OBD-2-Fehlerspeicher auslesen
Der Anschluss für alle Fehler

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Den Fehlerspeicher kann jeder mit einem Diagnosegerät, Laptop oder dem Handy selbst auslesen. Ganz ohne Werkstatt geht's oft trotzdem nicht.
Bild: Adele Moser/AUTO BILD
Moderne Autos haben immer mehr Technik an Bord. Tritt eine Störung im Bereich der Elektronik, Mechanik oder Sensorik auf, merkt sich das der Fehlerspeicher des Fahrzeugs. Wird der Fehlerspeicher ausgelesen, erhält der Besitzer alle vom seinem Auto registrierten Mängel und kann diese beheben lassen, bevor sich die Schäden im Laufe der Zeit verschlimmern. AUTO BILD erklärt, wann der Fehlerspeicher ausgelesen werden sollte, wie das funktioniert und mit welchen Kosten zu rechnen ist!

Für dieses handliche Gutmann-Messgerät werden 3500 Euro fällig.
Bild: Adele Moser/AUTO BILD
Den Fehlerspeicher eines Autos auszulesen, ist nicht sehr aufwendig. Vorausgesetzt, der Pkw stammt frühestens aus dem Baujahr 2001 (Benziner) bzw. 2004 (Diesel). Seit diesem Zeitraum sind alle Modelle mit einer sogenannten OBD-2-Schnittstelle ausgestattet. Die Abkürzung OBD steht für On-Board-Diagnose, dem im Fahrzeug integrierten Diagnosesystem. Wird der Fehlerspeicher abgerufen, können vorhandene Defekte erkannt und behoben werden, bevor sie zu großen und damit meist teuren Problemen werden. Vor der Vereinheitlichung der Systeme durch den OBD-2-Stecker war es deutlich komplizierter, den Fehlerspeicher auszulesen. Jeder Automobilhersteller hatte mindestens einen eigenen Anschluss, die Informationen wurden nach unterschiedlichen Prinzipien erfasst und ausgewertet. Autobesitzer, die eine freie Werkstatt aufsuchten, bekamen unter Umständen keine Hilfe, weil die Werkstätten sich nicht mit allen erhältlichen Steckern ausstatten konnten. Auch heutzutage müssen Besitzer älterer Autos Werkstätten suchen, die über einen guten Fundus an vergangenen Anschlüssen verfügen.
Unabhängig ob neues oder altes Auto: Vorgeschriebene Intervalle für die Fahrzeugdiagnose gibt es nicht. Aber spätestens, wenn Kontrollleuchten im Armaturenbrett erscheinen, sollte der Fehlerspeicher ausgelesen werden.

Auch das Smartphone kann als Diagnose-Werkzeug genutzt werden: Passend zum Auto kommt ein Stecker in die OBD-Dose und sendet die Daten ans Handy.
Bild: Ralf Timm / AUTO BILD
Jede Werkstatt kann Fehlerspeicher eines Pkw auslesen. Es gibt aber auch mehrere Möglichkeiten, den Fehlerspeicher ohne die Hilfe der Werkstatt auszulesen. Das funktioniert entweder über ein Diagnosegerät (AUTO BILD hat acht günstige Diagnosegeräte getestet) oder über eine App. Diese Geräte bzw. das Smartphone, Tablet oder Laptop mit der App werden mit einem passenden OBD-2-Adapter mit dem Auto verbunden. Anschließend werden die Fehlermeldungen inklusive der Fehlercodes auf dem Display angezeigt. So können beispielsweise auch Laien etwa mit der Carly-App über ihr Smartphone oder Tablet die komplette Elektronik eines Autos durchleuchten (hier gibt's den ausführlichen AUTO BILD-Bericht über die Carly-App).
Um an die gespeicherten Daten zu gelangen, benötigt die Werkstatt ein Diagnosegerät sowie ein Kabel für die OBD-2-Schnittstelle. Die Position der OBD-2-Schnittstelle unterliegt keinem Standard, befindet sich jedoch häufig im näheren Umkreis des Lenkrads, meist links daneben. In älteren Fahrzeugen kann sich Schnittstelle auch im Kofferraum oder unter der Abdeckung neben der Handbremse befinden. Bei Bedarf hilft ein Blick in die Bedienungsanleitung des Autos. Ist der Zugangsport gefunden, wird dort das Modul eingesteckt. Steht die Verbindung zwischen Auto und Diagnosegerät, kann der Fehlerspeicher ausgelesen werden. Eine spezielle Software im Diagnosegerät ermöglicht es, die Fehlermeldungen auf dem Gerät sichtbar zu machen. Jeder Fehler ist in Form eines bestimmten Codes hinterlegt. Profis kennen die gängigsten Codes, erhalten aber auch Hilfe durch das Messgerät. Für Hobbyschrauber gibt es im Internet zahlreiche Listen, die die Codes entziffern. Anhand der Vielzahl der Codes wird schnell sichtbar, wie komplex moderne Fahrzeuge sind und wie viele Informationen gespeichert werden.

Werkstätten nutzen professionelle Messgeräte, die deutlich tiefer in die Technik eines Autos eindringen können als Diagnosegeräte für den Privatgebrauch.
Bild: Adele Moser/AUTO BILD
Den Fehlerspeicher kann jeder auslesen, der über ein passendes Diagnosegerät verfügt. Spätestens für das Beheben der Fehler sollte man jedoch die Werkstatt aufsuchen. Denn Fehlercodes können verschiedene Ursachen haben und dadurch nicht exakt zuzuordnen sein. Selbst wenn der Fehler beschrieben wird, ist noch lange nicht klar, wie er behoben werden kann. Erscheint etwa die Meldung "P0300: Zündaussetzer auf Zylinder 1", ist eine Ursache damit nicht eindeutig erkennbar. Hobby-Schrauber müssen das Problem suchen, Experten können den Bereich allerdings direkt auf Zündkerzen, Zündkabel oder Zündspulen eingrenzen. Und sollte auch mal ein Profi nicht weiterkommen, kann er sich helfen lassen: Wer beispielsweise ein Gutmann-Messgerät besitzt (Wert ab 10.000 Euro), kann die Hotline des Herstellers anrufen und die Problematik durchgeben. Dort sitzen speziell ausgebildete Fachleute, die sich meist nur um ein Modell kümmern. Wird es kompliziert, erfolgt der Rückruf manchmal auch erst nach zwei Tagen. Diese Möglichkeiten haben Besitzer günstiger Diagnosegeräte nicht. Auch die jährlichen Updates der Profi-Messgeräte, die alle relevanten Aktualisierungen sowie auch neue Modelle beinhalten (Kostenpunkt rund 1000 Euro), gibt es für den Hausgebrauch nicht. