Audi A4 Avant 2.0 TFSI: 100.000-Kilometer-Dauertest
A4 Avant: Vorsprung durch Qualität
Audi A4 Avant im 100.000-Kilometer-Dauertest
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Mittelklasse wird dem Audi A4 Avant 2.0 TFSI nicht gerecht. Klar, rein formal gehört er in dieses Segment. Im Dauertest zeigt sich der Ingolstädter aber zu Höherem berufen. Erfahrungen mit einem, der nach oben will.
Es dauert lange. Sehr lange sogar. Erst nach 12.446 Kilometern und 14 verschiedenen Testfahrern findet sich der erste Kommentar im Fahrtenbuch des Audi A4 Avant. Hatte uns der scubablaue Kombi etwa derart schockiert, dass 14 AUTO BILD-Redakteuren die Worte fehlten? Nein, ganz im Gegenteil. Es war wohl eher eine stille Form von Applaus, eine sprachlose Bewunderung. Als Andreas Borchmann am 29. Mai 2017 das "Schweigen" bricht, findet auch er fürs erste Staunen nur wenige Worte: "Großartig, dieser A4 macht den A6 fast überflüssig." Okay, da müssen wir kurz einhaken. Denn der A4 Avant 2.0 TFSI ultra erinnert in Proportionen und Technik an den großen Bruder, doch bei genauerem Hinfühlen ist das Platzangebot nicht "Oberklasse". Vorn drückt die breite Mittelkonsole dem Fahrer aufs Knie, hinten zwängen Erwachsene sich durch den knappen Türausschnitt. Und im Urlaubsmodus kommt der Kombi mit schlanken 495 bis 1510 Liter Gepäckraum schnell an seine Grenzen. Schauen wir zum Vergleich in den Laderaum des A6 Avant: Kein Zweifel, seine 565 bis 1680 Liter sind familienfreundlicher.
Diesel, 4,3 l/100km (komb.), CO2 Ausstoß 114 g/km*
In Kooperation mit
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Der A4 macht klar, dass er eher Premium als Packesel ist
Andererseits zieht der A4 so ziemlich alle Register, um seine Mittelklasse-Herkunft vergessen zu machen. Schon der Grundpreis von 41.500 Euro verrät, dass dieser solide, hochwertig ausgerüstete Audi eher Premium als Packesel sein will. Und das ist nur der Anfang. Dazu kommen verlockende Extras wie Head-up-Display, Akustikverglasung in den vorderen Türen, Alcantara/Leder-Tapete für die Sitze, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Komfortfahrwerk mit Dämpferregelung, Matrix-LED-Scheinwerfer, Bang & Olufsen-Soundsystem und, und, und. Außer dem Wohlbefinden an Bord steigt dadurch allerdings auch der Preis. Und zwar auf satte 60.419 Euro – womit wir ganz locker wieder im vornehmen A6-Revier kreuzen. Als der Sommer heraufzieht, erweist sich der A4 in Vollfettstufe jedenfalls als sehr angenehmer Begleiter. Die Klimaautomatik schafft im Knopfumdrehen angenehme Temperaturen, die Sitze verwöhnen mit perfekter Passform, und das Interieur erntet viel Lob. Die Echtzeit-Navigation arbeitet schnell und zuverlässig, und der Fernlichtassistent schaltet so aufmerksam, dass man ihn bald nicht mehr missen möchte.
Unauffällig und entspannt schnurrt der A4 Avant dahin
Video: Audi A4
A4 überzeugt im Dauertest
Wenn Assistenten so reibungslos funktionieren, bezweifelt auch niemand ihre Daseinsberechtigung. Das gilt sogar für den gern belächelten Parkassistenten, der den A4 schnell und schadenfrei selbst in kleine Lücken kurbelt. Was heute noch immer keine Selbstverständlichkeit ist. Audi hat dem Bediensystem außerdem ein paar nette Spielereien hinzugefügt wie etwa das virtuelle Cockpit-Display. Alles funktioniert bestens und fügt sich nach kurzer Eingewöhnung wie selbstverständlich in das vertraute Audi-System mit zentralem MMI-Knubbel. Oder sagen wir: fast alles. Ausgerechnet eines der wichtigsten Bedienelemente leistet hier Widerstand: Der Getriebe-Wählhebel rastet ohne spürbare Rückmeldung, man schaut unbewusst nach, ob die Stufen D oder P tatsächlich eingelegt sind. Ansonsten schnurrt der Avant so unauffällig und entspannt dahin, dass die Fahrer wieder in vielsagende Wortknappheit verfallen. "Nahezu perfekt!", fasst Testwagenkoordinator Gunnar Heisch treffend zusammen.
