Ohne OBD ist keine Zulassung möglich

Käfer-Fans können aufatmen: Nach langer Prüfung hat das bayrische Verkehrsministerium für die letzte Serie des legendären Volkswagens endlich eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Jetzt dürfen die aus Mexiko importierten Krabbler auch ohne eine obligatorische "On-Board-Diagnose" (OBD) zugelassen werden. Vorerst allerdings nur in Bayern – und nicht zuletzt dank Ministerpräsident Edmund Stoiber.

Und das kam so: Am 30. Juli 2003 liefen die weltweit letzten Käfer vom mexikanischen Fließband. Importeur Omnicar aus München orderte 350 última edición der auf 3000 Stück limitierten Serie. Die Omnicar-Chefs Nicolas und Patrick Rosenow hatten zuvor schon jahrelang Mexiko-Käfer importiert und sie mit Genehmigungen diverser Bundesländer problemlos zugelassen.

Letztes Hindernis war die seit Januar 2001 für Neufahrzeuge vorgeschriebene Onboard-Diagnose (OBD) – äußerlich kaum mehr als eine Art Steckdose für den Anschluss an ein Motordiagnosegerät. Die OBD kontrolliert die gesamte Motorelektronik des Wagens. Sollte der Auspuff hüsteln, eine Kerze flackern oder eine Düse tröpfeln – ein Motorsymbol blinkt auf und bittet den Fahrer samt Fahrzeug bei Gelegenheit zur Kontrolle in die Werkstatt. Beim Käfer geht das nicht, denn er hat keine OBD. Allein die Entwicklung eines so komplexen Systems kostet Millionen, lohnt also nicht für den alten Mexikaner. Deshalb baten die Gebrüder das bayerische Ministerium um eine Ausnahme-Genehmigung.

Stoiber fordert "unbürokratische Lösung"

Die Bürokraten prüften – und verlangten erstmal ein Abgas-Gutachten. Kein Problem, der TÜV-Bayern bescheinigte den Käfer-Katalysatoren einwandfreies Arbeiten. Viele Gespräche folgten, bei denen die Brüder Rosenow den Eindruck gewannen, wie "Schulbuben" behandelt zu werden. Gleichwohl: Sie baten AUTO BILD, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen, hofften auf eine gütliche Einigung. Die Zulassung der (mit Eigenimporten) vielleicht 450 Wagen kann doch nicht an so einer kleinen Funzel scheitern ...

Kann sie doch! Die Monate strichen dahin, die Geduldsfäden wurden dünner. Nicht alle Käfer-Freunde sind technisch so begabt wie Heinz-Wilhelm Eissing und umgehen die OBD, indem sie die Mexiko-Hülle einfach auf ein 96er Chassis setzen. Die meisten Kunden hofften auf Vernunft. So auch Ministerpräsident Edmund Stoiber. Der bekennende Antibürokrator gab nach unserer Anfrage seinem Wirtschaftsminister Wiesheu die Anweisung, nicht "stur beamtenmäßig" zu verfahren, sondern alle Möglichkeiten zu prüfen, um "hier eine unbürokratische Lösung zu finden".

Und die fand das bayrische verkehrsministerium am Dienstag, den 4. Mai: Die letzten Käfer bekommen eine Ausnahmegenehmigung. Sie gilt zunächst nur für Fahrzeuge mit Zulassung in Bayern. Grundlage für die Entscheidung war das TÜV-Gutachten, wonach die runden Mexikaner die erforderlichen Abgaswerte voll erfüllen. Einzige Bedingung der Ausnahmeregelung: Die Abgasuntersuchung (AU) fällt für die Käfer nicht mehr nur alle zwei Jahre, sondern jedes Jahr an. "Es ist gut vorstellbar, dass sich die anderen Bundesländer der Regelung anschließen", sagte ein Ministeriumssprecher.