Wo leben wir eigentlich? Trump wird US-Präsident, die Fußball-WM findet 2022 im Wüstenstaat Katar statt – und AUTO BILD vergleicht den neuen Audi A5 Sportback mit einem Skoda Superb. Ja, spinnen die denn alle? Natürlich nicht! Während die ersten beiden Ereignisse zwar durchaus in die Kategorie Schnapsidee fallen, handelt es sich bei unserem Konzernduell um ein überaus ernsthaftes Anliegen. Glauben Sie nicht? Dann sollten Sie unsere Begründung lesen.

Für den Audi sprechen seine Qualität und sein Ambiente

Audi A5 Sportback
Der Audi A5 Sportback der jüngsten Generation trifft im Test auf einen starken Konzernbruder.
Die Frage, die hinter dem Test steht, ist nämlich eine ganz simple. Muss es wirklich ein feiner Audi sein, wenn wir im praktischen Skoda für deutlich weniger Kohle nicht viel schlechter unterwegs sind? Um den Marken und ihren Kernwerten dabei gerecht zu werden, haben wir die Autos natürlich entsprechend konfiguriert. Der A5 Sportback zaubert aus seinem Zweiliter-Vierzylinder 252 PS und verteilt sie über ein Siebengang-DSG an alle vier Räder. Der Superb begnügt sich bei gleichem Motor mit 220 PS, vertraut auf das DSG mit sechs Gängen und belässt es bei Frontantrieb. Einfachere Technik, die dem Tschechen aber einen Preisvorteil von fast 12.000 Euro verschafft. Kann der Audi das auf der Straße wieder reinfahren? Als Fahrer würden wir immer zum A5 greifen. Zwar bietet der Skoda auch vorn minimal mehr Luft, Ambiente und Sitzposition sprechen aber klar für den Audi.
Alle News und Tests zum Audi A5 Sportback

Der Superb befriedigt auch üppigen Platzbedarf

Skoda Superb
Raumriese: Der Skoda empfiehlt sich als Familienauto, sein Kofferraum schluckt bis zu 1760 Liter.
Wo uns der Superb als SportLine mit integrierten Kopfstützen und zu hoch montiertem Gestühl nervt, entspannt der Sportback mit ausziehbarer Beinauflage und fester Polsterung. Dazu dann noch das teure (500 Euro zuzüglich 2820 Euro für MMI Navigation plus), aber ziemlich geniale Digitalcockpit sowie die exzellente Verarbeitung – da baut sich zum Skoda schon ein Klassenunterschied auf. Die Materialqualität des Tschechen fällt im nicht sichtbaren Bereich spürbar einfacher aus, der Navigationsmonitor zieht den Blick des Fahrers mindestens eine halbe Etage zu tief auf sich. Die Stunde des Superb schlägt bei Ferien und Familie. Im Fond sitzen selbst Zweimetermänner entspannt und mit lässig ausgestreckten Beinen, unter der großen Heckklappe verschwindet ein Koffer mehr als im A5. Mindestens. Richtig krass wird es bei umgelegten Fondsitzen. Dann ärgert der Skoda uns zwar mit einer Stufe im Laderaum, doch dafür schafft er im Pärchen-Modus fast 500 Liter mehr als der Audi – da kann schon mal der Haussegen dran hängen.
Alle News und Tests zum Skoda Superb
Auf der Straße erklärt sich einiges vom üppigen Aufpreis des A5 gegenüber dem Superb. Mehr Leistung und die Kraft der vier angetriebenen Räder lassen den Audi nicht nur deutlich schneller sprinten, sondern auch erheblich souveräner über den Asphalt carven. Innig verbeißt sich der Sportback in der Fahrbahn und fegt auch aus engen Kurven mit ordentlich Schmackes heraus. Da kann der Skoda nicht mithalten. An der Ampel scharrt er bei Nässe hilflos mit den Vorderrädern, in knappen Kehren schiebt er bei übermütiger Fahrweise schon mal ungestüm geradeaus.

Die Preise sprengen bei beiden den Rahmen

Audi A5 Sportback Skoda Superb
Happig: Für den getesteten Superb werden 43.400 Euro fällig, der A5 Sportback kostet sogar 55.130 Euro.
Und der Audi verbucht nicht nur das Dynamikkapitel für sich, er federt auch etwas ausgewogener. Eine straffe Grundtendenz der Feder-Dämpfer-Elemente zeichnet vor allem den A5 aus. Und wo der Audi seinen Aufbau auch auf welligem Profil ruhig hält und nur mäßig schwankt, torkelt der Skoda schon bedenklicher. Dazu kommt dann noch das ungelenke Anfedern der 18-Zoll-Räder auf Kanten und Absätzen, das die Gäste des Superb in Unruhe versetzt. Auch wenn der große Tscheche lange Wellen mit bemerkenswerter Gelassenheit abreitet, fehlt ihm auf schlechten Pisten doch die Souveränität des Audi. An der Kasse ändert sich das Bild: Wenn wir alles einrechnen, was in unserem Test zum Tragen kommt, kostet der Skoda Superb 2.0 TSI stolze 43.400 Euro. Auch angesichts einer annähernd kompletten Ausstattung ziemlich viel Geld für die einstige VW-Billigtochter aus dem Osten. Allerdings noch nichts verglichen mit den 55.130 Euro, die Audi für den A5 Sportback 2.0 TFSI im Test-Trimm aufruft.
Selbst der erheblich bessere Wiederverkauf und die doppelt so langen Wartungsintervalle (alle zwei Jahre statt jährlich) können den Ingolstädter da nicht mehr retten. Am Ende schlägt der praktische Skoda seinen edlen Audi-Bruder knapp – und das ist garantiert nicht gesponnen.
Erstaunlich, dass Skoda und Audi in der Eigenschaftswertung fast gleichauf liegen. Wo der A5 besser fährt, kontert der Superb mit tollem Platzangebot. Und am Ende sichert der Preis dem Skoda den knappen Sieg.

Von

Berend Sanders