Stellen Sie sich mal vor, Sie lümmeln sich gerade im muckeligen Ruheraum des Thermalbads, und aus den Lautsprechern wummern anstelle von beruhigenden Klängen verzerrte Metal-Riffs. Das klingt surreal, im automobilen Bereich ist es aber gar nicht mal so unüblich sind. Daher bitten wir drei hochmotorisierte Wuchtbrummen aus dem Luxussektor zum Tanz – oder besser zum Circle Pit. Alpina B7 Biturbo, BMW M760iL und Mercedes-AMG S 63 – finden wir heraus, wer hier um wen Kreise fährt.

Alpina verpasst den Werks-BMW noch eine Sahnehaube

BMW Alpina B7
Mittelweg: Alpina liegt mit dem B7 Biturbo zwischen 7er-Luxus und der Sportlichkeit der M-Modelle.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Alpina schickt uns den allradgetriebenen B7 Biturbo mit 608 PS in die Redaktion. Im Ostallgäu erhalten die zentralen Komponenten der am BMW-Werksband konfigurierten Autos ihren Feinschliff, wobei Alpina als Hersteller mit weitaus mehr Aufwand zu Werke geht als ein Tuner. Das Ziel: Ein Mittelding zwischen den stärksten Modellen der konventionellen BMW-Baureihe und den ultrasportlichen M-Modellen. Zum markeninternen Vergleichstest-Gegner BMW M760iL hält der B7 lediglich einen Minimalabstand: Bis auf das Autoquartett des Juniors spielen die 2 PS Differenz keine Rolle. Doch zum werksseitigen Über-7er kommen wir später. Die Allgäuer "Alpinative" ist derweil nur echt mit den typischen Zierstreifen und in einer der beiden Alpina-Sonderfarben Blau oder Grün, die 3400 Euro Aufpreis kosten. Dazu passend hat man uns die 21-Zoll-Variante des klassischen vielspeichigen Radsatzes (2950 Euro) an die Naben geschraubt. Herrlich dekadent: Die 11.580 Euro teure Option "Excecutive Lounge". Auf Tastendruck begibt sich der Sitz hinten rechts in Liegeposition, der Beifahrersitz fährt nach vorn, und aus der Lehne klappt eine Fußstütze heraus. Dazu vom Gestühl noch ein bisschen das geschundene Managerkreuz massieren lassen, und fertig ist das Wellness-Erlebnis bei Tempo 300.
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In der AMG-Version legt die S-Klasse die Zurückhaltung ab

Mercedes-AMG S63 4Matic+
Sportliches Dickschiff: Die S-Klasse im AMG-Trimm trägt im Vergleich am dicksten auf – in jeder Hinsicht.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Während der veredelte Bayer also den Feingeist mimt, gibt Mercedes-Werkstuner AMG der eingangs angerissenen Heavy-Metal-Thematik wieder Sinn, so herzerwärmend bollert der doppelt aufgeladene Vierliter-V8 von dannen. Ein derart markerschütterndes V8-Hämmern bringt sonst kaum ein Hersteller zustande – was dem Metal-Fan seine Double-Base, ist dem AMG-Fahrer sein Anfahrsound. Schon optisch macht der Stuttgarter ganz bewusst auf dicke Hose: Hinter dem 2261 Euro teuren 20-Zoll-Radsatz lauert die hauseigene Carbon-Keramik-Bremsanlage auf eine Gelegenheit, ihr Verzögerungstalent unter Beweis zu stellen. Dazu hat uns AMG einen Testwagen mit dem 5831 Euro teuren Carbon-Paket geschickt. Front- und Heckschürze, Spiegel, Schweller – Sichtcarbon, soweit das Auge blickt. Innen geht es derweil deutlich gesetzter zu. Das unten abgeflachte Sportlenkrad mit Einsätzen in Wildlederoptik und Mittellagenmarker ist das einzige sportliche Detail. Die lenorweichen Ledersitze haben eher den Charakter eines englischen Chesterfield-Sessels als den eines Sportsitzes. Im Fond erwartet uns auch im AMG – wie von Langversionen nicht anders zu erwarten – eine fürstliche Beinfreiheit. Für 334 Euro extra lässt sich auch in der zweiten Reihe das geeignete Smartphone induktiv laden.
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Der fette V12 des BMW hat zwei verschiedene Gesichter

BMW M760 Li
Sonderweg: Der BMW 760i wird von einem V12 im Bug befeuert, der es bei Bedarf richtig krachen lässt.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Der BMW vereint ansatzweise die Charaktereigenschaften von Alpina und AMG, obschon er mit seinem V12 einen filigraneren Stil vorlebt – melodischer Symphonic-Metal statt wildem Gebolze, könnte man sagen. Wie schon die anderen beiden zuvor hat sich auch die M GmbH nicht lumpen lassen und uns einen Hingucker der Sorte "volle Hütte" in die Testwagengarage gestellt. Feinstes Leder, beheiztes M-Sportlenkrad, schicke 20-Zöller und natürlich dieser auf eine subtile Weise höchst protzige Mattlack. Eine Farbe, die schreiend bunt daherkommt, obwohl sie doch nur aus Graustufen besteht. So wie vermutlich das Haupthaar des Eigentümers, denn bis man sich die mindestens 171.800 Euro leisten kann, wollen so einige Sprossen der Karriereleiter erklommen werden. In die Waschanlage darf er offiziell zwar, doch in der Praxis ist wohl eher Handwäsche standesgemäß. Da bleibt dann nur zu hoffen, dass es der Wasch-Angestellte nicht zu gut mit Ihnen meint und Sie am Schluss mit einer Gratispolitur überrascht – dann nämlich wären 2700 Euro für die Katz.Der V12 unter der Haube geht derweil als motorischer Jekyll & Hyde durch – oder, um bei den Heavy-Metal-Bildern zu bleiben: als Corey Taylor des Motorenbaus. Als Leadsänger von Slipknot der horrorfratzig maskierte Albtraum einer jeden Schwiegermutter, mit seiner zweiten Band Stone Sour der Großmeister der gefühlvollen Rockballade. Der Zwölfender im M760iL beherrscht ebenfalls sowohl das aggressive Gröhlen als auch das feinstimmige Säuseln – je nach Gusto.
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Weitere Details zu den drei sportlichen Luxuslimousinen finden Sie in der Bildergalerie.