Audi in die Formel 1?
Ein Einstieg ist realistisch

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AUTO BILD MOTORSPORTS Formel-1-Experte Ralf Bach analysiert die Gerüchte über einen bevorstehenden Einstieg von Audi in die Formel 1 ab 2016.
Bild: Fotomontage von Fans bei Twitter / Getty Images
Alle Jahre wieder ist Weihnachten. Alle Jahre wieder gibt es Gerüchte über einen Einstieg von Audi in die Formel 1, die sofort von irgendwelchen Konzernsprechen dementiert werden. So wie es vor wenigen Tagen geschehen ist. Doch diesmal ist es anders. Aus vielen Gründen. Dazu muss man wissen: Die Formel-1-Idee wurde vor drei Jahren von VW-Chef Martin Winterkorn zur geheimen Chefsache erklärt. Nur ganz wenige Mitarbeiter wurden in das Projekt mit dem Decknamen „Auto Union“ involviert. Pressesprecher waren nicht dabei. Der Mann, der von Winterkorn zum Leiter der Zukunftsvision auserkoren wurde, ist Audi-Vorstandschef Rupert Stadler. Seitdem ist einiges passiert, was den Audi-Mann dazu veranlasst haben, das Projekt „Auto Union“ in die Tat umzusetzen.

In der DTM ist Audi genauso erfolgreich unterwegs...
Dazu kommt: Mit Porsche ist seit einem Jahr eine andere Marke des VW-Konzerns ins Le-Mans-Projekt involviert. Porsche ist mit 16 Siegen immer noch Rekordsieger in Le Mans und will diese Tradition jetzt fortsetzen. Die 150 Millionen Euro, die der Le-Mans-Einsatz mindestens kostet, will Audi jetzt anders einsetzen. Mit Recht, denn für das gleiche Geld kann man heute locker und erfolgreich Formel 1 betreiben. Behauptet jedenfalls Mercedes.

... wie auf der Langstrecke in Le Mans und der Sportwagen-WM
Wie geht Audi jetzt das Projekt an? Der erste Schritt ist schon getan. Mit der Verpflichtung von Ex-Ferrari-Rennleiter Stefano Domenicali haben die Ingolstädter einen Mann an Bord, der alles vereinigt, was ein zukünftiger Audi-F1-Manager braucht: Kompetenz, Erfahrung, und vor allen Dingen politisches Gespür in der vergifteten Schlangengrube der Formel 1, die immer noch von den kleinen „Diktatoren“ beherrscht wird: Chefvermarkter Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt. Die Jobbeschreibung, die Audi in der Öffentlichkeit für Domenicali ausgibt, kann man getrost als kollektive Verarschung bezeichnen. Warum soll sich Stadler einen italienischen F1-Insider zum Projektleiter „Dienstleistung und Mobilität“ ins Haus holen? Davon hat der Konzern genügend gestandene Fachleute oder talentierte Nachwuchskräfte, denen man locker eine solche Aufgabe anvertrauen kann.

Wird Stefano Domenicali Audis neuer starker Mann für die Formel 1?
Nur zwei Teams kommen beim Einstieg in Frage: Sauber oder Red Bull mit seiner Nachwuchstruppe Toro Rosso. Beides würde passen. Beide haben eine großartige Plattform mit High-Tech-Fabriken und Fachpersonal. Und, ebenso wichtig: Beide sind nicht gut genug und können damit dem Image vorbeugen, Audi würde sich in ein gemachtes Bett legen. Was ja Mercedes immer noch anhängt, nachdem sich der Konzern aus Stuttgart 2009 das amtierende Weltmeisterteam von Ross Brawn einverleibt hatte. Fazit: Der Einstieg 2016 wäre vielleicht zu früh, 2017 aber durchaus realistisch.
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