Anfang 2020 verließ uns unser Audi-Q5-Dauertester. Rund 60.000 Kilometer bei AUTO BILD ALLRAD zeigten: Harmonie ist seine größte Stärke.
Unser Audi-Q5-Dauertester hinterließ einen einzigartigen Eindruck. Zur Erklärung: Wer, wie wir, von ganzem Herzen Autofreund ist, stört sich schon an kleinen Unzulänglichkeiten. Davon besaß der Q5 einige. Trotzdem haben wir ihn sehr genossen. Kollege Attila Langhammer formulierte es im Fahrtenbüchlein des Audi so: "Für Fahrer, die sich immer nur in gewöhnlichen Alltagssituationen bewegen, vielleicht eines der besten Autos, die zurzeit zu kaufen sind." Danach lobt er das butterzarte Luftfahrwerk und die tiefenentspannte Abstimmung der DSG-Automatik, welche im Bummelbetrieb auch versierten Fahrern einen klassischen Drehmomentwandler vorgaukelt. Wer ihr beim Beschleunigen und nach Einsatz der Start-Stopp-Automatik genügend Zeit einräumt, kann selbst nervöseste Pferde schonend trailern, auch das haben wir getestet. Rechnet man den sparsamen Diesel und die klassischen Audi-Tugenden wie die hervorragenden Sitze, die feinen Materialien und das tolle Soundsystem hinzu, klingt das Ergebnis nach einer Bestleistung. Leider zeigten sich unterm Strich dann doch Schwächen, die die Bilanz trübten.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Der TDI verlangte häufig nach Öl-Nachschub
Ausgesprochen ungestüm lässt sich der Q5 nicht bewegen. Am gelassenen Charakter hat sich über die Dauertest-Distanz auch nichts geändert.
Bleiben wir etwa beim Automatikgetriebe. Dessen Elektronikhirn, welches die Befehle zum Einkuppeln erteilt, ist etwas überfordert, wenn eine enge Längsparklücke mal am Hang liegt oder dabei ein abgesenkter Bordstein mit viel Gefühl erklommen werden möchte. Immer wieder wirft es derart unerwartet den Riemen auf die Orgel, dass der Audi energisch abgebremst werden muss. Leider wurde das nicht zur Gewöhnungsfrage, da das Getriebe ständig seine Herangehensweise änderte. Einmal in Fahrt überzeugte die Motor-Getriebe-Kombination des Zweiliter-TDI mit dem Siebengang-DSG wieder durch Gelassenheit, manche Fahrer sprachen allerdings auch von Trägheit. Auffällig: Im Schnitt verlangte der Q5 von Anfang an im Schnitt alle 7500 Kilometer nach einem halben Liter Motoröl. Dieses verblieb nicht lange auf Höchststand, sondern pendelte sich jedes Mal für längere Zeit bei etwa der Hälfte des Messbereichs ein – eigentümlich, aber auf der Gesamtfahrleistung von gut 60.000 Kilometern noch unbedenklich. Die elektronische Ölstandsmessung zeigte immer wieder auch Ausreißer nach oben oder unten an. Am Kraftstoffverbrauch hatten wir rein gar nichts auszusetzen. Eine sparsame Fahrweise ermöglichte Verbräuche im niedrigen Sechsliter-Bereich, der Enddurchschnitt nach vielen Autobahnetappen oder kleinteiligen Fahrten als Fotoauto zeigt vorbildliche 7,5 Liter. Auf der Autobahn meisterte der TDI auch hohe Geschwindigkeiten sparsam, sonderlich ungestüm ließ er sich hier aber ohnehin nicht bewegen. Am gelassenen Charakter hat sich über die Dauertest-Distanz auch nichts geändert. Ermüdungserscheinungen zeigte der Q5 nicht. Das gilt auch für die leichtgängige, aber nicht unpräzise Lenkung und das hervorragende Luftfahrwerk, welches trotz aller Sanftheit nie ins Wippen oder Wogen kommt.
Die Bedienelemente im Cockpit sind logisch aufgebaut, sehr ergonomisch angeordnet und ein haptischer Genuss.
Auch das feine Interieur des bayerischen Mexikaners ließ sich die vielen Fahrten mit voller Beladung kaum anmerken. Da kapitulierten viel eher die Knie der Hinterbänkler, wenn der Q5 mal wieder nur mit großgewachsenen Redakteuren unterwegs war. Seine eher schlechte Raumökonomie enttäuschte uns leider oft, erst recht, wenn zu mehrtägigen Terminen auch noch Gepäck oder die Fotoausrüstung unserer Bildkünstler in den Kofferraum gepfercht werden wollte. Unser früherer Hyundai-Tucson-Dauertester fuhr eine Wagenklasse unter dem Q5, bot aber unterm Strich ein großzügigeres Platzangebot. Zugegeben: Um Derartiges festzustellen, bedarf es keines Dauertests. Hier zählt viel eher, was die insgesamt 25 Fahrer des Q5 so alles in sein Fahrtenbüchlein schrieben.
Der Q5 hilft auf verschiedene Weise beim Spritsparen
Fährt der Q5 auf ein Tempolimit zu, zeigt ein Gasfuß-Symbol an, selbigen zu lupfen. Dann rollt der Wagen eingekuppelt und ohne Verbrauch bis zum Schild.
Torge Eßer gefielen die vielfältigen Spritsparmöglichkeiten, zu denen der Audi im Efficiency-Modus anregt, bemängelt aber, dass nicht alle immer konsequent genutzt werden. Lauert etwa ein Tempolimit vor dem Q5, zeigt er ein grünes Gasfuß-Symbol, das dazu anregt, selbigen zu lupfen. Geschieht dies, rollt der Wagen eingekuppelt und ohne Verbrauch zielgenau bis zum Schild des Tempolimits. Vorausliegende Ortschaften lösen das Gleiche aus, nur dass das Getriebe in den Segelmodus geht, also immerhin Leerlaufverbrauch produziert – merkwürdig, da beide Taktiken mit Navidaten arbeiten. Prima: Erkennt der Radartempomat ein vorausfahrendes Fahrzeug, wird die resultierende Verzögerung mit in den Ausrollvorgang einberechnet. Wenn der Vordermann beschleunigt, wird also nicht noch unnötig vor dem Ortsschild Gas gegeben. Rolf Klein findet die Sitzposition SUV-untypisch etwas zu niedrig, größere Kollegen aber widersprechen und loben das immerhin in der ersten Reihe gute Raumgefühl. Mehrere Fahrer notierten immer wieder kleinere Funklöcher der Smartphone-Verbindung per Bluetooth sowie Fehlinterpretationen der Verkehrszeichenerkennung. Diese bunt gemischten Kleinigkeiten wurden in den ersten paar Monaten verzeichnet, danach blieben die Notizseiten im Fahrtenbuch meist leer.
Nur ein Erlebnis trübt das Premium-Gefühl
Über gut ein Jahr hinweg hat der Q5 sich keinen Ausfall, keine Panne, nicht einmal eine verrutschte Dichtung oder ein nervendes Windgeräusch zuschulden kommen lassen – das verdient Lob, gilt aber andererseits in dieser Preisregion auch als Selbstverständlichkeit. Einziges Nicht-Premium-Erlebnis: Die (manuelle) Höheneinstellung des Beifahrersitzes hat durch normale Nutzung tiefe Schrammen in der darunterliegenden Konsolenverkleidung hinterlassen. Das trübt zum Schluss den Eindruck des ansonsten neuwertig feinen Innenraums. Gern wären wir den Q5 noch länger gefahren.
Bildergalerie
Dauertest Audi Q5
Fazit von Andreas Jüngling: Ein Dauertest zeigt, was bei kürzeren Mess- und Testfahrten nur wenig Aufmerksamkeit bekommt: die Leistung im normalen Autoalltag oder eben Unzulänglichkeiten. Das hat der Q5 mit knappem Platzangebot und gleichbleibend hohem Ölverbrauch gleich zu Anfang getan, um sich im Anschluss keine Blöße mehr zu geben. Urteil: vier von fünf Punkten.
Von
Andreas Jüngling
Dauertest Audi Q5
1/21
Im Laufe unseres Dauertests offenbarte der Audi Q5 einige kleinen Unzulänglichkeiten. Trotzdem haben wir ihn sehr genossen. Hier kommen die wichtigsten Erkenntnisse unserer gemeinsamen gut 60.000 Kilometer.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
2/21
Unser Dauertester war ein Audi Q5 40 TDI quattro. Der Testwagenpreis belief sich im Herbst 2018 auf 59.665 Euro. Für das Geld wird auch einiges geboten: "Für Fahrer, die sich immer nur in gewöhnlichen Alltagssituationen bewegen, vielleicht eines der besten Autos, die zurzeit zu kaufen sind.", lobte Kollege Attila Langhammer.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
3/21
Danach pries er das butterzarte Luftfahrwerk und die tiefenentspannte Abstimmung der DSG-Automatik, welche im Bummelbetrieb auch versierten Fahrern einen klassischen Drehmomentwandler vorgaukelt. Wer ihr beim Beschleunigen und nach Einsatz der Start-Stopp-Automatik genügend Zeit einräumt, ...
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
4/21
... kann selbst nervöseste Pferde schonend trailern, auch das haben wir getestet. Rechnet man den sparsamen Diesel und die klassischen Audi-Tugenden wie die hervorragenden Sitze, die feinen Materialien und das tolle Soundsystem hinzu, klingt das Ergebnis nach einer Bestleistung. Leider zeigten sich unterm Strich dann doch Schwächen, die die Bilanz trübten.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
5/21
Bleiben wir etwa beim Automatikgetriebe. Dessen Elektronikhirn, das die Befehle zum Einkuppeln erteilt, ist etwas überfordert, wenn eine enge Längsparklücke mal am Hang liegt oder dabei ein abgesenkter Bordstein mit viel Gefühl erklommen werden möchte. Oft wirft es so unerwartet den Riemen auf die Orgel, dass der Audi energisch gebremst werden muss.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
6/21
Einmal in Fahrt überzeugte die Motor-Getriebe-Kombination des Zweiliter-TDI mit dem Siebengang-DSG wieder durch Gelassenheit, manche Fahrer sprachen allerdings auch von Trägheit.
Auffällig: Im Schnitt verlangte der Q5 von Anfang an im Schnitt alle 7500 Kilometer nach einem halben Liter Motoröl. Dieses verblieb nicht lange auf Höchststand, sondern pendelte sich jedes Mal für längere Zeit bei etwa der Hälfte des Messbereichs ein – eigentümlich, aber auf der Gesamtfahrleistung von gut 60.000 Kilometern noch unbedenklich.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
8/21
Eigentümliche, aber bestens erreichbare Stelle zum Nachfüllen der Waschflüssigkeit.
Am Kraftstoffverbrauch hatten wir nichts auszusetzen. Eine sparsame Fahrweise ermöglichte Verbräuche im niedrigen Sechsliter-Bereich, der Enddurchschnitt nach vielen Autobahnetappen oder kleinteiligen Fahrten zeigt 7,5 Liter. Auf der Autobahn meisterte der TDI auch hohe Geschwindigkeiten sparsam.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
10/21
Am gelassenen Charakter hat sich über die Dauertest-Distanz auch nichts geändert. Ermüdungserscheinungen zeigte der Q5 nicht. Das gilt auch für die leichtgängige, aber nicht unpräzise Lenkung und das hervorragende Luftfahrwerk, welches trotz aller Sanftheit nie ins Wippen oder Wogen kommt.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
11/21
Auch das feine Interieur des bayerischen Mexikaners ließ sich die vielen Fahrten mit voller Beladung kaum anmerken. Die Bedienelemente im Cockpit sind logisch aufgebaut, sehr ergonomisch angeordnet und ein haptischer Genuss. Der Zentralcontroller vor dem Wählhebel fehlt dem Q5 seit dem Facelift – ein Rückschritt.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
12/21
Mehrere Fahrer notierten immer wieder kleinere Funklöcher der Smartphone-Verbindung per Bluetooth sowie Fehlinterpretationen der Verkehrszeichenerkennung. Diese bunt gemischten Kleinigkeiten wurden in den ersten paar Monaten verzeichnet, danach blieben die Notizseiten im Fahrtenbuch meist leer.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
13/21
Die Sitzposition findet Kollege Rolf Klein SUV-untypisch etwas zu niedrig, größere Kollegen aber widersprechen und loben das immerhin in der ersten Reihe gute Raumgefühl.
Doch im Fond enttäuschte das Platzangebot. Hier kapitulierten die Knie der Hinterbänkler, wenn der Q5 mal wieder nur mit großgewachsenen Redakteuren unterwegs war.
Seine eher schlechte Raumökonomie enttäuschte uns leider oft, erst recht, wenn zu mehrtägigen Terminen auch noch Gepäck oder die Fotoausrüstung unserer Bildkünstler in den Kofferraum gepfercht werden wollte.
Die Möglichkeiten zum Spritfahren sind vielfältig. Allerdings werden nicht alle immer konsequent genutzt. Lauert etwa ein Tempolimit vor dem Q5, zeigt er ein grünes Gasfuß-Symbol, das dazu anregt, selbigen zu lupfen. Geschieht dies, rollt der Wagen eingekuppelt und ohne Verbrauch zielgenau bis zum Schild des Tempolimits. Vorausliegende Ortschaften ...
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
17/21
... lösen das Gleiche aus, nur dass das Getriebe in den Segelmodus geht, also immerhin Leerlaufverbrauch produziert – merkwürdig, da beide Taktiken mit Navidaten arbeiten.
Prima: Erkennt der Radartempomat ein vorausfahrendes Fahrzeug, wird die resultierende Verzögerung mit in den Ausrollvorgang einberechnet. Wenn der Vordermann beschleunigt, wird also nicht noch unnötig vor dem Ortsschild Gas gegeben.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
19/21
Über gut ein Jahr hinweg hat der Q5 sich keinen Ausfall, keine Panne, nicht einmal eine verrutschte Dichtung oder ein nervendes Windgeräusch zuschulden kommen lassen – das verdient Lob, gilt aber andererseits in dieser Preisregion auch als Selbstverständlichkeit.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
20/21
Einziges Nicht-Premium-Erlebnis: Die (manuelle) Höheneinstellung des Beifahrersitzes hat durch normale Nutzung tiefe Schrammen in der darunterliegenden Konsolenverkleidung hinterlassen. Das trübt zum Schluss den Eindruck des ansonsten neuwertig feinen Innenraums. Gern wären wir den Q5 noch länger gefahren.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD
21/21
Fazit von Andreas Jüngling: Ein Dauertest zeigt, was bei Mess- und Testfahrten kaum Aufmerksamkeit bekommt: die Leistung im Autoalltag oder eben Unzulänglichkeiten. Das hat der Q5 mit knappem Platzangebot und gleichbleibend hohem Ölverbrauch gleich zu Anfang getan, um sich im Anschluss keine Blöße mehr zu geben. Urteil: vier von fünf Punkten.