Modell
Vorsprung eingebüßt: Die 1500 Liter Maximalvolumen des C-Klasse T-Modells schafft der 3er jetzt auch.
Der Effekt aufs Innenleben bleibt nicht aus. Die Laderaumdimensionen im Touring haben kräftig zugelegt. Sein Frachtvolumen wächst gegenüber dem Vorgänger um 35 auf 495 Liter. Das sind fast acht Prozent Plus und zehn Liter mehr als beim Mercedes. Beim Maximalvolumen, also mit umgelegten Rücksitzlehnen, zieht der Touring mit dem T-Modell gleich. Beide packen 1500 Liter ein. Bei einigen Einzelabmessungen bleibt der Mercedes zwar einen Tick größer, aber den besser zu nutzenden Kofferraum reklamiert BMW für sich. Wie gesagt: Die beiden gönnen sich nichts. Aber machen zehn Milchtüten mehr oder weniger im Kofferraum einen kaufentscheidenden Unterschied? Überzeugender ist da wohl eher das bessere Platzangebot im BMW-Fond. Reisten Passagiere hier bereits im alten Touring gemütlicher, hat der Raumvorteil gegenüber dem Mercedes nochmals zugenommen. Er wirkt luftiger, die Kniefreiheit ist üppiger, die Beinauflagen sind länger. Dazu fallen Ein- und Ausstieg leichter. Wem der Komfort seiner Fahrgäste am Herzen liegt, der kauft mit dem BMW das bessere Auto. Den kompletten Artikel gibt's im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.

Fazit

Gut, der Nutzwert des Touring hat sich verbessert. Er liegt jetzt vorm T-Modell und wirkt zudem moderner. Ein praktischer, dynamischer und komfortabler Edelkombi. Und trotzdem wirft er Fragen auf: Muss sich Prestige denn immer über Größenwachstum definieren? Immer länger, breiter, höher – wo soll das enden? Dabei war gerade wendige Kompaktheit eine typische BMW-Tugend. Die geht zunehmend verloren. Bitte tretet mal wieder kürzer.