Alpina XD4: Test, Alltag, SUV, Preis
Liebe nicht immer auf den ersten Blick

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Unser Langzeittester-Fuhrpark hat einen neuen Liebling: Alpina XD4. Nicht bei jedem auf den ersten Blick, aber wer einmal länger mit ihm unterwegs war…
Bild: Caroline Jüngling / Auto Bild
Liebe auf den ersten Blick sieht anders aus, das muss ich zugeben. Ein Freund der SUV-Gattung war ich noch nie. Und die künstlich dynamisierten Hochbein-Coupés mit dem in die Luft gereckten Hintern polarisieren besonders stark.
Aber sind wir mal ehrlich: 98 Prozent der Zeit verbringen wir doch damit, im Auto zu sitzen, und nicht, es von außen zu betrachten. Auf den Fahrkomfort, das Wohlfühlaroma im Innenraum – darauf kommt es doch an.
Klar, nicht bei einem Sportwagen, aber beim XD4 handelt es sich ja auch um einen Langstreckengleiter und nicht um ein waschechtes Tracktool. Wobei der Alpina mit seinen 394 PS stets ausreichend bestückt ist und kaum Fressfeinde auf der linken Spur befürchten muss.

Andy Bovensiepen übergibt uns den Testwagen am Alpina-Stammsitz in Buchloe.
Bild: Caroline Jüngling / Auto Bild
Und auf diese Kombination kommt es den Kollegen in Buchloe an: möglichst zügig und gleichzeitig komfortabel ans Ziel zu kommen. Dass der XD4 dazu nahezu selbstverständlich in der Lage ist, zeigt schon unsere erste Fahrt vom Firmensitz ins heimische Franken.
Firmenchef Andy Bovensiepen übergibt uns die Schlüssel persönlich
Wir haben es uns nicht nehmen lassen, den XD4 persönlich in Buchloe abzuholen. Und Firmenchef Andy Bovensiepen hat es sich im Gegenzug nicht nehmen lassen, uns die Schlüssel persönlich in die Hände zu drücken.
So oft kommt es nämlich nicht vor, dass Alpina ein Auto für Langzeit-Testzwecke herausrückt. Das letzte Mal hatten wir 2015 das Vergnügen mit einem D4 Coupé. (Der mysteriöse Alpina von Blacky Fuchsberger)

Quell der Freude: Der Quadturbo mit der Bezeichnung B57 stammt ursprünglich aus dem M550d oder X5/X6 M50d.
Bild: Caroline Jüngling / Auto Bild
Nun also wieder Diesel – nur eine Etage weiter oben. OAL-XD 400 empfängt uns mit fein duftendem Leder und gerade eingefahrenen knapp 3000 Kilometern auf dem Tacho.
BMW-Bedienlogik wurde nicht angefasst
Schon auf den ersten Metern finden wir uns auf Anhieb zurecht. Klar, die BMW-Bedienlogik wurde nicht angefasst und hat sich über viele Jahre bewährt und optimiert.
Erst mal alle Parameter einstellen: Sitz justieren und speichern auf Memory 1. Position 2 halten wir für den Kollegen Naumann frei, der ist deutlich kleiner – wie es sich für einen echten Rennfahrer gehört. Spurhalteassistent ausschalten, der nervt eh nur mit ständigem Vibrieren und ungewollten Lenkeingriffen.

Bekannte BMW-Logik im aufgewerteten Interieur: neue Instrumentengrafik, anderes Logo, feine Nähte.
Bild: Caroline Jüngling / Auto Bild
Konnte man nicht bei BMW den Tempomat mit Toleranz einstellen? Richtig, das geht. Sogar in zwei Stufen. Also stelle ich bis Tempo 60 auf sechs km/h schneller, darüber auf acht.
Das hat in Kombination mit der Verkehrsschilderkennung zur Folge, dass bei erkannten 100 km/h ein Druck auf die "Set"-Taste genügt, um den Tempomat auf 108 km/h einzustellen.
Perfekt für lange Autobahnfahrten
So wird man nicht zum Verkehrshindernis, Blitzer sind dennoch keine Gefahr, und man spart sich das ewige Einstell-Gefummel auf die gewünschte Geschwindigkeit. Kleinigkeiten, die das Reisen so viel angenehmer machen. Dazu trägt auch eine weitere Funktion des Geschwindigkeitsreglers bei.

