Audi R8, BMW M8, Mercedes-AMG GT R: Sportcabrios im Test
Drei deutsche Power-Cabrios zeigen auf der Piste, was sie draufhaben
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Offener Fahrspaß, gepaart mit Rundstreckenkompetenz und brutalem Antritt: R8 Spyder, GT R Roadster und M8 Cabrio betören alle Sinne. Ein Pisten-Vergleich.
Audi R8 Spyder, BMW M8 Competion Cabrio und Mercedes-AMG GT R Roadster – diese drei offenen Verlockungen gehören zum Schärfsten und Schnellsten, was man derzeit ohne feste Bedachung unter den Hintern bekommen kann.Da ist zum einen der grandiose Audi R8 V10 Spyder in der ultimativen Performance Version (Preis: ab 209.093 Euro (Ersparnis bei carwow.de bis zu 37.072 Euro)); ein alter Bekannter, der sich mit seinem Zehnzylinder direkt ins zerebrale Lustzentrum schreit. Exklusiv wird es mit dem auf 750 Stück limitierten Mercedes-AMG GT R Roadster, der, wie der Name schon sagt, die offene Variante der Coupé-Zeitenbolzmaschine ist, das wohl sportlichste AMG-Modell unterhalb des Highend-Geschosses GT R Pro.
Dampfmacher im Heck: Der Audi R8 setzt auch als Spyder auf den 5,2 Liter großen V10-Sauger mit 620 PS.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
Gar nicht so extrem, aber so schnell, dass uns ein Vergleich mit den beiden Spezialisten interessant erschien, ist das neue BMW M8 Cabrio, das ebenfalls in der angeschärften Competition-Variante zu uns fand (Preis: ab 173.221 Euro (Ersparnis bei carwow.de bis zu 29.448 Euro). Apropos schnell: Alle drei stoffbemützten Boliden sind in der Lage, die 300 km/h zu knacken. Natürlich auch offen, wenn es denn die Frisur verträgt. Dazu kommen zwei Handikaps, mit denen der M8 zu kämpfen hat: Zum einen steht er ab Werk auf sportlichen, aber voll alltagstauglichen Pirelli P Zero-Reifen, während R8 Performance und GT R auf UHP-Sohlen (Michelin Pilot Sport Cup2, jeweils mit Herstellerkennung) antreten, deren Gripniveau deutlich höher liegt.
Der große M8 schleppt am meisten Gewicht mit sich rum
Dynamisches Dickschiff: Im BMW M8 muss jedes PS die meisten Kilos schleppen – schnell ist er trotzdem.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
Zum anderen ist der BMW als 2+2-Sitzer schwerer als seine beiden Widersacher: 232 Kilo trägt er mehr auf den Rippen als der R8, zum GT R sind es gar 314 Kilo. Das relativiert sich allerdings etwas, wenn man die Leistungsgewichte vergleicht: 3,2 kg muss jedes PS im BMW M8 bewegen, beim AMG GT R 2,9 kg/PS, beim Audi R8 mobilisiert jedes PS 2,8 Kilogramm. Es dürfte also spannend werden. Wer im BMW M8 Platz nimmt, wird zunächst eine sportlich-tiefe Sitzposition feststellen, die gut gepolsterten Sitze genießen und sich über die beiden Sportmarker am Lenkrad freuen, denn, wie von M-Modellen gewohnt, entscheiden zwei konfigurierbare rote Tasten über den Grad der Sportlichkeit. Über M1 und M2 lassen sich Parameter zu Motor, Getriebe, Fahrwerk, Lenkung, Bremse und der Stabilitätskontrolle DSC einstellen, die sich von der Komfortausrichtung bis zur Rundstreckentauglichkeit spreizen, wobei das Fahrwerk zwar immer betont straff, der Abstand zwischen beiden Polen aber weiter gefasst ist als bei den beiden Konkurrenten.Im Audi R8, der dieses Mal mit dem optionalen Magnetic-Ride-Fahrwerk statt des nicht überzeugenden Gewindefahrwerks kam, kann man auch noch buckliges Geläuf verhältnismäßig ungeschüttelt unter die Räder nehmen. Der AMG, auch er mit adaptivem Fahrwerk gesegnet, federt hier noch eine Spur trockener und fühlt sich schon nach den ersten paar Metern mehr nach austrainiertem Spitzensportler an als seine beiden Kontrahenten.
Beim AMG GT R Roadster liegt der Fokus auf der Rennstrecke
Brachialer Benz: Schon am Sound erkennt man das Rennstrecken-Tier, das im AMG GT R schlummert.