Die S tronic nervt mit ruckendem Anfahren
8,6 Liter verbraucht unser Dauertester im Schnitt, auf unserer Normrunde sogar noch einen Liter weniger.
Viel Lob erhält der lebendige, laufruhige Zweiliter-Vierzylinder, dessen 190 PS die 300 Kilometer zu unseren Kollegen nach Berlin in einen Kurztrip verwandeln. Der 2.0 TFSI schafft locker Tempo 220 und mehr. Ein Benziner, der zumindest im Temperament keinen Diesel fürchten muss. Und kein Säufer ist. Im Dauertest (mit hohem Autobahn-Anteil) braucht er 8,6 Liter im Schnitt, auf unserer Normrunde sogar noch einen Liter weniger. Wenn es was zu meckern gibt, dann wieder mal über die S tronic. Das Doppelkupplungsgetriebe nervt mit ruckendem Anfahren und schlechter Dosierbarkeit beim Langsamfahren – das machen die Wandlerautomaten bei BMW und Mercedes eindeutig komfortabler. Auf Langstrecken ist davon nichts zu spüren, dort hält der Audi zudem beeindruckend stur seine Spur.
Die 100.000 Kilometer absolviert der A4 ohne Ausfall oder Schaden
Voll konzentriert: Wenn Dekra-Mann Günther Schiele die Messuhr zückt, ist Ruhe in der Werkstatt.
Und dann ist da ja noch das Verstellfahrwerk. Über 95 Prozent aller Aufgaben erledigt es mit großer Gelassenheit und flauschigem Federverhalten. So richtig miese und ungepflegte Pisten schlucken die Dämpfer dagegen nur widerwillig. Und dann empfindet nicht nur Reifen- und Vollgasexperte Dierk Möller vor allem die Druckstufe als zu hart. Darüber hinaus störte Martin Puthz das Hartplastik an den Sitzgestellen, den Einstiegsleisten oder auch den Rückseiten der Kopfstützen – also durchaus dort, wo man hinsieht und hinfasst. Als er die billige Sperrholzplatte als Kofferraumboden entdeckt, resümiert der Klassik-Redakteur: "Qualitativ kocht Audi inzwischen offenbar auch verstärkt mit Wasser." Die 100.000 Kilometer übersteht der A4 dennoch ohne jeden Ausfall oder Schaden. Die abschließende Zerlegung zeigt, wie viel Langzeit-Qualität tatsächlich in dem Auto steckt. Trockener Motor, nirgends Korrosion, jede Schraube ließ sich problemlos lösen. Selbst die gescholtene S tronic hatte keinen Abrieb an den Magneten gesammelt. Als Dekra-Experte Günther Schiele seinen Check abschließt, hebt er anerkennend den Daumen. Der A4 steht genau dort, wo er mitspielen will: ganz oben. Und dafür kriegt er von uns die begehrte Note 1!
Bildergalerie
Audi A4 Avant im 100.000-Kilometer-Dauertest
Fazit
von
Manfred Klangwald
Audi ist spitze! In der Zuverlässigkeitsliste parken jetzt zwei Ingolstädter auf den ersten beiden Plätzen. Natürlich darf der hohe Preis der Testkandidaten nicht vergessen werden. Ein Audi ist für viele schlichtweg unerschwinglich. Aber zu einem guten Teil scheint der Preis gerechtfertigt, dafür gibt es gute Qualität und Zuverlässigkeit. Note: 1
Der Audi A4 Avant zieht so ziemlich alle Register, um seine Mittelklasse-Herkunft vergessen zu machen. Im Dauertest über 100.000 gelingt es ihm, AUTO BILD davon zu überzeugen, dass er zu Höherem berufen ist.
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Erst nach 12.446 Kilometern und 14 verschiedenen Testfahrern findet sich der erste Kommentar im Fahrtenbuch. Es war wohl eine stille Form von Applaus, eine sprachlose Bewunderung. Als Andreas Borchmann das "Schweigen" bricht, findet auch er fürs erste Staunen nur wenige Worte: "Großartig, dieser A4 macht den A6 fast überflüssig."
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Naja, so ganz kommt er nicht an den A6 heran: Der A4 Avant 2.0 TFSI ultra erinnert in Proportionen und Technik an den großen Bruder, doch bei genauerem Hinfühlen ist das Platzangebot nicht "Oberklasse". Vorn drückt die breite Mittelkonsole dem Fahrer aufs Knie, hinten zwängen Erwachsene sich durch den knappen Türausschnitt.
