Die neue Mercedes C-Klasse ist ein Phänomen. Zumindest wenn man sich ihre Zulassungszahlen anschaut. Obwohl das Mittelklassemodell mindestens 31.684 Euro kostet und somit richtig teuer ist, verkauft es sich richtig gut. Und das nicht nur bei Gewerbekunden, sondern auch bei Privathaushalten. Als einziges Modell in seiner Klasse landet es sogar in den Top Ten, weit vor den Konkurrenten aus Ingolstadt und München. Scheint ein Indiz dafür zu sein, wie gut die C-Klasse ist. Und tatsächlich gewinnt sie nicht nur bei AUTO BILD reihenweise Vergleichstests – sie punktet mit ihrem Charakter. Endlich wieder ein echter Benz, in sich ruhend und komfortabel.

Im Innenraum ist alles neu beim Audi A4

Audi A4 Avant TDI
Das kühl-technische Ambiente des A4 gefällt, die Qualität ist nun auf Augenhöhe mit der C-Klasse.
Bild: Roman Raetzke
Klar, dass das Audi ein Dorn im Auge ist. Die noble VW-Tochter will jetzt mit der siebten Auflage des A4 dorthin, wo Mercedes bereits ist: an die Spitze. Aber hat der optisch nur behutsam weiterentwickelte Audi das Zeug, die C-Klasse vom Thron zu schubsen? Um es kurz zu machen: ja! Denn Audi hat beim A4 Avant zwar in Sachen Design vieles beim Alten belassen – unterm Blech jedoch ist der Ingolstädter komplett neu. Und so wirkt er auch, sobald man im Innenraum Platz genommen hat. Das kühl-technische Ambiente gefällt, die Qualität ist nun auf Augenhöhe mit der wirklich gelungen eingerichteten C-Klasse. Während das digitale Cockpit (500 Euro) schon auf den ersten Blick zeigt, dass Audi nun wieder in der ersten Technik-Liga fährt, ist die Bedienung nicht ganz so eingängig. Knöpfe am Lenkrad, das vor dem Wählhebel der Automatik versteckte Touchpad – es braucht Gewöhnung, um den Audi fehlerfrei im Alltag zu nutzen. Allerdings ist der Mercedes mit seiner verschachtelten Menüstruktur auch nicht besser.
Alle News und Tests zum Audi A4 

Das Antriebsduo aus Diesel und Doppelkupplung harmoniert gut

Audi A4 Avant TDI
Mit dem 190 PS starken Zweiliter-TDI ist der A4 absolut ausreichend motorisiert – dazu passt die S tronic.
Bild: Roman Raetzke
Viel wichtiger aber: Audi hat den A4 vergrößert. Nicht außen, wo er bis auf ein paar Millimeter dem Format des Vorgängers entspricht. Aber im Innenraum, wo Audi das beste Platzangebot in seiner Klasse verspricht. Bei unserer ersten Testfahrt wirkt der A4 Avant zwar luftiger als das bisherige Modell – aber ähnlich groß wie der Mercedes. Auch die Kofferräume mit 505 (Audi) und 490 (Mercedes) Litern sind ähnlich dimensioniert. Erst mal in Fahrt, offenbaren sich dann aber doch deutliche Unterschiede. Der Audi wirkt agiler, durchtrainierter. Sein Vierzylinder-Diesel mit 190 PS spricht feinfühlig aufs Gas an, er ist jederzeit gut gedämmt und immer mit ausreichend Kraft gesegnet. Dazu passt die tolle Siebengang-Doppelkupplung. Abgesehen von einer leichten Anfahrschwäche erledigt sie ihren Job nahezu perfekt, wechselt die Gänge unmerklich und immer zur rechten Zeit. Einen der größeren Sechszylinder braucht es so weder für die Fahrleistungen noch den Geräuschkomfort.

Beim C-Klasse-Fahrwerk bleiben keine Wünsche offen

Mercedes C-Klasse T-Modell BlueTec
Gut abgestimmt: Das Fahrwerk des Benz federt flauschig, kann aber auch Kurven sportlich nehmen.
Bild: Roman Raetzke
Der Selbstzünder im C 250 d T-Modell leistet zwar 14 PS mehr, wirkt aber behäbiger und vor allem viel brubbeliger. Das Taxi-Laufgeräusch werden sie beim Benz wohl nicht mehr los. Eigentlich nicht dramatisch, in der sonst extrem gut gedämmten C-Klasse wirkt das jedoch etwas unfein. Allerdings kontert der Benz mit seinem Fahrwerk, das einerseits flauschig federt, andererseits aber auch Kurven kann. Eine nahezu perfekte Abstimmung, die jeden Geschmack gekonnt bedient. Der Audi wirkt ähnlich sportlich, allerdings vor allem auf kurzen Unebenheiten eine Spur weniger komfortabel. Er leidet unter leichten Traktionsschwächen, die vom feinfühlig abgestimmten ESP ausgeglichen werden müssen. Also Gleichstand – die-se unterschiedliche Auslegung ist Geschmackssache. Beide fahren mit ihren Qualitäten an der Spitze ihrer Klasse. Und die Preise? Audi ruft für den Avant mit 190-PS-Diesel und Doppelkupplungsgetriebe mindestens 42.250 Euro auf, Mercedes für ein C 250 d T-Modell mit Automatik sogar 45.845 Euro. Wer ein paar Extras ordert, ist schnell 60.000 Euro und mehr los. Zwei Bestseller in dieser Preisregion? Ein Phänomen.
Alle News und Tests zur Mercedes C-Klasse  
Technische Daten Audi A4 Avant 2.0 TDI S tronicMotor: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum: 1968 cm³ • Leistung: 140 kW(190 PS) bei 3800/min • max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750/min • Vmax: 231 km/h • 0–100 km/h: 7,9 s • Antrieb: Vorderrad, Siebengang-Doppelkupplung • Tankinhalt: 40 l • L/B/H: 4725/1842–2022/1434 mm • Kofferraum: 505–1510 l • Leergewicht: 1605 kg • EU-Mix: 4,2 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 109 g/km • Preis ab 42.250 Euro.
Technische Daten Mercedes C 250 d T-Modell • Motor: Vierzylinder, Biturbo, vorn längs • Hubraum: 2143 cm³ • Leistung: 150 kW(204 PS) bei 3800/min • max. Drehmoment: 500 Nm bei 1600/min • Vmax: 241 km/h • 0–100 km/h: 6,9 s • Antrieb: Hinterrad, Siebenstufenautomatik • Tank: 50 l • L/B/H: 4702/1810–2020/1457 mm • Kofferraum: 490–1510 l • Leergewicht: 1660 kg • EU-Mix: 4,5 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 117 g/km • Preis ab 45.845 Euro.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Beim neuen Audi A4 Avant zeigt sich im Abgleich mit der C-Klasse als T-Modell besonders deutlich, was für einen großen Sprung Audi gemacht hat. In allen Disziplinenist der Audi dem Mercedes jetzt eben-bürtig, beide gehören zum Besten, was es in dieser Klasse zu kaufen gibt. Unterschiedliche Charaktere, aber in der Endabrechnung auf dem gleichen hohen Niveau. Allerdings: Die gepfefferten Preise vermiesen die positive Stimmung sehr.

Von

Stefan Voswinkel