Die japanische Chemiefirma Toray schenkt Airbags ein zweites Leben als Spritzgussersatz. Dabei muss der Fahrer eines Autos keine Angst haben, dass er nach dem Werkstattaufenthalt ein gebrauchtes Austauschteil bekommt. Denn den ehemaligen Lebensrettern kommt in ihrem zweiten Leben eine völlig andere Aufgabe zu.
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Bisher wurden Airbags zumeist später zu Taschen oder Bekleidungsstücken verarbeitet. Toray Industries, ein weltweit tätiges Chemieunternehmen mit knapp 50.000 Mitarbeitern, hat das Recyclingmaterial Nylon 66 entwickelt. Es wird aus silikonbeschichteten Gewebeabfällen gewonnen, die aus Autoairbags stammen. Umfangreich verarbeitet, erreicht der wiederverwertete Werkstoff die gleiche Fließfähigkeit und die gleichen mechanischen Eigenschaften wie Spritzgusssorten.

Komplexer Prozess schafft völlig neues Material

Nylon 66 wird durch einen höchst komplexen Prozess gewonnen: Zunächst wird das Gewebe der ausgebauten Airbags von Silikon befreit und gewaschen. Anschließend werden in einem aufwendigen Prozess verschiedene Additive mit Harz zugeführt. Es entsteht schließlich ein völlig neues Material, das mit dem einstigen im Lenkrad verbauten Lebensretter nichts mehr zu tun hat.
Airbag von Mercedes
Auch Airbags werden ausführlich getestet. Sie können Leben retten – und ihr Material kann möglicherweise bald wiederverwendet werden.
Bild: Mercedes-Benz AG
Das neue Produkt trägt die Bezeichnung Ecouse Amilantm. Bei der Wiederverwertung durch Abziehen und Waschen bleiben jedoch in der Regel Silikonspuren zurück, die das Harz zersetzen und die Formen beim Spritzgießen verunreinigen könnten. Zudem muss durch die Verarbeitung des Recyclingstoffes gewährleistet sein, dass die hohe Viskosität des Airbaggarns die Anwendung bei dünnwandigen Spritzgussverfahren, bei denen eine hohe Fließfähigkeit entscheidend ist, nicht einschränkt.

Kein Unterschied zwischen neuem und recyceltem Nylon 66

Toray kombinierte hierfür verschiedene Additive, damit Silikonharzreste nicht auf die Oberfläche der geformten Produkte überspringen. Zudem wurde die Formhaftung stark reduziert, sodass die Fließfähigkeit und die mechanischen Eigenschaften von recyceltem Nylon 66 keinen Unterschied zu denen von neu produziertem Nylon 66 machen.

Toray baut globales Versorgungssystem auf

Der japanische Chemiekonzern hat damit begonnen, recycelte Rohstoffe an seinen Überseestandorten zu beschaffen, um ein globales Versorgungssystem aufzubauen. Das Unternehmen will dabei auch die Vermarktung von Produkten aus recyceltem Nylon 66 prüfen, die aus Airbags aus Altfahrzeugen hergestellt werden.
Opel Zafira Life Airbagsystem
Ein Airbagsystem, wie dieses von Opel, besteht heutzutage aus vielen verschiedenen Komponenten.
Bild: Opel/Stellantis
Das Unternehmen hat sich bisher durch recycelte Kunststoffprodukte einen Namen gemacht, die aus eigenen Produktionsprozessen stammen, wie zum Beispiel aus dem Recycling von gebrauchten Teilen von Klimaanlagen. In den kommenden Jahren will Toray das Recycling auf gebrauchte Automobilteile und Industrieanlagen auszuweiten.
Dabei will der japanische Konzern mit Ecouse Toraycontm ein recyceltes Polybutylenterephthalat-Harzprodukt auf den Markt bringen, das die gleichen Eigenschaften wie Neuware aufweist. Die gesamte Werkstoffkette soll bis spätestens 2050 CO2-neutral sein.

Von

Patrick Solberg