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Unter dem Strich gibt derBMW M8 also eher den universell einsetzbaren Alltagsbrummer, während die beiden Spezialisten permanent auf ihren betont sportlichen Charakter hinweisen. Das passt auch zur Anmutung der drei Cockpits: Mit fast spartanischer Ausrichtung lässt der R8 keinen Zweifel an seiner Bestimmung, auch der GT R wirkt mit seiner Gestaltung der Fahrerumgebung inklusive extrem ausladender Mittelkonsole, Microfaser-bezogenem Lenkrad, das sich wie Wildleder anfühlt, äußerst fokussiert. Im M8 ist die Nähe zu den weniger sportlichen, kleineren Brüdern klar präsent. Der Eindruck setzt sich fort, wenn man die drei mittels jeweiligem Startknopf zum Leben erweckt. Während R8 V10 und AMG GT R wild losbrüllen, zumindest beim Kaltstart, bleibt der M8 akustisch zurückhaltender. Was schnell zu schätzen weiß, wer weitere Strecken zurücklegt. Zwar hat der Zehnender des R8 eine Stimme, in die man sich ratzfatz verliebt hat, und auch der GT R begeistert mit einem rennsportlich hämmernden V8-Sound. Für die Langstrecke bevorzugt man aber doch eher den Münchner, weil der sein Potenzial nicht so herausschreit, sondern sich mit dunklem Timbre und klar erkennbarer V8-Melodie akustisch mehr im Hintergrund hält.
Das Fazit: Nimmt man alles zusammen, dominiert der BMW M8 vor allem dank seiner enormen Bandbreite. Wer gern mehr vom reinen Fahren spüren will, ist im Audi R8 besser aufgehoben. Der AMG GT R ist eines der derzeit schnellsten Cabrios, das die Sinne betört und dazu noch rennstreckentauglich ist. Weitere Details zum Test sowie die Rundenzeiten auf dem Lausitzring finden Sie in der Bildergalerie.
... drei offenen Verlockungen gehören zum Schärfsten und Schnellsten, was man derzeit ohne feste Bedachung unter den Hintern bekommen kann. AUTO BILD hat sie miteinander verglichen.
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Da ist zum einen der grandiose Audi R8 V10 Spyder in der ultimativen Performance Version; ein alter Bekannter, der sich mit seinem Zehnzylinder direkt ins zerebrale Lustzentrum schreit.
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Im Audi finden wir ein fahrerorientiertes Cockpit mit klobigem Wählhebel, schönen Materialien und einer top Verarbeitung.
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Die optionalen Sportsitze halten gut, die Sitzposition dürfte etwas tiefer sein, auf die elektrische Einstellung könnten wir sehr gut verzichten.
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Man sieht nicht viel, aber die in Stufen zündende V10-Drehorgel (620 PS, 580 Nm) ist rundum ein Gedicht – und der sparsamste Motor im Vergleich.
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Gut abgestimmt: Es geht nichts über den Klang eines Saugers, zumal, wenn er wie im R8 aus zehn Töpfen brüllt.
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Exklusiv wird es mit dem auf 750 Stück limitierten Mercedes-AMG GT R Roadster, der, wie der Name schon sagt, die offene Variante der Coupé-Zeitenbolzmaschine ist, das wohl sportlichste AMG-Modell unterhalb des Highend-Geschosses GT R Pro.
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Der Mercedes hat ein futuristisch gestyltes Cockpit mit bester Verarbeitung und mächtiger Mittelkonsole.
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Die zupackenden Sportsitze mit dünner Polsterung gibt es optional ohne Aufpreis. Für die Rundstrecke sind sie ideal.
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Rein subjektiv schiebt der AMG-Biturbo-V8 (585 PS, 700 Nm) am kräftigsten an, objektiv ist er sehr elastisch mit dem kräftigsten Punch
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Der GT R klingt ehrfurchtgebietend und besonders vollmundig, die Diffusor-Konstruktion wirkt komplex.
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Gar nicht so extrem, aber so schnell, dass uns ein Vergleich mit den beiden Spezialisten interessant erschien, ist das neue BMW M8 Cabrio, das ebenfalls in der angeschärften Competition-Variante zu uns fand.
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Wem BMWs iDrive in der Touchscreen-Modephase antiquiert erscheint: Es lässt sich perfekt bedienen. BMW-typisch ist das Lenkrad sehr dick.
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Die gut gepolsterten Seriensitze machen auf langen Strecken die beste Figur, stützen aber auch am wenigsten seitlich ab.
