Komfort und Ausstattung

Nobel sind sie geworden, unsere Kombis. So nobel, dass ich Hassos Pfoten nach dem Strandspaziergang am liebsten in Pantoffeln stecken würde, bevor er ins Heckabteil springen darf. Und meine schmutzigen Gummistiefel würde ich liebend gern klammheimlich im Meer versenken, bevor sie Teppiche und Verkleidungen einsauen. Ach du dickes Ende: Da haben uns Audi, BMW und Mercedes ja was Schönes eingebrockt. Sie haben Avant, touring und T-Modell inzwischen so fein herausgeputzt, dass die Kunden schon fast ein schlechtes Gewissen dabei haben, Wasserkisten auf die Auslegeware im Heck zu stellen.

So fein, so gut. Und einfallsreich zudem. So verblüfft uns Audi beim neuen A4 Avant mit einem doppelten Boden. Der Trick ist nicht neu, aber wirkungsvoll. Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Kofferraumboden verschieben und hochklappen. Darunter - Simsalabim - eine Wanne. Aus Kunststoff, leicht abwaschbar. Genau richtig also für haarende Hassos und schmuddelige Gummistiefel. Wenn die nicht mitfahren, Deckel runter, schon sieht es wieder ordentlich aus.

Bei BMW und Mercedes gibt es robuste Einschübe. Sie sehen aus wie große Kuchenbleche, die man durch die Heckklappe in den Gepäckraum schiebt. So ist das eben heute: Da gibt es spezielles Kombi-Zubehör für Kombis, die gar keine Kombis mehr sein wollen. Durch den doppelten Boden sinkt beim Audi das Kofferraumvolumen im Vergleich zum Vorgänger von 390 auf 377 Liter. Bei allen Modellen hier kosten die schrägen Dachpfosten am Heck weiteren Stauraum. Na und? Nutzwert ist Nebensache. Hier geht es um Form und Ästhetik. Kombi-Heck statt Stufe - weil es praktischer ist und weil es schöner aussieht.

Audi A4 2.5 TDI

Die Karosserielinien des Avant erinnern ein wenig an Bauhaus-Architektur. Sehr klar, fast schon zu nüchtern. Ein weiterer Audi-Trick: Die hochgezogene Gürtellinie gibt das Gefühl, viel Blech um sich zu haben und gut geschützt zu sein. Am Innenraum gefallen mir Material und Anmutung besser als das Design. Alles ist sehr hochwertig, bestens verarbeitet und fühlt sich gut an. Doch trotz Holzeinlagen wirkt das Innen-Styling auf mich zu sachlich. Mit Ausnahme eines Details. Absolut unschlagbar: der Cup-Holder im Fond mit verstellbarem Durchmesser. Vom Piccolo bis zur Magnum findet hier jede Flasche sicheren Halt.

In Audis V6-Turbodiesel mit Direkteinspritzung steckt reichlich Mumm. 155 PS, die sich mit dem Gasfuß spielerisch mobilisieren lassen. Dazu die hohe Elastizität und die exakte Schaltung. So macht Dieseln Spaß, auch wenn der Motor im Vergleich rau läuft und am meisten schluckt: 7,5 Liter. BMW (7,1 l) und Mercedes (7,2 l) können es noch sparsamer. Der Avant hat so viel Dampf, dass trotz elektronischer Wächter die Räder beim flotten Anfahren schon mal kurz durchdrehen, trotz sonst zuverlässigem (ESP).

Weniger angenehm fühlt sich der Audi in schnellen Kurven oder beim starken Bremsen an. Da wirkt er nervös. Ruhe und Ausgewogenheit vermisse ich auch im Fahrkomfort. Das Stuckern der Vorderachse hat Audi zwar verringert, bei Wellen schwingt das Auto aber zu sehr. Das kann BMW besser.

BMW 320d touring

Unter dem Motto "Mit Dynamik zurück zu alten Tugenden" vollziehen die Bayern in der 3er-Reihe (ab Modelljahr 2002) die Rolle rückwärts: vom komfortbetonten zum wieder sportlicheren Fahren. Mit der neuen, strafferen Abstimmung rollt der 320d jetzt zwar weniger sanft ab als früher, aber sein Fahrkomfort rangiert nach wie vor auf hohem Niveau.

