Sie haben es oft versucht, geklappt hat es nie. Immer und immer wieder wollte Audi den 3er vom Thron der Mittelklasse stoßen. Erst mit dem 80, später mit dem A4. Keine Chance, seit Jahrzehnten ist der BMW das Maß. Jetzt wagen die Ingolstädter mit einer neuen Strategie einen weiteren Anlauf: Erstmals bekommt der kompakte A3 ein Stufenheck und ragt so ganz frech in die Mittelklasse.  Schon beim ersten Aufeinandertreffen zeigt sich, dass der Audi durchaus das Format hat, gegen den 3er anzutreten. Zwar ist er 17 Zentimeter kürzer, den großen Auftritt beherrscht aber auch er. Der großzügig verchromte Kühlergrill, die gestreckte Seitenlinie, das knackig geformte Heck – die beiden Limousinen sind sich formal ähnlicher, als es den Münchnern lieb sein dürfte.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A3

Audi A3
Erstmals bekommt der kompakte A3 ein Stufenheck und ragt so ganz frech in die Mittelklasse.
Im Cockpit dann die erste Überraschung. Obwohl der A3 eigentlich aus der Kompaktklasse stammt, wirkt er hochwertiger. Weiche Kunststoffe, satt rastende Schalter und die penible Verarbeitung zeigen, wie sich Audi den Ruf als Haptikweltmeisters erarbeitet hat. Im Vergleich fällt der BMW ab. Einfachere Kunststoffe, nicht immer passgenaue Fugen und eine nicht ganz so perfekte Verarbeitung passen nicht zum hohen Anspruch von BMW. Bei Bedienung und Übersichtlichkeit gibt es bei beiden nichts zu meckern. Aufgeholt hat Audi im Bereich der Connectivity, also der Vernetzung des Autos mit Umwelt und Internet. Wie der BMW bietet auch der A3 alle wichtigen Sicherheitsassistenten, nur im Bereich der Navigation hat der 3er noch Vorteile. Während der BMW mit seiner ausgereiften Real Time Traffic Information (RTTI) problemlos um Staus navigiert, verlässt sich Audi auf Verkehrsdaten von Google, die im Alltag nicht immer so zuverlässige Informationen liefern.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 3er

BMW 3er
Satte Straßenlage: Im Vergleich zum A3 fühlt sich der 3er in Kurven  erwachsener an.
Und auch beim Platzangebot kann der 3er kontern – vor allem wegen der größeren Innenraumbreite wirkt er eine Spur luftiger. Aber erst im Fond geht es im Audi deutlich enger zu, vor allem wegen des 17 Zentimeter kürzeren Radstands. Zur Ehrenrettung des Audi sei gesagt: Auch der A3 kneift große Passagiere nicht. Beim Kofferraumvolumen wird der Größenunterschied ebenfalls spürbar. Während der 3er üppige 480 Liter Volumen bietet und sich über eine vergleichbar große Klappe beladen lässt, muss der A3-Fahrer mit 425 Litern auskommen und sein Gepäck durch eine deutlich kleinere Öffnung bugsieren. Einen deutlichen Vorsprung kann der Audi hingegen auf der Landstraße herausfahren. Die Ingolstädter haben die Limousine konsequent auf Diät gesetzt, der A3 wiegt schlanke 1315 Kilogramm. Das stempelt den 316i fast zum Moppelchen, er wiegt 145 Kilogramm mehr. Und das merkt der Fahrer in jeder Lebenslage. Wo sich der 3er träge und lustlos in Bewegung setzt, dreht der nahezu gleich starke 1,4-Liter-Turbo im A3 leichtfüßig in den roten Bereich und wirkt viel lebendiger.
Überraschend bietet Audi zudem das bessere Getriebe an. Die Sechsgang-Schaltbox lässt sich leichtgängig und präzise bedienen, der Schalthebel im BMW hingegen muss mit mehr Kraft durch die etwas knorpeligen Schaltgassen geführt werden. Noch ein Pluspunkt für den Audi: der Verbrauch. Im Schnitt fordert die A3 Limousine 4,7 Liter pro 100 Kilometer – 1,1 Liter weniger als der BMW. Das liegt nicht nur am niedrigeren Gewicht. Audi bietet den 1.4 TFSI mit einer Technik an, die im Teillastbereich zwei Zylinder abschaltet. Ganz ohne Ruckeln, nur eine Anzeige zeugt im Alltag von der aufwendigen Regelung.

Das Stufenheck-Duell: Audi A3 gegen Mercedes CLA

Audi A3 BMW 3er
Spritziger: Der leichtere Audi hat den drehfreudigeren Motor und hängt den BMW im Sprint ab.
Selbst den Titel als Chef-Dynamiker droht der BMW an Audi zu verlieren. Im Vergleich zum A3 fühlt sich der 3er in Kurven zwar erwachsener, aber auch deutlich schwerfälliger an. Vorteile hat der BMW hingegen bei seiner Lenkung: Ohne Antriebseinflüsse selbst bei starker Beschleunigung ist sie zwar schwergängiger als im Audi, aber auch viel präziser. So oder so, es ist ein Duell auf höchstem Niveau. Beide Limousinen gehören zu den sportlichsten Ablegern in der Mittelklasse. Ganz ohne Nebenwirkungen. Denn sowohl Audi als auch BMW beherrschen mittlerweile den Spagat zwischen Sport und Komfort ganz ausgezeichnet. Beim 3er kein Wunder, ist der Testwagen doch mit dem zusätzlich 1100 Euro teuren Adaptivfahrwerk angetreten. So schluckt der BMW selbst fieseste Schlaglöcher problemlos und federt selbst über lange Wellen geschmeidig. Das kann der Audi mit Serienfahrwerk nicht ganz so gut. Kurze Unebenheiten bringen den Vorderwagen mehr in Unruhe, auf Bodenwellen reagiert das A3-Fahrwerk nicht ganz so souverän. Unterm Strich präsentiert sich die A3 Limousine als nahezu ebenbürtiger Gegner für den BMW 3er – eine starke Leistung gegen den Seriensieger in AUTO BILD-Vergleichstests.
Trotzdem ruft Audi den günstigeren Preis auf. Mit dem 140 PS starken 1,4-Liter-Motor kostet die A3 Limousine 25.500 Euro, der 316i ist mit vergleichbarer Ausstattung 3300 Euro teurer. Gute Chancen für Audi, endlich den 3er vom Thron zu stoßen.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Wer hätte das gedacht: Die neue A3 Limousine fährt auf Anhieb auf Augenhöhe mit dem 3er. Der Audi ist die etwas kleinere Alternative zum BMW, besitzt ein reizvolles Format und ist deutlich günstiger als der 3er. Bleibt nur eine Frage: Warum noch einen Audi A4 kaufen?

Von

Stefan Voswinkel