"Eine Generation hinterher." So lautete das Fazit über die C-Klasse. Der Mercedes sah im Duell gegen den taufrischen BMW 320d vergleichsweise alt aus. Bleibt als ernsthafter Mitbewerber um die Krone der Mittelklasse noch der Audi A4. Schon seit 2007 gebaut, aber gerade renoviert. Rein äußerlich – und innen genauso – werden das nur Spezialisten bemerken, doch Audi hat auch Fahrwerk, Motoren und Elektronik überarbeitet. Reicht das, um gegen den BMW zu bestehen? Der tritt hier mit dem hochmodernen Zweiliter-Vierzylinder an, inklusive Benzindirekteinspritzung, raffinierter Aufladung und erstaunlichen 245 PS. Aus dem aktuellen A4-Programm passt dazu am besten der 2.0 TFSI mit 211 PS, ebenfalls ein direkteinspritzender Zweiliter-Vierzylinder mit Turbo.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A4

Audi A4
Handarbeit: Mangels ordentlicher Automatik tritt der A4 mit manuellem Schaltgetriebe an.
Zu solchen Motoren in dieser Klasse gehört eigentlich eine Automatik, Audi bietet im Moment für diesen Motor ohne quattro-Allradantrieb aber nur die stufenlose Multitronic an. Die hat uns bisher nicht überzeugt und ist dazu unzuverlässig. Als Gegner für die famose ZF-Achtstufenautomatik im BMW (ab 2260 Euro) taugt sie jedenfalls nicht – und deshalb fährt der A4 im Vergleich mit Handschaltung vor. Mit der exakten, leichtgängigen Schaltung muss das kein Nachteil sein, zumal sie passend abgestimmt ist. Der kultiviert laufende TFSI selbst zieht kräftig an, dreht freudig und macht erstaunlich wenig Lärm, bleibt insgesamt leiser als der bestimmt nicht laute BMW. In 7,1 Sekunden sprintet der Audi von null auf 100, verfehlt die Werksangabe von 6,9 Sekunden knapp. Der Verbrauch lag im Test mit 7,3 Litern einen Liter über der Normvorgabe. Zumindest das verbindet ihn mit dem BMW, auch der kam auf 7,3 Liter. Kein Wunderwert übrigens, angesichts der Leistungen aber durchaus ehrenwert.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 3er

BMW 3er
Ruhig, fest und straff, perfekt ausbalanciert: Der 3er zeigt dynamischen Charakter.
Denn, ehrlich, andererseits machen beide Motoren jede Menge Spaß, der des 328i noch mehr als der TFSI. Er schiebt schon im Drehzahlkeller mächtig an (350 Nm bei 1250 Touren) und dreht giftiger aus als der Audi. Der BMW ist damit energischer und flotter unterwegs, schafft Tempo 100 in 6,2 Sekunden. Rein leistungsmäßig können wir dem Motor also nicht viel vorwerfen, ein schaler Beigeschmack bleibt trotzdem. Er klingt, wie ein Vierzylinder eben klingt, läuft sowieso rauer und kerniger als der Audi. Es fehlt ihm der seidenweiche, turbinenartige Lauf der Sechszylinder. Man könnte es auch Charakter nennen. Davon zeigt der BMW dann bei der Fahrt um die Pylonen jede Menge. Besonders mit den adaptiven Dämpfern (1100 Euro) liegt er beeindruckend ruhig, fest und straff, perfekt ausbalanciert (50:50), zirkelt schneidig und entschlossen um die Kurven. Großartig, eine klassische Fahrmaschine. Die elektromechanische Lenkung spielt nach Kräften mit. Sie spricht zwar manchmal verzögert an, dann aber direkt und mit vergleichsweise feinnerviger Rückmeldung.
So etwas fehlt beim A4. Aus Sorge vor zu starken Antriebseinflüssen hat Audi die Lenkung zu leichtgängig ausgelegt, mitteilungsarm und mit wenig Rückmeldung von der Fahrbahn. Auch der Audi ist durchaus stramm abgestimmt, fährt sich harmonisch, sicher und handlich. An die lässige, souveräne Agilität des BMW kommt er aber nicht heran. Vorn liegt Audi aber noch immer bei der Akribie der Verarbeitung, obwohl BMW mit dem neuen 3er aufgeholt hat. Cockpit, iDrive und Kunststoffe erinnern jetzt eher an den aktuellen 5er als an den abgelösten 3er. Zugelegt hat der 3er auch beim Platzangebot, er bietet im Fond mehr Bewegungsfreiheit als der A4 und zudem die bequemeren Sitze. Doch klar, wer Raumwunder braucht, sollte in dieser Klasse nicht bei Audi oder BMW suchen.
Ab 37.150 Euro liefert Audi den A4 2.0 TFSI, beim Testwagen kam das Drive Select für 200 Euro dazu. Damit liegt er deutlich günstiger als der BMW 328i, der mit Automatik, adaptiven Dämpfern, 18-Zoll-Rädern und Sportlenkrad auf 41.890 Euro kommt. Viel Geld. Doch entscheidender ist wohl, dass der 3er-BMW nach dem Mercedes auch souverän gegen den Audi A4 gewinnt.

Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es in AUTO BILD 8/2012 oder als Download im Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Harmonisch, handlich, hochwertig: Dem Audi A4 hat das jüngste Facelift gutgetan. Ein Klasse-Auto. Doch vieles, was der A4 kann, kann der 3er eben noch besser. Er hat zum Beispiel schlichtweg mehr Platz (im Fond), Fahrwerk und Motor begeistern. Unsere Probleme mit dem Vierzylinder sind ja eher philosophischer Natur. Mercedes und Audi sind besiegt – es sieht so aus, als ob der 3er unschlagbar ist. Bis auf Weiteres jedenfalls.