Deutlicher noch sind die Änderungen an der Lenkung zu spüren: mit nur noch drei Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag. Lenkbefehle kommen sofort bei den Rädern an. Das Lenkverhalten ist fast schon zu direkt und dynamisch, denn bei schnellen Kurswechseln reagiert das DSC nicht schnell genug.

Wer es extrem brennen lässt oder in einer Notsituation abrupt ausweichen muss, hat alle Hände voll zu tun, das Heck am Ausbrechen zu hindern. Giftig ist auch der Motor. Mit Common-Rail-Technik leistet er nun 150 PS, fährt Audi und Mercedes davon. Die oft kritisierte Anfahrschwäche ist nicht ganz ausgemerzt. Außerdem vermisse ich einen sechsten Gang. Zwar passt die Abstimmung der ersten drei Gänge, der vierte ist jedoch zu lang. Das treibt beim Überholen die Drehzahlen hoch.

Mercedes C 220 CDI T

Mercedes besitzt wie Audi ein Sechsganggetriebe. Und was für eins! Gegenüber früheren Testwagen hakelt bei diesem nichts, flutscht der Schalthebel wie von selbst in den nächsten Gang. Das hindert den durchzugsstarken, laufruhigen Diesel (143 PS) aber nicht daran, sich beim Anfahren gern mal zu verschlucken.

Gutmütig und leicht beherrschbar ist sein Fahrverhalten. Die Lenkung wirkt direkter und zielgenauer als bei früher gefahrenen Modellen. Möglich machen das ein paar Millimeter. Statt auf 15-Zoll-Rädern mit 195er-Bereifung rollt unser Testwagen auf 16-Zöllern mit 205er-Reifen. Damit liegt das T-Modell satter auf der Straße. Dazu bietet der Mercedes unerreichten Komfort bei der Federung und den Sitzen. Nicht nur vorn. Bei keinem aus diesem Trio sitzt man hinten besser als hier.

Doch auch ein Mercedes ist nicht vollkommen. Bei der Materialanmutung wirken Audi und BMW edler. Und das liegt nicht allein am hellen, schmutzanfälligen Interieur. Schade, Hasso, hier musst du draußen bleiben. Wie wohl auch so mancher Hundehalter. Denn die noblen Kombis kosten zwischen 56.132 (BMW) und 60.122 Mark (Mercedes).

Fazit und Zeugnis

Testredakteur Gerald Czajka über den A4 Dass schönere Kombis Avant heißen, wusste ich ja schon. Doch jetzt bügelt Audi dem A4 Avant eine derart klasssisch-klare Linie ins Blech (und in den edlen Innenraum), dass er das Zeug zum Design-Klassiker besitzt wie die Zitruspresse "Juicy Salif" von Philippe Starck. Viel mehr Nutzwert bietet der Lifestyle-Laster zwar auch nicht, doch dafür entschädigt der grandiose V6-TDI mehr als genug.

Testchef Peter Oberndorfer über den BMW Kein Auto vereint Dynamik, Wohlfühlen und Komfort so wie der Dreier. Umso tiefer trafen wir BMW, als wir 318 und 320 wenig Elchtauglichkeit und Sportlichkeit vorwarfen. München reagierte und ging weit. Die neuen Dreier machen aktiven Fahrern einen Heidenspaß, ruhige Naturen schielen zur Konkurrenz. Und ESP zum Abschalten — toll, aber angeschaltet muss es schneller als das Auto sein.

Testredakteur Manfred Kolbe über das T-Modell Zeitgeist, Lifestyle - ist ja alles schön und gut. Nur sind solche Moden oft sehr schnelllebig. Heute hurra, morgen vergessen. Nein, da ist mir Beständigeres lieber. Eine Form, die auch in fünf Jahren noch jung wirkt. So wie bei der C-Klasse. Fast noch wichtiger: Ich setze mich in dies Auto und fühle mich wohl. Alles passt, sitzt da, wo es hingehört. Autofahren darf nicht kompliziert sein.

Technische Daten

Der Audi liegt fast auf dem Preisniveau des Mercedes, hat aber Klimaautomatik serienmäßig.

Preise und Ausstattung

Fast wie im Flugzeug: BMW-Cockpit mit Fahrtlichtautomatik (links vom Lenkrad), die bei Dämmerung oder im Tunnel das Licht einschaltet.

Punktewertung



Knapper geht es kaum - zwei Punkte Vorsprung für die C-Klasse, Audi und BMW gleichauf.