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Das BMW-Aggregat (625 PS, 750 Nm) hört sich nach viel Hubraum (es sind 4,4 Liter) an und ist ein gewaltiger Brocken mit heftigem Druck.
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Der Klang des V8-Biturbos ist schön definiert, eher dunkel-grollend und vor allem niemals aufdringlich oder zu laut.
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Die Zurückhaltung des BMW M8 endet allerdings, sobald es ans Eingemachte geht, sprich: sobald man dem M8 längsdynamisch die Sporen gibt. Nahezu verzugfrei geht der Fast-Zweitonner in lächerlichen drei Sekunden auf Tempo 100.
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Subjektiv noch brutaler und zielgerichteter legt sich der AMG GT R beim Spurten ins Zeug. Aber als einziger Hecktriebler fehlt ihm eine Antriebsachse und gefühlt ist die Anfahrdrehzahl der Launch Control zu hoch. Dadurch entsteht etwas zu viel Schlupf, was in eine eher enttäuschende 3,5er-Zeit mündet.
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Probleme, die der R8 V10 nicht kennt, auch wenn sein Saugmotor deutlich weniger Drehmoment generiert, das zudem auch nicht über ein weites Drehzahlband zur Verfügung steht. Am Ende muss sich der Audi R8 (3,1 s) dem BMW zwar um eine Zehntelsekunde geschlagen geben, sein Motor ist aber Sieger der Herzen.
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Für spaßige Runden auf dem Lausitzring sorgt der hecklastig ausgelegte Allradantrieb des R8. Die Gewichtsverteilung der Mittelmotorflunder resultiert in einem sehr leichtfüßigen Handling, ...
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... aber liegt hier auch die Crux: Das relativ geringe Gewicht auf der Vorderachse erlaubt zwar bis zu einem bestimmten Tempo ein überaus agiles Einlenken, ...
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... doch mangelt es bei forscher Gangart genau daran. Die Folge: Sind die Cup-Reifen über ihren Peak hinaus, was schon nach der zweiten Runde passiert, wechselt der R8 zwischen Unter- und Übersteuern. Für die zweitbeste Zeit (1:31,50 min) hier reicht es aber allemal.
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Im M8 wählt Zeitenschinder Guido Naumann beim Fahrwerk die Sport- statt der zu harten Sport-Plus-Stufe und ist nach vollbrachter Arbeit recht angetan: "Unglaublich, was mit dem Koffer geht! Der lenkt die ersten drei Runden völlig ohne Untersteuern ein, ...
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... eine Performance auf Semislick-Niveau!" Hilfreich ist dabei auch die ab und zu leicht übersteuernde Hinterachse des dezent heckbetonten Allradantriebs (4WD-Mode), der zugunsten eines reinen Heckantriebs deaktiviert werden kann.
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Allerdings nicht bei der Zeitenjagd, denn da bringt die angetriebene Vorderachse zusätzliche Stabilität und vor allem mehr Traktion ...
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... beim frühen Herausbeschleunigen aus Kurven. Mit einer überzeugenden Vorstellung und einer Rundenzeit von 1:32,77 Minuten reiht sich der schwere 2+2-Sitzer auf Straßenreifen 1,27 Sekunden hinter dem R8 ein – Respekt!
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Was der GT R dann veranstaltet, ist keine Überraschung mehr, denn das flexible Dach ändert nichts an der überaus rennstreckenaffinen Auslegung des Heckantriebsmonsters. Seine Vorderachse arbeitet extrem gripstark, präzise und aggressiv; ...
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... völlig untersteuerfrei ist der GT R aber nur, wenn die Reifen gerade im optimalen Temperaturfenster sind. Wie schon das Coupé ist auch das Cabrio ohne die neunstufige Traktionskontrolle nicht sauber fahrbar, ...
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... weil die Kraft derart brachial kommt, dass man mit Querstehern viel Zeit verliert. In Stufe sieben findet Guido die ideale Balance zwischen hilfreichem, kontrolliertem Übersteuern und dem Verhindern allzu starker Heckschwenks, brennt eine 1:30,67 in den Asphalt, 83 Zehntel schneller als der Audi.
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Das Fazit: Nimmt man alles zusammen, dominiert der BMW M8 vor allem dank seiner enormen Bandbreite. Wer gern mehr vom reinen Fahren spüren will, ist im Audi R8 besser aufgehoben. Der AMG GT R ist eines der derzeit schnellsten Cabrios, das die Sinne betört und dazu noch rennstreckentauglich ist.