Abt RS6-R: Test
Exklusiv! Erste Fahrt im Abt RS6-R

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Im Abt RS6-R tobt ein V8 mit 740 PS und 900 Nm. AUTO BILD durfte als Erstes ran – und war tief beeindruckt vom heftigen Punch aus der Mittellage!
600 PS reichen nicht – ein normaler Audi RS 6 ist nicht aggressiv genug? Es soll tatsächlich Menschen geben, die so empfinden. Die Lösung ihres Problems kommt nun in Form des Abt RS6-R. Selten hatten wir es im Vorfeld für derart unnötig gehalten, ein Auto tunen zu müssen, wie im Falle des neuen RS 6 Avant – und selten wurden wir so nachdrücklich eines Besseren belehrt. Abt hat geladen – im wahrsten Sinne des Wortes. AUTO BILLD kann eines von nur 125 Exemplaren des neuen Powerkombis als erstes Medium überhaupt fahren.
Understatement ist nicht die Sache des Abt RS6-R

Kombi-Renner: Mit viel Sichtcarbon und breitem Spoilerwerk fällt der Abt RS6-R auch optisch auf.
Wer Abt kennt, der weiß, dass die Jungs zwar was von Eleganz verstehen, aber normalerweise nichts von Understatement halten. Auffällig verspoilert mit einem auffälligen Bodykit aus viel Sichtcarbon wartet der Hauptdarsteller des Tages im noblen Showroom. Unter der Haube ein brachialer Vierliter-V8 mit 740 PS und 920 Newtonmeter. Diese Leistung kitzeln die Äbte über modifizierte Turbolader, eine eigens entwickelte Ladeluftkühlung und eine Edelstahl-Abgasanlage (mit Endrohrblenden aus Kohlefaser) aus der Maschine. Klare Sache: Hier geht es gleich mächtig voran. Und genau das probieren wir jetzt aus. Wir schwingen uns über die beleuchteten Einstiegsleisten ins Interieur und starten das Biest im Bug. Zwischen tief grummelnd und schwermetallisch schnarrend variiert die Akustik, als wir die ersten Meter in Angriff nehmen.
Aus mittleren Geschwindigkeiten zieht der V8 vehement

Bei hohem Reisetempo läuft der Wagen gerne Spurrillen hinterher – das mahnt zur Vorsicht.
Was wir sofort bemerken: Auf innerstädtischem Geläuf wirkt der Abt im Sportmodus auffällig hoppelig – das kann freilich an den gewichtsoptimierten 22-Zoll-Rädern der High Performance HR 22-Serie liegen, die – bespannt mit 285/30er-Walzen – nicht mehr viel Flanke als zusätzliches Federelement bieten. Na, dann schnell auf die unbeschränkte A7 und gib ihm: Dabei beeindruckt vor allem, mit welcher Vehemenz der V8 beim Herausbeschleunigen aus mittleren Geschwindigkeiten an allen vieren zerrt. Von unten heraus fällt der Unterschied zu den Serienmodellen dagegen relativ moderat aus. Bei hohen Reisetempi rennt der RS6-R mit Vorliebe Spurrillen hinterher, was die Sache jenseits von 250 km/h zu einer unruhigen Nummer werden lässt. Das ist aber gar nicht verkehrt, denn als Bändiger dieses Boliden sollten Sie stets wachsam und auf der Hut sein.
Bis Tempo 100 verspricht Abt schlanke 3,2 Sekunden

Das Beschleunigungsversprechen hält der RS6-R nicht ganz, was aber am Race-Monitor liegen könnte.
Auf der Landstraße dann schlägt endgültig das Stündchen dieses Geschosses. Hier halten wir uns größtenteils in jenem mittleren Drehzahlbereich auf, den sie mit ihren kolossalen 920 Newtonmetern so lieben. Ein schier unfassbarer Punch erfasst das Auto, wenn wir mit etwa viereinhalbtausend Touren aus der Kurve heraus beschleunigen. Auf einer einsamen Nebenstraße bestätigt sich der Ersteindruck, den wir bereits gewonnen hatten. Von unten raus ist der Unterschied zur Serie gar nicht mal so gewaltig. Mit Launch Control gibt Abt 3,2 Sekunden für den Standardsprint an. Trotz mehrerer Versuche auf sauberer Straße kommen wir an diesem kühlen März-Nachmittag nicht an diesen Wert heran. Bei vier Versuchen stehen dreimal eine 3,7 und eine 3,6 in der bordeigenen Mess-Telemetrie des RS6-R. Wohlgemerkt bei nicht optimalen Bedingungen und ohne das Mess-Equipment der AUTO BILD sportscars.
Woran das liegt? Vielleicht ist es tatsächlich der eingebaute Messapparat, denn auf dem Fahrtermin des Technikbruders RS 7 Sportback verpasste der Race-Monitor die Werksangabe um drei Zehntel, während unser externes Messgerät eine 3,4 auf hundert aufzeichnete – mit einem werksseitigen RS 6 Avant.
Das Fazit: Abt hat den RS 6 dort angepackt, wo noch Optimierungspotenzial lag. Der Punch aus der Mittellage hat merklich zugelegt, das Fahrwerk zeigt sich verbindlicher, wenn es muss. 69.900 Euro für den Umbau sind aber deftig.
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