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Und im Urlaubsmodus kommt der Kombi mit schlanken 495 bis 1510 Liter Gepäckraum schnell an seine Grenzen. Schauen wir zum Vergleich in den Laderaum des A6 Avant: Kein Zweifel, seine 565 bis 1680 Liter sind familienfreundlicher.
Andererseits zieht der A4 so ziemlich alle Register, um seine Mittelklasse-Herkunft vergessen zu machen. Schon der Grundpreis von 41.500 Euro verrät, dass dieser solide, hochwertig ausgerüstete Audi eher Premium als Packesel sein will. Und das ist nur der Anfang.
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Dazu kommen verlockende Extras wie Head-up-Display, Akustikverglasung in den vorderen Türen, Alcantara/Leder-Sitze, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Komfortfahrwerk mit Dämpferregelung, Matrix-LED-Scheinwerfer, Bang & Olufsen-Soundsystem und, und, und. Der Preis steigt damit auf satte 60.419 Euro.
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Als der Sommer heraufzieht, erweist sich der A4 in Vollfettstufe jedenfalls als sehr angenehmer Begleiter. Die Klimaautomatik schafft im Knopfumdrehen angenehme Temperaturen, die Sitze verwöhnen mit perfekter Passform, und das Interieur erntet viel Lob.
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Die Echtzeit-Navigation arbeitet schnell und zuverlässig, und der Fernlichtassistent schaltet so aufmerksam, dass man ihn bald nicht mehr missen möchte.
Wenn Assistenten so reibungslos funktionieren, bezweifelt auch niemand ihre Daseinsberechtigung. Das gilt sogar für den gern belächelten Parkassistenten, der den A4 schnell und schadenfrei selbst in kleine Lücken kurbelt. Was heute noch immer keine Selbstverständlichkeit ist.
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Audi hat dem Bediensystem außerdem ein paar nette Spielereien hinzugefügt wie etwa das virtuelle Cockpit-Display. Alles funktioniert bestens und fügt sich nach kurzer Eingewöhnung wie selbstverständlich in das vertraute Audi-System mit zentralem MMI-Knubbel.
Doch ausgerechnet eines der wichtigsten Bedienelemente leistet hier Widerstand: Der Getriebe-Wählhebel rastet ohne spürbare Rückmeldung, man schaut unbewusst nach, ob die Stufen D oder P tatsächlich eingelegt sind. Ansonsten ...
... schnurrt der Avant so unauffällig und entspannt dahin, dass die Fahrer wieder in vielsagende Wortknappheit verfallen. "Nahezu perfekt!", fasst Testwagenkoordinator Gunnar Heisch treffend zusammen.
... der zumindest im Temperament keinen Diesel fürchten muss. Und kein Säufer ist. Im Dauertest braucht er 8,6 Liter im Schnitt, auf unserer Normrunde sogar noch einen Liter weniger.
Wenn es was zu meckern gibt, dann wieder mal über die S tronic. Das Doppelkupplungsgetriebe nervt mit ruckendem Anfahren und schlechter Dosierbarkeit beim Langsamfahren. Auf Langstrecken ist davon nichts zu spüren, dort hält der Audi zudem beeindruckend stur seine Spur.
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Und dann ist da ja noch das Verstellfahrwerk. Über 95 Prozent aller Aufgaben erledigt es mit großer Gelassenheit und flauschigem Federverhalten. So richtig miese und ungepflegte Pisten schlucken die Dämpfer dagegen nur widerwillig.
Die 100.000 Kilometer übersteht der A4 ohne jeden Ausfall oder Schaden. Die abschließende Zerlegung zeigt, wie viel Langzeit-Qualität tatsächlich in dem Auto steckt.
Trockener Motor, nirgends Korrosion, jede Schraube ließ sich problemlos lösen. Selbst die gescholtene S tronic (Foto) hatte keinen Abrieb an den Magneten gesammelt.
Fazit von Manfred Klangwald und Gerald Czajka: Audi ist spitze! In der Zuverlässigkeitsliste parken jetzt zwei Ingolstädter auf den ersten beiden Plätzen. Natürlich darf der hohe Preis der Testkandidaten nicht vergessen werden. Ein Audi ist für viele schlichtweg unerschwinglich. Aber zu einem guten Teil scheint der Preis gerechtfertigt, dafür gibt es gute Qualität und Zuverlässigkeit. Note: 1.