Das neue Audi A5 Coupé bringt frischen Schwung – und Mercedes C-Klasse Coupé und BMW 4er in Bedrängnis. Auf geht's zum ersten Vergleich.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
Wer kümmert sich eigentlich um bedrohte Auto-Arten? Der ADAC? Nö! Die Bundesregierung? Auch nicht, die haben andere Sorgen. Also AUTO BILD? Bingo! Wir widmen uns neben den angesagten Trend-Typen auch den leckeren Randerscheinungen der Szene. In diesem Fall den Mittelklasse-Coupés, die bei den Käufern – wie wir meinen, völlig zu Unrecht – nicht mehr ganz oben auf der Einkaufsliste stehen.
Beim Design ist sich der Audi A5 absolut treu geblieben
Video: A5 Coupé/430i Coupé/C 300 Coupé
Drei Premium-Coupés im Vergleich
Bild: AUTO BILD
Audi glaubt jedenfalls an die feinen Flaneure. Und zeigt sein neues A5 Coupé. Das Auge begreift zwar erst auf den zweiten Blick, dass hier wirklich alles anders ist als beim Vorgänger – dennoch lieferte der A5 2.0 TFSI quattro vergangene Woche beim Einzeltest in Heft 35 eine sehr souveräne Vorstellung ab. Kaum Schwächen, viele Stärken. Reicht das, um gegen die harte Konkurrenz von BMW und Mercedes zu bestehen? Das 4er Coupé trägt inzwischen den modernen Zweiliter-Vierzylinder mit 252 PS unter der Haube, heißt seitdem nicht mehr 428i, sondern 430i. Das C 300 Coupé ist ohnehin noch taufrisch und überrascht mit expressiver Erscheinung. Welches der drei Coupés am stärksten auftrumpft, klärt der Vergleich.
Aus seiner Größe macht der Mercedes den wenigsten Platz
Scheinriese: Das Mercedes C-Klasse Coupé streckt sich am längsten, bietet aber am wenigsten Platz.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
Das muss eine optische Täuschung sein. Beim flüchtigen Hingucken wirkt der Mercedes eine halbe Klasse kleiner als seine Mitstreiter, tatsächlich macht er sich am längsten – und bietet neben dem beengten Raumgefühl dennoch am wenigsten Platz. Sogar fürs Gepäck. Wir wissen nicht, wie die Schwaben das schaffen – vielleicht weil im AMG 63 auch ein V8 Platz finden muss? BMW und Audi belassen es bei maximal sechs Zylindern. Und brauchbaren Raumverhältnissen. Wobei der angenehm luftig wirkende Audi sich nur knapp vom Mercedes absetzen kann. Richtig clever nutzt der BMW den vorhandenen Raum. Im Fond spendieren die Münchner spürbar mehr Beinfreiheit. Für Fahrer sind aber alle drei Coupés toll. Top-Sitze verwöhnen auch empfindliche Popometer, die Verarbeitung lässt großen Luxus spüren. Stört nur, dass der BMW nicht ganz so gleichmäßige Fugen schafft und der Benz bei der Rundumsicht versagt.
Am Audi führt beim 0-100-0-Spielchen kein Weg vorbei. Dank Allradantrieb jagt der 252 PS starke A5 in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 – drei Zehntel schneller als der BMW, fast eine Sekunde vor dem Mercedes. Auch beim umgekehrten Weg von 100 auf 0 km/h lassen die Ingolstädter nichts anbrennen. Nur 34,1 Meter bis zum Stillstand – die Mitstreiter brauchen mindestens zwei Meter mehr.
Gute Kombination: Der Zweiliter-Turbo im BMW-Bug ist stets hellwach und röhrt bisweilen sechszylindrig.
Bild: Toni Bader
Und damit nicht genug. Der 2.0 TFSI von Audi reagiert blitzschnell, dreht fulminant und klingt schön sportlich. Der Siebengang-Doppelkuppler ergänzt das Ganze mit ebenso schnellen wie schmusigen Gangwechseln – viel lässt sich da nicht meckern, verbessern auch nicht. Allerdings wissen auch die Münchner, wie man Motoren baut. Der ebenfalls 252 PS starke Vierzylinder im 430i lässt Anhänger des Reihensechsers versöhnlich seufzen: geht doch! Der Zweiliter-Turbo reagiert blitzschnell auf Gasbefehle, scheut auch vor hohen Drehzahlen nicht zurück, röhrt fast ein bisschen sechszylindrig. Herrlich! Genau wie der gezügelte Durst. Mit 7,4 l/100 km liegt der BMW rund einen Liter unter Audi und Mercedes. Das C-Coupé muss sich beim Antrieb ohnehin hinten anstellen. Der Zweiliter fährt mit 245 PS zwar in der gleichen Leistungsliga, kommt wegen der fehlenden Launch-Control und der leicht zögerlichen Siebenstufenautomatik aber nicht hinterher.
Fahrspaß wird bei allen Testkandidaten großgeschrieben
Brüder im Geiste: Wenn es ums Eck geht, fahren Audi, BMW und Mercedes den sportlichen Weg.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
Bis Tempo 200 fehlen dem Benz fast drei Sekunden, der 300er wirkt stets angestrengt und knurrt unter Last genervt. Die Stunde des Mercedes schlägt dafür 2016 beim Komfort. Dank Luftfederung (1416 Euro) bleibt er auf schlechten Pisten am ruhigsten und teilt nur selten Schläge aus. Der straffe BMW rollt ebenfalls vergleichsweise geschmeidig über Fahrbahnfehler, während der immer noch verträgliche Audi im Anfedern mehr Härte zeigt. So unterschiedlich die Komfort-Konzepte, so ähnlich der sportliche Anspruch. Alle drei Coupés wuseln wieselflink und mit großer Lust über kurvige Straßen. Der Audi kommt dabei dank Allrad noch ein bisschen flotter aus den Kehren, der BMW wackelt schon mal frech mit dem Po, Mercedes überrascht mit der angenehmsten Lenkung. Allerdings regelt das ESP im C 300 auch etwas vorlauter und bremst den Fahrspaß so ein wenig aus.
Überraschung: Mercedes verlangt mit 50.743 Euro den geringsten Einsatz, Audi mit 55.130 Euro (jeweils Testwagenpreis) den höchsten – das kennen wir sonst anders. Allerdings schockt Mercedes mit jährlicher Wartung (oder 25.000 km). Und alle drei bieten nur zwei Jahre Garantie. Darum müssen wir uns dringend kümmern.
Das war knapp. Der von uns sehr gelobte A5 muss sich dem 4er geschlagen geben. Wie das sein kann? Ganz einfach. Der Audi bleibt ein enorm agiles und schnelles Coupé – genau wie der BMW, der aber weniger kostet. Das kommode C-Coupé verpasst beim Antrieb den Anschluss.