Produktionszeit - plus Lieferzeit

Das Geld sitzt bei allen nicht mehr so locker. Das kriegen auch die Autohersteller zu spüren. In diesem Jahr rechnen sie mit einem Minus von rund 140.000 Neuwagenbestellungen gegenüber 2001. Da kommt Hoffnung bei jenen auf, die trotz schlechter Konjunktur ein neues Auto kaufen. Kommt der Neue jetzt schneller? Ist Schluss mit den langen Wartezeiten?

Leider nicht, so das Ergebnis der Umfrage von AUTO BILD bei Autobauern und Importeuren (siehe Lieferfristen). Das Prinzip "Gestern bestellt, heute abgeholt" funktioniert bei Neu-Bestellungen noch nicht. Nur die Asiaten sind ziemlich dicht dran. Sie produzieren ihre Fahrzeuge auf Halde, entweder mit Vollausstattung oder festen Ausstattungspaketen. Vom Importlager Bremerhaven werden sie im Schnitt zwei bis drei Wochen nach Order ausgeliefert. Nachträgliche Sonderwünsche erledigt in aller Regel der Händler.

Doch auch bei europäischen Herstellern wären Lieferzeiten unter drei Wochen heute schon möglich. Denn vom rohen Blech bis zum fertigen Auto dauert es rund eine Woche. Rechnen wir den Transport zum Händler dazu, kommen insgesamt etwas mehr als zwei Wochen zusammen. Dass es in der Praxis oft länger dauert, hat viele Gründe. Einer davon sind besondere Produktionsabläufe. So entsteht etwa die Rohkarosse des Peugeot 406 Coupé bei Pininfarina in Turin. Montiert wird das Auto jedoch in der Nähe von Paris. Durch den Transport verzögert sich die Auslieferung um sechs Wochen gegenüber dem normalen 406.

Besondere Modelle dauern länger

Manchmal liegt es auch am Aufwand und der Stückzahl. Beispiel Maybach. Das Nobel-Modell made by Mercedes-Benz wird nach den Wünschen des Kunden in Handarbeit zusammengesetzt, in einer eigens dafür gebauten Manufaktur. Das dauert. Und weil der Verkauf erst Ende Mai beginnt, rechnet in Stuttgart niemand damit, dass der erste Maybach vor dem Jahreswechsel an einen Kunden übergeben wird.

Damit ist die neu aufgelegte Auto-Legende jedoch nicht Spitzenreiter der Warteliste. Hier führt unter anderem der Porsche 911 Turbo. In ihm kann der Käufer frühestens zwölf Monate nach der Bestellung Platz nehmen. Grund: geringe Stückzahl. manchmal geht es aber auch andersum. So halbierte sich die Wartezeit beim begehrten Peugeot CC trotz geringer Stückzahl. 2001 waren es noch zwölf Monate, wer heute bestellt, kann etwa im Oktober die letzten warmen Herbsttage mit einer Ausfahrt im offenen Auto genießen. Die erste Kaufwelle ist abgeebbt.

Viele Hersteller nutzen zudem die Lieferzeit als Puffer in der Produktion. Egal ob die Nachfrage gut oder schlecht ist, die Bänder laufen immer im selben Tempo. Das führt bei einer hohen Nachfrage zwar zu längeren Lieferzeiten, fehlen jedoch Bestellungen, muss niemand entlassen werden. Das ist bei der Produktion des Smart Crossblade sicher kein Thema. Den 21.000 Euro teuren Zweisitzer wird es weltweit nur 2000-mal geben. Auf so ein Sammlerstück warten die Käufer dann sicher gern auch mal etwas länger.

Lieferfristen Alfa bis MCC Smart

Lieferzeiten hängen nicht nur vom Willen der Autohersteller ab. Auch der Kunde kann etwas tun, um schneller an sein Auto zu kommen. Hier einige Tricks: • Stellen Sie Ihr Wunschfahrzeug zusammen, und trennen Sie dabei unverzichtbare Extras und weniger wichtiges Zubehör. Muss es die Multimediaanlage mit Fernseher, DVD und Navigationsgerät sein, oder reicht auch das Radio mit CD-Wechsler? Passt zu Ihnen auch eine andere als die Wunschfarbe? Abstriche in den Wünschen können manchmal die Lieferzeit verkürzen • Gefällt Ihnen auch ein bestelltes, aber nicht abgeholtes Auto beim Händler oder einer seiner Vorführwagen? Das ist der schnellste Weg, denn solche Autos können meist schon nach ein bis zwei Tagen abgeholt werden. Und oft ist dabei auch noch ein ordentlicher Nachlass drin • Lassen Sie Ihren Händler deutschlandweit nach einem auf Halde produzierten Auto suchen, das Ihrem Wunschfahrzeug sehr nahe kommt. Vielleicht müssen Sie auf ein paar Extras verzichten, dafür ist der Neue schneller da. Leider machen Händler dies nicht so gern. Findet er auf diese Weise ein Auto für Sie, kann er selbst nämlich keinen Neuwagen mehr verkaufen.

Lieferfristen Nissan bis Volvo

Leider verzögert sich immer wieder mal die Auslieferung eines Neuwagens verzögert. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Mal sind es fehlende Teile, dann technische Probleme im Werk oder ein Streik. Doch bei allem Verständnis - niemand muss die Warterei klaglos hinnehmen.

Das sind Ihre Rechte und Pflichten: • Wird das alte Fahrzeug nach einer festen Lieferzusage verkauft oder gibt es während der Wartezeit den Geist auf, bekommt der Kunde auf Kosten des Herstellers einen Leihwagen • Steigen die Preise, kann er vom Vertrag zurücktreten. Preiserhöhungen dürfen nur weitergereicht werden, wenn dies im Kaufvertrag so vereinbart wurde und zwischen Bestellung und Lieferung mehr als vier Monate liegen. Das gilt auch, wenn die Preiserhöhung mit einer Modellpflege begründet wird • Wichtig: Der Kunde kann nicht willkürlich vom Vertrag zurücktreten. Zuvor muss er den Händler sechs Wochen nach Ablauf der unverbindlichen Lieferfrist schriftlich abmahnen und eine Frist von zwei Wochen setzen. Verstreicht diese ohne Lieferung, darf der Käufer vom Vertrag zurücktreten.

Achtung! Wer einfach aus Ärger über den Händler vom Vertrag Abstand nimmt, zahlt drauf. In solchen Fällen hat der Händler Anspruch auf Schadenersatz, meist in Höhe von 15 Prozent des Kaufpreises. Macht bei einem Neuwagen für 15.000 Euro stolze 2250 Euro. Auch Krankheit oder Arbeitslosigkeit sind keine Rücktrittsgründe.