Praxistauglich: Trotz flacher Dachlinie schluckt der XD4 bis zu 1430 Liter. 525 sind es bei fünf Sitzen.
Bild: Caroline Jüngling / Auto Bild
Ein langer Druck auf die "Abstand reduzieren"-Taste in der linken Speiche degradiert ihn vom Adaptivtempomaten zum gewöhnlichen – perfekt für lange Autobahnfahrten.
Kommen wir zum Verbrauch. Den gibt Alpina mit 8,6 Litern im WLTP-Mix an. Einen echten Vergleich zu den Werks-BMW gibt es nicht, denn hier wurde der Quadturbo Mitte 2020 in allen Modellen vom Markt genommen. Aber nach den ersten rund 5000 Kilometern können wir den Wert in etwa bestätigen.
790 Kilometer Reichweite
Eine erste Langzeit-Verbrauchsanalyse bereiten wir zwar erst für den 25.000er-Zwischenbericht auf, aber rechnerisch ergibt sich bei 68 Litern Tankinhalt eine Reichweite von 790 Kilometern.
Nach flotter Heimfahrt von der Rennstrecke kann es zwar vorkommen, dass der Bordcomputer nach dem nächsten Tankstopp nur rund 600 Kilometer anzeigt, wir hatten aber auch schon mal 995 Kilometer Reichweite im Display stehen.

Das hohe Heck mit dem coupéhaften Abschluss gefällt nicht jedem. Alternative: der Bruder XD3.
Bild: Caroline Jüngling / Auto Bild
Das ergäbe rein rechnerisch eine Verbrauchs-Bandbreite von 6,8 Litern nur mit Gaspedal streicheln bis hin zu 11,3 Litern bei Bleifuß. Für ein Zwei-Tonnen-Schiff mit solch einem ungünstigen cw-Wert echt nicht schlecht.
Was ist uns noch aufgefallen auf den ersten Metern: Die 22 Zoll großen Options-Schmiederäder (3960 Euro) rollen erstaunlich kommod ab, die Sitze sind ein Traum und die Spreizung zwischen den Fahrmodi deutlich merkbar.
Fummelige Klimabedienung
Die einzigen echten Kritikpunkte bislang: zum einen die etwas fummelige Klimabedienung. Wer den kühlen Püster an- oder ausschalten will, muss erst "Menu A/C" drücken und dann noch mit dem iDrive-Regler herumscrollen.
Zudem hat uns das Infotainment nun schon zum wiederholten Male nach beendeten Telefongesprächen das gekoppelte Smartphone aus dem Bluetooth geschmissen. Im Grunde kein Problem, denn zum erneuten
Verbinden muss man nicht verkehrswidrig das Telefon in die Hand nehmen, das geht über das iDrive-Menü. Aber nervig ist es dennoch und sollte bei einem Basispreis von 89.900 Euro nicht passieren.
Und damit kommen wir zurück zu unserer Überschrift dieser Geschichte: "Gleit-Zeit-Konto". Ein famoser Langstreckengleiter ist er, zeitig ankommen liegt ihm im Blut, aber das Konto belastet er doch gewaltig. So wie er aktuell bei uns vor der Testwagengarage steht, liegen wir im sechsstelligen Bereich.
Technische Daten und Preis: Alpina XD4
• Motor R6, Quadturbo, vorn längs Hubraum 2993 cm3
• Leistung 290 kW (394 PS) bei 4000-5000/min
• max. Drehmoment 800 Nm bei 1750-3000/min
• Antrieb Allrad/ Achtstufen-Automatik
• L/B/H 4751/ 2138/1615 mm
• Leergewicht 2070 kg
• Kofferraum 525–1430 l
• 0–100 km/h 4,6 s
• Spitze 268 km/h
• Verbrauch 8,6 l D/100 km
• Abgas CO2 224 g/km
• Preis ab 89.900 Euro
• Leistung 290 kW (394 PS) bei 4000-5000/min
• max. Drehmoment 800 Nm bei 1750-3000/min
• Antrieb Allrad/ Achtstufen-Automatik
• L/B/H 4751/ 2138/1615 mm
• Leergewicht 2070 kg
• Kofferraum 525–1430 l
• 0–100 km/h 4,6 s
• Spitze 268 km/h
• Verbrauch 8,6 l D/100 km
• Abgas CO2 224 g/km
• Preis ab 89.900 Euro
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