Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4 im Test
Tonale in Dur und Moll
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Der Tonale Plug-in-Hybrid Q4 ist das Spitzenmodell der Reihe. Mit ihm will Alfa an seine Sporttradition anknüpfen – und neue Akzente bei Design und Qualität setzen.
Bild: AUTO BILD
Der Alfa Romeo Tonale Plug-In Hybrid Q4 ist nach eigenen Aussagen der Marke nicht nur das Topmodell der Baureihe. Kein anderer Alfa soll in allen Details den Wandel der Marke symbolisieren, hin zu einer ganz neuen Sportlichkeit.
Wer also mit dem Tonale, lackiert in Verde Montreal und den leuchtend roten Bremssätteln in den Prototipo genannten 20-Zoll-Rädern an die Tankstelle fährt, der braucht dem Tankwart am Schalter nicht die Nummer der Säule zu sagen. Nein, weil der mit strahlendem Lächeln ruft: "Der Alfa, oder?".

Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Insofern haben die Italiener schon ein Versprechen eingelöst: „Unverwechselbares Design“. Und auch beim Blick ins Datenblatt scheint alles klar. Ein Vierzylinder Verbrennungsmotor mit 180 PS schiebt die Vorderräder an. Am Heck werkelt ein E-Motor mit 122 PS, der von einem 12,5 kWh (netto) leistenden Batterie gefüttert wird und den gut zwei Tonnen schweren Tonale nach AUTO-BILD-Messungen immerhin 53 Kilometer rein elektrisch bewegen kann.
Unten Dur, oben Moll
Aber das ist nur die ökologische Beigabe. Im Zusammenspiel der Motoren geht es auch um Leistung. Und die gibt Alfa für den Tonale Plug-In-Hybrid Q4 mit 280 PS an. Tatsächlich beschleunigt das SUV so befeuert nach unseren Messungen bei vollem Akku in 6,4 Sekunden auf Tempo 100.
Fahrzeugdaten
Modell | Alfa Romeo Tonale 1.3T MultiAir Plug-in-Hybrid Q4 |
---|---|
Motor Bauart/Zylinder | Vierzylinder, Turbo, + E-Motor |
Einbaulage/ | vorn quer |
Hubraum | 1332 cm³ |
Ventile/Nockenwellen/NW-Antrieb | 4 pro Zylinder/1/Kette |
Leistung Verbrennungsmotor | 132 kW (180 PS) bei 5750/min |
Spitzenleistung E-Motor | 90 kW (122 PS) |
Systemleistung | 206 kW (280 PS) |
max. Drehmoment (Verbrenner/E) | 270/250 Nm |
Vmax | 206 km/h |
Getriebe | Sechsstufenautomatik |
Antrieb | Allradantrieb |
Bremsen vorn/hinten | Scheiben/Scheiben |
Testwagenbereifung | 235/40 R 20 V |
Reifentyp | Pirelli P Zero |
Radgröße | 7,5 x 20" |
Abgas CO2* | 32 g/km |
Verbrauch* | 1,4 l |
Tankinhalt/Kraftstoffsorte | 42,5 l/Super |
Tankdeckel/Ladeanschluss | hinten rechts/hinten links |
Batteriekapazität/Ladeleistung | 12,0 kW netto/bis 7,4 kW |
Vorbeifahrgeräusch | 69 dB(A) |
Anhängelast gebr./ungebr. | 1250/700 kg |
Stützlast | 75 kg |
Kofferraumvolumen | 385-1430 l |
Länge/Breite/Höhe | 4528/1835–2082**/1614 mm |
Radstand | 2636 mm |
Grundpreis | 51.000 Euro |
Testwagenpreis (wird gewertet) | 56.000 Euro |
Hui, da geht die Post ab, denkt der sportorientierte Fahrer, und geht - pedal to the metal - in freudiger Erwartung der angesagten 206 km/h aufs Ganze. Unten raus liefert der Italiener dann auch richtig ab. Doch die Enttäuschung am Ende ist groß. Mit viel, mit sehr viel Anlauf, pegelt sich die in einem wirklich schicken Design integrierte digitale Tachonadel bei Tempo 198 ein.
Bereits ab Tempo 160 wirkt der mit einem Hubraum von 1335 Kubikzentimetern eher kleine Vierender überfordert. Das bringt er auch Tonal - hier in Moll - deutlich zu Gehör. Und unten rum? Entpuppt sich das Motorengespann im Zusammenspiel mit der 6-Gang-Automatik und einer unschlüssigen Elektronik als auch nicht besonders sportlich. Unrunde Schaltwechsel mit einer ebensolchen Kraftverteilung zwischen E-Motor und Verbrenner haben vor allem bei Fahrten mit leichtem Gasfuß leidige Zugkraftunterbrechungen zur Folge und lassen den nach außen schicken Tonale technisch ganz schön alt aussehen.

Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Ein durstiger Gesell
Das gilt auch für den hohen Spritverbrauch, wenn der Benziner ohne E-Unterstützung den Vortrieb bewerkstelligen muss. Da fließen über 100 Kilometer locker zehn Liter durch die Schläuche. Um den E-Motor wieder zur vollwertigen Mitarbeit zu bewegen, kann zum einen der Benziner im e-Save-Modus die Wiederaufladung übernehmen oder im besten Fall ein 7,4-kW-Schnellladegerät. Aber selbst dort dauert eine volle Ladung der Batterie zweieinhalb Stunden.
Messwerte
Modell | Alfa Romeo Tonale 1.3T MultiAir Plug-in-Hybrid Q4 |
---|---|
Beschleunigung | |
0–50 km/h | 2,5 s |
0–100 km/h | 6,4 s |
0–130 km/h | 10,0 s |
0–160 km/h | 16,0 s |
Zwischenspurt | |
60–100 km/h | 3,3 s |
80–120 km/h | 4,1 s |
Leergewicht/Zuladung | 1914/506 kg |
Gewichtsverteilung v./h. | 52/48 % |
Wendekreis links/rechts | 11,9/12,0 m |
Sitzhöhe | 690 mm |
Bremsweg | |
aus 100 km/h kalt | 36,3 m |
aus 100 km/h warm | 35,1 m |
Innengeräusch | |
bei 50 km/h | 58 dB(A) |
bei 100 km/h | 64 dB(A) |
bei 130 km/h | 68 dB(A) |
bei 160 km/h | 71 dB(A) |
Verbrauch | |
Stromverbrauch (hochgerechnet) | 27,0 kWh/100 km |
Testverbrauch (60 % Hybrid-, 40 % E-Anteil) | 5,2 l S + 10,8 kWh/100 km |
Verbrauch mit leerer Batterie | 8,6 l S/100 km |
CO2 (Testverbrauch) | 123 g/km |
Reichweite | 490 km + 53 km elektrisch |
Auch fahrtechnisch kann der Sportfreund nicht an alte Erfolge anknüpfen. Auf der "Small Wide 4x4"-Plattform ruhend, die seit 2017 auch der Jeep Compass nutzt, leidet der Tonale unter seinem kurzen Radstand und einer leichtgängigen, etwas gefühllosen Lenkung. Das ist dann auch ein klarer Widerspruch zur recht dynamischen, immer etwas übersteuernden Auslegung, was ihn in schnell gefahrenen kurzen Kehren recht wackelig erscheinen lässt.

Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
So sind die 280 PS letztlich lediglich etwas für den Bierdeckel am Stammtisch, aber nichts, mit dem man auf der Straße für Furore sorgen kann. Das ist schade, denn in allen anderen Belangen ist der Tonale Plug-in-Hybrid Q4 genau das, was er sein soll. Im Innenraum präsentiert er sich sportlich und modern, wie ein Formel-1-Rennwagen. Da gibt es mächtige Schaltwippen aus Aluminium, Digitalinstrumente, die das Design legendärer Alfa-Zeiten in die Neuzeit übersetzen, schöne Materialien, die den Händen schmeicheln und Sportsitze mit Kunstlederbespannung, die ihren Namen verdienen.
Gute Verarbeitung
Auch die Verarbeitung macht bis auf ganz kleine Aussetzer, die es hier nicht zu nennen lohnt, einen richtig guten Eindruck. Da stört es wenig, dass das adaptive Fahrwerk bei Beanspruchung immer etwas hölzern reagiert und das Raumangebot insgesamt nicht ganz das hält, was die Außenmaße versprechen.

Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Am deutlichsten wird das im Kofferraum. Hier rauben E-Motor und Batterie knapp 115 Liter und verringern das Volumen im Vergleich zum Verbrenner angetriebenen Tonale auf 385 Liter.
Wertung
Modell | Alfa Romeo Tonale 1.3T MultiAir Plug-in-Hybrid Q4 |
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Karosserie | mäßiges Raumangebot, gute Materialien und Verarbeitung, 1,2 Tonnen Zuglast sind zu wenig |
3/5 Punkten | |
Antrieb | vehementer Antrit, keine 200 km/h in der Spitze, hoher Benzinverbrauch bei leerer Batterie |
3,5/5 Punkten | |
Fahrdynamik | dynamischde Auslegung, gefühllose Lenkung, indifferentes Bremsgefühl, Extrembereich nie kritisch |
3,5/5 Punkten | |
Connected Car | kein Head-up-Display, gute Darstellung des Verkehrsfluss im Navi, Car-Play kabellos nutzbar |
4/5 Punkten | |
Umwelt | mit fast zwei Tonnen recht schwer, hoher CO2-Ausstoß bei leerer Batterie, 53 Kilometer elektrisch |
3/5 Punkten | |
Komfort | Sitze mit kurzem Verstellbereich, wenig Knieraum im Fond, adaptive Federung ist Serie |
3,5/5 Punkten | |
Kosten | teuer, gut ausgestattet, Wertstabil, Wartung alle 15.000 km, vier Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung |
3/5 Punkten | |
AUTO BILD-Testnote | 3+ |
Punkten kann der Italiener mit seinen technischen Beigaben. Das gilt für den 10,25 Zoll große Zentral-Touchscreen mit intuitiver Bedienung ebenso, wie für die kabellose Anbindung von CarPlay und einer gut funktionierenden Sprachaktivierung, die auf den Ruf "Hey Alfa" reagiert. Auch die Beigaben an elektronischen Fahrhelferlein sind nicht zu beanstanden. Zumal sich der recht rigide arbeitende adaptive Spurhalteassistent per Knopfdruck am Blinkgeber ganz leicht deaktivieren lässt.
Fazit
Der Alfa Romeo Tonale Plug-In Hybrid Q4 ist optisch und qualitativ ein gelungenes Sport-SUV. Schade, dass die Attitüde ihren Wiederhall nur im Spurt findet. Immerhin kann man mit dem Teilzeitstromer 53 Kilometer rein elektrisch fahren und sich für 51 000 Euro über viele nette Beigaben freuen.
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