Bahn: Reaktion auf Fernbus-Konkurrenz
Die Bahn ist am Zug

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Die Deutsche Bahn plant als Reaktion auf die Konkurrenz durch Fernbusse ein milliardenschweres Investitionsprogramm. Die Bilanz 2014 lässt ihr kaum eine andere Wahl.
Bild: Montage
(dpa/rtr/cj) Die Deutsche Bahn will gegen die gewachsene Konkurrenz durch Fernbusse und Billigflieger mehr Züge in mehr Städte und zu günstigeren Preisen ins Rennen schicken. Das Angebot soll um 25 Prozent ausgeweitet und fast alle Großstädte entweder neu oder wieder mit ICE- oder Intercity-Zügen bedient werden. In den nächsten 15 Jahren will das Staatsunternehmen insgesamt zwölf Milliarden Euro investieren. Als Ziel nannte es 50 Millionen mehr Reisende im Jahr 2030. Vorstandsmitglied Ulrich Homburg sprach von der "größten Angebotsoffensive in der Geschichte der Deutschen Bahn". Deutschlandweit werde es "keine weißen Flecken mehr im Fernverkehr geben".
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Laut der am Donnerstag (19. März 2015) vorgelegten offiziellen Bilanz verfehlte die Bahn ihr Gewinnziel im vergangenen Jahr deutlich. Das operative Ergebnis sei um 5,7 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro geschrumpft, teilte der Konzern in Berlin mit. Der Umsatz erhöhte sich danach zwar um 1,5 Prozent auf 39,7 Milliarden Euro, blieb damit aber um 1,8 Milliarden Euro unter Plan. Offiziell machte das Unternehmen Streiks und Unwetter für das Minus verantwortlich.
Expansionen von allen Seiten erwartet
Doch klar ist: Die Bahn reagiert mit dem Kurswechsel auf die rasant wachsende Fernbus-Konkurrenz, die der Konzern seit der Freigabe des Marktes 2013 unterschätzt hatte. Bahn-Manager Homburg sagte, er rechne trotz der Zug-Offensive mit einer Verdreifachung des Busmarktes, da die Fernbusse weiter günstiger als der Zug sein würden. Die Bahn hatte bereits angekündigt, ihr eigenes Bus-Angebot in den kommenden Jahren zu vervierfachen. Die kürzlich zusammengeschlossenen Marktführer MeinFernbus und Flixbus wollen aber ebenso expandieren.
Neue Bahncards, kostenloses WLAN
Die Bahn hatte angesichts der veränderten Marktsituation schon die im Dezember 2014 übliche Preiserhöhung in der zweiten Klasse ausgelassen. Ab 2016 sollen laut Homburg nicht nur der Internetzugang, sondern alle Reservierungen kostenlos sein, die jetzt noch 4,50 Euro kosten. Sparangebote würden ausgeweitet und starteten künftig mit 19 Euro rund ein Drittel billiger als bisher. Eine Drei-Monats-Bahncard werde noch in diesem Jahr auf den Markt kommen und die jetzigen Jahres-Bahncards ergänzen. Bis 2030 sollen alle alten Intercitys durch neue Doppelstock-Züge abgelöst werden. Im kommenden Jahr sollen die neuen ICE-3 einsatzfähig sein, Ende 2017 auch die ersten der 130 ICx. Auch bei den ICEs erweitert die Bahn das Angebot: Auf wichtigen Routen sollen sie bald zweimal stündlich fahren.
Fahrgastverband fordert Zuverlässigkeit
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) betonte: "Mit diesen Zielen wird die Deutsche Bahn ihre Attraktivität für Kunden erheblich steigern – und kann zum Verkehrsmittel des 21. Jahrhunderts werden." Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) betonte, in den vergangenen Jahren seien mehrere Städte vom Fernverkehr abgekoppelt worden. Die Anbindung sei auf den von den Bundesländern bezahlten Regionalverkehr abgewälzt worden. Der neue Weg mache das Bahnfahren attraktiver. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn bewertete das Konzept als Schritt in die richtige Richtung. Doch die Bahn müsse vor allem zuverlässiger werden. Die Akzeptanz der neuen Züge hänge auch vom Platz für schweres Gepäck ab.
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