Schneidig und schnörkellos steht der A7 auf den Rädern. Eine imposante Erscheinung. Audi hat aus Anklängen an das unvergessene 100 Coupé S von 1971 und modernen Linien einen hinreißenden Viertürer gezaubert – manche sagen, den schönsten Audi aller Zeiten. Keine Frage: Das Coupé kommt spät, setzt aber umso stärkere Akzente. Diese Linie setzen die Designer auch innen fort. Eingerichtet ist der A7 mit jener unterkühlten, funktionalen Perfektion, wie sie Audi gerade bis zur Vollendung pflegt. Alles edel und fein verarbeitet, ein Flair, das eher nach herrschaftlichem A8 duftet als nach dem A6 des mittleren Managements.
So hell und luftig die Atmosphäre in der ersten Reihe ausfällt, so wenig bietet der Fond das Platzangebot einer Limousine – aller gestalterischen Raffinesse zum Trotz. Passagiere bis etwa 1,80 Meter Länge sitzen noch bequem auf den beiden leicht ausgeformten Einzelsitzen, größere müssen wegen der abfallenden Dachlinie die Köpfe einziehen. Auch der flache Einstieg macht recht schmerzhaft deutlich: Dies ist ein Coupé. Umso erfreuter registriert man die große Heckklappe, einen wichtigen Vorteil gegenüber dem Mercedes CLS. Sie öffnet serienmäßig elektrisch, damit lässt sich der riesige, 535 Liter große Kofferraum bequem beladen. Mit umgelegter Rücklehne (auch Serie) entsteht eine knapp zwei Meter lange, fast ebene Ladefläche mit maximal 1390 Liter Ladevolumen. Fast wie im A6 Avant, der nur beim maximalen Ladevolumen mehr Platz bieten kann (1660 Liter).

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Der getestete Dreiliter-TDI mit 245 PS und 500 Nm Drehmoment ist ein entschlossener Typ mit angenehmen Manieren, drehfreudig und spurtstark. Damit beschleunigt der A7 in energischen 6,1 Sekunden von null auf 100. Er klingt dabei kaum noch wie ein Selbstzünder, sondern surrt und summt fast wie ein Generator, jederzeit bemerkenswert leise. So ruhig wie bei den im Test gemessenen 69 Dezibel bei Tempo 130 geht es sonst in der Luxusklasse zu. Vergessen wir endgültig jeden Vorbehalt, ein Selbstzünder passe nicht in Edel-Coupés. Der Diesel harmoniert bestens mit dem schnell und erstaunlich sanft schaltenden Siebenganggetriebe. Das verhaspelt sich nur manchmal beim schnellen Runterschalten, dann ruckelt es unschön. Zur Serienausstattung gehören Bremsenergie-Rückgewinnung und Start-Stopp-System – auch ein Grund für den niedrigen Testverbrauch von 7,5 Litern pro 100 Kilometer. Zum Vergleich: Ein A6 mit 3.0 TDI und 240 PS – aber ohne Spartechnik – schluckte bei uns noch 8,3 Liter.
Weniger als Fortschritt betrachten wir das serienmäßige Drive Select System, mit dem sich die Kennlinien fürs Gaspedal, die Schaltzeiten für das Getriebe und die Servounterstützung für die Lenkung abstimmen lassen. Der Komfort-Modus bringt keinen Vorteil, in "Dynamic" wird die Lenkung leicht giftig, und die adaptive Luftfederung (1950 Euro extra) neigt dann sogar zum Stuckern. Eine nette Spielerei für Technik-Freaks, der Normalfahrer wird eher in "Auto" glücklich. Kritik muss sich die elektromechanische Lenkung gefallen lassen. Sie arbeitet in der Mittellage leichtgängig und weich, bei größeren Einschlägen jedoch direkter. Der Übergang ist zu abrupt, hier wünschen wir uns noch etwas Feinarbeit.

Der fast zwei Tonnen schwere Testwagen darf nur noch 344 Kilo zuladen

Audi A7 Sportback
Lächerlich klein: Die Zuladung eines gut ausgerüsteten A7 schrumpft auf 344 Kilo.
Mit Luftfederung (1950 Euro) und Sportdifferenzial (1050 Euro) fährt sich der A7 unerwartet leichtfüßig und handlich, sein hohes Gewicht glaubt man ihm kaum. Denn trotz aller Mühe – Motorhaube und Türen bestehen aus Alu – wiegt der Testwagen satte 1976 Kilo. Darin stecken rund 200 Kilo Extras, was die Zuladung auf indiskutable 344 Kilo beschränkt. Mit vier Passagieren und einer Zahnbürste ist der Ingolstädter fast überladen. Als Leichtbau-Wunder geht das Coupé also nicht durch, ein klar längerer A8 wiegt im Leergewicht (1840 kg) nur 70 Kilo mehr. Allrad und Sportdifferenzial gelingt es tatsächlich, die Zentner zu verstecken – der A7 fühlt sich schlank und austrainiert an. Schlank gilt für die Preise nur bedingt. Beim A7 3.0 TDI quattro gibt es für 58.100 Euro zwar serienmäßig Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Xenon-Scheinwerfer. Die neuen Sicherheits-Assistenzsysteme lässt sich Audi aber teuer bezahlen: automatische Distanzregelung mit 1460 Euro, den Nachtsichtassistenten mit 2000 Euro. Ganz schön schneidig, diese Kurse.
Dirk Branke

Fazit

Bildschön, mit klarem Design und hochwertiger Verarbeitung setzt der A7 Akzente unter den viertürigen Coupés. Doch hinter der schicken Fassade stecken innere Werte. Der Platz geht in Ordnung, auch wenn man im Fond nicht zu viel erwarten sollte – da kommt der Coupé-Charakter durch. Doch mit der großen Heckklappe und dem Kofferraum sammelt der A7 viele Punkte. Der kraftvolle und kultivierte Dreiliter-Diesel und das Doppelkupplungsgetriebe überzeugen komplett, ebenso wie die bissigen Bremsen. Etwas überraschend ist das hohe Gewicht des A7 – und das beim Leichtbau-Pionier Audi.