Play

Video: Audi A8 vs Mercedes S-Klasse (2018)

Duell in der Luxusklasse

Was kostet die Welt, Geld spielt keine Rolex! Bestes Beispiel: die Elbphilharmonie – 110 Meter hoch und mit 789 Millionen Euro zehnmal so teuer wie zunächst veranschlagt. Sogar das 400-Quadratmeter-Apartment im 18. Stock für zehn Millionen weg. Der Käufer, ein Herr aus Süddeutschland, muss so reich sein, dass er sich unsere Vergleichstestkadidaten locker in die Tiefgarage stellen könnte. Beide, die Mercedes S-Klasse, alte Schule, und ihren Herausforderer, Audi A8, voll digital. Beide mit 286-PS-Diesel und sechs Zylindern. Das ist der Gipfel!

Ein durchgehendes Leuchtenband schmückt das A8-Heck

Audi A8
Neuer Look: Der A8 ist der erste Serien-Audi aus der Feder von Designer Marc Lichte – er ist gelungen.
Der fette Mercedes ist ein alter Bekannter, in der Tagesschau so vertraut wie die Raute von Mutti. Die S-Klasse der Reihe W 222 wird seit 2013 gebaut, Facelift im Sommer 2017, aber in Wahrheit sind Teile der Luxus-Limo viel älter: Im Fahrzeugschein steht 221, die Sonder-Klasse hat die Bodengruppe vom Vorgänger aus 2005. Ein alter Hut also, dieser Benz? Nee, wirklich nicht. Mercedes hat seine fahrende Burg topfit gehalten, ein Auto aus dem Vollen gefräst; Motto: 5,13 m Länge trifft Luxus für ewig und Technik von heute. Und jetzt kommt der neue Audi, und Mercedes sieht nur noch die Rücklichter, oder was? Obwohl – schön sind die ja. Der A8 ist der erste Serien-Audi von Designer Marc Lichte. Wir sagen nur: durchgezogenes Leuchtenband hinten und OLED-Heckleuchten. Beim Entriegeln unbedingt schräg hinterm Auto stehen, dann ziehen die Lämpchen ihre Show ab, laufen und blinken um die Wette.
Alle News und Tests zum Audi A8

Nicht jeder Fortschritt ist auch immer praktisch

Audi A8
Neues Konzept: Im Audi A8 wird getoucht, was das Zeug hält – der praktische Dreh-Drück-Steller flog raus.
Danach bitte die 5,17 Meter nach vorn laufen, das Laserlicht betrachten und vorm XXL-Grill niederknien. Haben wir gemacht und nachgemessen: 1,27 Meter breit, 60 cm hoch. Auf den Benz-Grill (114 mal 34 cm) passen ein paar Steaks weniger. Bleiben wir beim Audi, denn da gibt es einiges zu erklären. Die haben doch tatsächlich den Dreh-Drück-Steller rausgeschmissen! Im neuen A8 wird getoucht, und zwar auf zwei von drei Bildschirmen. Monitor Nummer eins liegt hinterm Lenkrad und ist das bekannte Virtual Cockpit mit Tacho, Drehzahlmesser und auf Tastendruck XXL-Navi. Nummer zwei und drei sind, nun ja, zumindest mal diskutabel, weil sie einfach zu tief sitzen, der Blick zu lange von der Straße aufs Mäusekino geht. Ganz ehrlich, Audi? Wir sehen da drei Probleme. Erstens: Der Touchscreen für Navi und Multimedia liegt auf Höhe der Lenkradnabe, der für Klima und Sitzeinstellungen befindet sich zweitens sogar noch viel tiefer, im Keller. Problem Nummer drei erkennst du je nach Lichteinfall: Fingertapser auf beiden Screens!
Aber wir müssen auch loben. Zum Beispiel die Sprachsteuerung. Selten so schnell bedient worden! In LTE-Tempo schickt der A8 Infos aus der Cloud, da musst du deine Ziele nicht eintippen, du kannst sie ansagen. Wer doch touchen will: Der Glasmonitor gibt über eine Feder per Klick Rückmeldung, so viel Liebe zum Detail ist klasse. Noch mal danke, Audi: Der Lautstärkeregler hat überlebt, als ihr die Knöpfe geköpft habt.

Der Diesel des Mercedes ist ein echtes Sahnestück

Mercedes S-Klasse
Der Diesel-Reihensechser im Benz-Bug ist leise und kräftig – macht aus der S-Klasse aber keinen Sportler.
Und dann setzt du dich in die S-Klasse, legst deinen Arm auf die Mittelkonsole, umfasst mit deinen Fingern den Dreh-Drück-Steller, guckst weit nach oben auf den Monitor, und du denkst dir so: War doch nicht alles schlecht in der alten Welt. Mercedes lässt (noch) klicken, nicht touchen. Der 77 cm breite Schirm zeigt links Tempo und rechts alles andere an, es gibt in der Mittelkonsole Kurzwahlknöpfe für Navi, Radio, Media und Telefon. Die Schalter für Sitzeinstellung und Heizung befinden sich in den Türtafeln. Und weil das alles so schön einfach und bekannt ist, musst du nicht drei Semester Informatik studiert haben, um da durchzusteigen. Also gleich Startknopf drücken, und ab. Dieser Motor! Mercedes hat wieder einen Reihensechszylinder. Eine Flüstertüte. Der Dieselmotor im 350 d heißt OM 656, er ist top gedämmt, läuft superkultiviert, du hörst ihm nur von außen an, dass er den billigen Sprit tankt.
Alle News und Tests zur Mercedes S-Klasse
Wenn du diesen 286-PS-Trumm dann über die Landstraße prügeln, in engen Kurven seinen Hinterradantrieb mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal reizen willst, dann hast du ein Problem: falsches Auto für Halbstarke!
Wie die beiden Luxuslimousinen fahren, sehen Sie in der Bildergalerie.
Andreas May

Fazit

Allradantrieb, Hinterachslenkung, soo viel Platz und total digital: Der neue Audi A8 ist eine Ansage an die Luxus-Konkurrenz. Audi zeigt, dass Luxus und Sport nicht im Widerspruch stehen müssen. Aber Hut ab, Mercedes! Obwohl die S-Klasse schon einiges erlebt hat, kann sie noch mitfahren.

Von

Berend Sanders