Dass die Corvette dem europäischen Sportwagen-Establishment gefährlich wird, hat uns bereits das Coupé wissen lassen. Jetzt versucht die offene Version der US-Ikone Porsche Aston Martin und Audi eins auszuwischen. Ein Vergleich.

Die neue Corvette ist klar besser geworden

Chevrolet Corvette Stingray Convertible rot Frontansicht
Die Traktionselektronik regelt die ungestüme Kraftentfaltung modusabhängig – aber sensibel.
Chevrolet Corvette Stingray Convertible Klar ist die C7 besser geworden als ihre Vorgängerin, viel besser sogar. Steifigkeit, Antriebskomfort, Spurrillenempfindlichkeit, Materialanmutung, Geräuschniveau – alles entwickelte sich ein gutes Stück in Richtung europäischer Maßstäbe; erreichen oder gar neu definieren konnte Chevrolet sie aber auch diesmal nicht. Oder um es deutlicher auszudrücken: So ein Porsche 911 kostet als Targa 4S über 50.000 Euro mehr. Und ja, das ist eine ganze Menge, allerdings spürt man – Performance weiterhin ausgeblendet – einen Großteil davon eben auch.
Porsche 911 Targa 4S gelb Frontansicht
Manche verulken den Targa als Zahnarztgatinnen-911– völlig zu Unrecht.
Porsche 911 Targa 4S Seit Mai gibt es den 911er wieder als Targa im Porsche-Sortiment. Und tatsächlich erinnert der hochpreisige Sportler mit seinem farblich abgesetzten Überrollbügel anstelle der konventionellen B-Säule mehr denn je an das Original von 1965. 124.094 Euro kostet der Wagen ohne Schnick-Schnack, das ist eine stolze Summe. Aber er gilt auch als die Messlatte des Vergleichs. Und die kann man jetzt wieder in aller Offenheit genießen.

Pomadige Gangwechsel beim Aston Martin Roadster

Audi R8 V8 Spyder weiß Frontansicht
Fürs flotte Dahinströmen gibt es kaum geeignetere Zweisitzer als einen Achtzylinder-R8.
Audi R8 V8 Spyder Der Audi verwickelt seinen Piloten nicht ganz so intensiv ins Fahrerlebnis wie Porsche oder Chevrolet. Man sitzt zu hoch auf etwas unnahbaren Sesseln, Rücken an Rücken mit einem wollig grollenden Vier-Zwo und eingemummelt in reichlich Premiumwatte, die den R8 aus der Fahrerperspektive so viel unspektakulärer wirken lässt, als er fürs Boulevardpublikum aussieht. Solange man mit hundertnochwas dahinbrodelt, sich vom pfeilschnellen Doppelkuppler die Gänge zustecken und den Sommerabend durchs Haar wuscheln lässt, empfindet man diese Diskrepanz auch als äußerst angenehm.
Aston Martin Vantage Roadster N430 metallic Frontansicht
Klangerlebnis und Grillumrahmung – Lipstick genannt – betonen die Rennsport-DNA des N430.
Aston Martin V8 Vantage N430 Roadster Der Aston Martin stellt stolze 305 km/h Spitze in Aussicht. Unglücklicherweise wird sein Kraftfluss immer wieder durch das sequenzielle Sportshift-Getriebe mit seinen pomadigen Gangwechseln unterbrochen. Dabei steppt es seine sieben Gänge um einiges zackiger ab als der R8 und peitscht dem Motor dadurch kräftiger ein.



Fazit

von

Stefan Helmreich
Mit all den Features kostet der Targa mal eben das Doppelte einer offenen Corvette, allerdings zahlt er einen Großteil davon durch sein feinmotorisches Fahrgefühl wieder zurück. Der minimale Vorsprung auf der Rennstrecke ist das viele Geld indes nicht wert. Hier verblüfft mal wieder die Corvette, die sich mit ihrem fulminanten Motor, unerbittlichen Bremsen und ihrem neutralen, grundehrlichen Fahrverhalten in Schlagdistanz zum Elektronikprojektil aus Zuffenhausen bringt, im Alltag aber immer noch vergleichsweise knorrig wirkt. Audi und Aston Martin kämpfen nur um Bronze. Der R8 kann sein agiles Handling wegen des mauen Motors nicht verwerten, dem stimmungsgeladenen Aston fehlen Grip auf der Vorderachse und der Motorpunch, ihn durch leichtes Mitdriften auszuhebeln. Richtig schön draußen sitzen kann man übrigens in allen vier, wobei der Audi mit seinem flauschigen Klang und der ewig jungen Optik noch immer die meisten Hochdaumen absahnt.

Von

Stefan Helmreich