Irgendwie gemein. Da stellt Audi ein komplett neu entwickeltes Auto auf die Räder – und kaum einer sieht es. Der A4 Avant (kommt im November 2015) unterscheidet sich wohl nur für Fans deutlich vom Vorgänger, allen anderen fallen vielleicht die harmonischeren Proportionen oder die scharfen Matrix-LED-Scheinwerfer auf – das war es dann aber auch schon.
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Video: Neuer Audi A4 Avant (2015)

Frischer Audi-Kombi

Das kostet der Audi A4
Dafür hat es der Audi aber faustdick unterm Blech. Vom Vorgänger wurden nur die Radmuttern übernommen – und man merkt es dem A4 schon vor der Fahrt an. Das Cockpit mit digitalen Anzeigen ist nicht nur cool, sondern lässt sich auch richtig gut bedienen. Zumindest nach einer kurzen Eingewöhnung. Bei Qualität und Haptik hat er gegenüber dem alten A4 noch zugelegt und kommt nun an die wirklich gelungene C-Klasse von Mercedes heran.

Der Audi ist fein ausbalanciert

Audi A4 Avant  3.0 TDI Quattro
Beinahe vertraute Formen: Audi hat die Silhouette des Avant nur behutsam nachgeschärft.
Bild: Angelika Emmerling
Schon beim Drücken des Startknopfes fällt auf, wie leise der neue A4 geworden ist. Selbst mit kaltem Motor fällt der Sechszylinder des Testwagens sofort in einen runden Leerlauf, nagelt nicht – und hört sich mehr nach Sechszylinder als nach Diesel an. Um mit seinem hohen Drehmoment beim Beschleunigen sofort zu zeigen, dass er doch einer ist. Die Doppelkupplung schaltet blitzschnell und ruckfrei – das kann auch ein BMW 3er mit bekannt guter Achtstufen-Automatik nicht besser. Zu diesem dynamischen Motor passt die Fahrwerksabstimmung. Kurven – ob schnell oder langsam – nimmt der fein ausbalancierte Audi extrem neutral, das lästige Untersteuern ist selbst auf nassem Untergrund Geschichte. Dank Allradantrieb ist mangelnde Traktion beim Herausbeschleunigen aus Kurven eh kein Thema.
Selbst der Verbrauch geht in Ordnung. Audi gibt für den 3.0 TDI mit serienmäßigen Allrad 5,1 Liter je 100 Kilometer an, selbst bei schneller Fahrt auf abgesperrter Strecke waren es selten mehr als acht Liter. Wohlgemerkt für einen Kombi, der 272 PS leistet, in 5,4 Sekunden von Tempo 0 auf 100 beschleunigt und 250 km/h schnell ist.

Im Fond kneift es größere Passagiere

Audi A4 Avant  3.0 TDI Quattro
Die größte Neuerung innen: Das digitale Cockpit beherrscht man nach kurzer Eingewöhnung gut.
Bild: Angelika Emmerling
Aber der Audi kann auch sanft. Den "Drive Select"-Schalter auf Komfort gestellt – und sofort ist Ruhe im Avant. Das Getriebe schaltet früh in hohe Gänge, der Motor murmelt kurz über der Leerlaufdrehzahl zufrieden vor sich hin und das Fahrwerk federt ähnlich flauschig wie die Luftfederung in der Mercedes C-Klasse.
Mängel also Mangelware? Nicht ganz. Das Platzangebot wirkt zwar luftig, so geräumig wie erwartet ist der neue A4 Avant dann aber doch nicht. Vor allem im Fond kneift es für große Mitfahrer schnell. Und dann wären da noch die Preise. Es geht zwar bei 36.900 Euro los, unser Testwagen steht aber schon mit 53.250 Euro in der Preisliste – mit Extras sind schnell 70.000 Euro und mehr fällig. Passt eigentlich nicht mehr in das Budget von Familien. Irgendwie gemein.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Dieser Audi ist ein Streber – macht aber nichts. Denn er langweilt nicht, sondern macht an. Seine inneren Werte überzeugen, er ist komfortabel und sportlich, schnell und trotzdem sparsam. Die Preise sind zwar nicht so hoch wie bei der Konkurrenz, aber trotzdem ganz schön happig. Mr. Perfect muss man sich leisten wollen.

Von

Stefan Voswinkel