Flächendeckendes Rücknahmesystem

Autobesitzer können ihre schrottreifen Fahrzeuge ab 1. Juli kostenlos an Hersteller und Importeure zurückgeben. Nach dem Altfahrzeuggesetz gilt das Recht auf kostenlose Rückgabe allerdings zunächst nur für Autos, die ab diesem Zeitpunkt neu zugelassen werden. Fahrzeuge, die bereits jetzt auf der Straße sind, müssen erst von 2007 an kostenlos von Herstellern und Importeuren zurückgenommen werden. Eingeschlossen in das Rückgaberecht sind leichte Nutzfahrzeuge wie etwa Kleinbusse. Ausgenommen sind nicht serienmäßig hergestellte Spezialfahrzeuge. Hersteller und Importeure werden mit der Neuregelung verpflichtet, ein flächendeckendes Rücknahmesystem einzurichten. Sie können das System selbst organisieren oder Dritte damit beauftragen. Doch die Konzepte, wie das Gesetz in Zukunft konkret umgesetzt wird, sind sehr unterschiedlich.

Der Zentralverband des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) ist sogar der Meinung, dass sich die Hersteller mit ihren Maßnahmenprogrammen noch zu sehr zurück halten. "Ich kenne kein offizielles Rücknahmesystem eines Herstellers", sagt Hans-Walter Kaumanns, Referent für Technik, Sicherheit und Umwelt beim ZDK. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hingegen geht sogar schon von einem wirksamen System aus. "Die Automobilindustrie und die beteiligten Wirtschaftszweige haben im Zuge ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung von 1998 bereits ein funktionierendes Rücknahmesystem für Altautos entwickelt. Die Strukturen für eine flächendeckende Altautoentsorgung sind somit schon vorhanden", sagt Gunter Zimmermeyer, Geschäftsführer des VDA. Im Zusammenhang mit der Entsorgung des Autoschrotts fallen Stichworte wie Annahme- und Rücknahmestelle sowie Demontagebetriebe. Was bedeutet das konkret?

Verschrottungsstrategien der Hersteller

An Annahmestellen werden die Altfahrzeuge entgegengenommen und an Demontageunternehmen weitergeleitet. Annahmestellen dürfen am Fahrzeug selbst keine Arbeiten vornehmen. Unter Rücknahmestellen versteht man Annahmestellen, die spezielle vertragliche Vereinbarungen mit Herstellern haben. Diese Zentren nehmen auch solche Fahrzeuge kostenfrei zurück, für die ansonsten eine Zuzahlung für die Verwertung erfolgen müsste. Demontageunternehmen sind diejenigen Betriebe, die Betriebsstoffe entsorgen und alle Teile abmontieren (und sie gegebenenfalls weitervermarkten bzw. verwerten dürfen). "Jeder Betrieb, der die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, kann sich als Annahmestelle zertifizieren lassen. Dies können Händler, Kfz-Werkstätten und auch die Demontagebetriebe selbst sein", so VDA-Chef Zimmermeyer.

Die Hersteller präsentieren unterschiedliche Systeme. So spricht Volkswagen von kostenlosen Annahmezentren, die eingerichtet werden. Doch es bleibt unklar, wie diese letztendlich aussehen sollen. "Es können auch VW-Vertragshändler sein", sagt VW-Sprecher Hartmut Hossmann. In jedem Falle muss der Halter für die Transportkosten aufkommen, wenn sein Fahrzeug abgeholt werden muss. Grundsätzlich gilt für eine kostenlose Verwertung eine Ablieferung des Fahrzeugs in komplettem Zustand. "Das Auto darf nicht ausgeschlachtet und keine Müllhalde sein", so Hossmann. Kühlschrank einfach mitentsorgen ist also nicht. BMW hat ein Netz von knapp 100 Partnern in Deutschland aufgebaut, die die Rücknahme und Verwertung für den bayerischen Hersteller übernehmen. Im Internet (www.bmw.de) sind unter dem Stichwort "Produkte" und "Altfahrzeug-Rücknahme" entsprechende Anlaufstellen aufgelistet.

DaimlerChrysler hält sich für gut vorbereitet. "Den Kunden aller zum Konzern gehörenden Pkw-Marken steht ein flächendeckendes Netz von rund 200 Rücknahmestellen und Demontagebetrieben in Deutschland zur Verfügung", so DaimlerChrysler-Sprecherin Edith Meissner. Welche das sind, erfährt man über eine Hotline (00800-1-777-7777). Doch Vorsicht: Wenn das schrottreife Fahrzeug nicht fahrbereit ist, muss auch hier gegebenenfalls ein Abschleppwagen beauftragt und natürlich bezahlt werden. Und: "Man kann das Auto nicht bei jedem Händler einfach auf den Hof stellen. Es müssen bestimmte Betriebe sein", so Meissner. DaimlerChrysler rechnet in den nächsten Jahren mit keinem großen Ansturm auf die Annahme- und Rücknahmestellen. "Wir gehen davon aus, dass die Zahl erst 2007 deutlich ansteigt", so die Sprecherin. Dann allerdings werde sich die Rücknahme von Schrottautos auch im Neuwagenpreis niederschlagen. Denn so wollen wohl alle Hersteller die entstandenen Kosten wieder hereinholen.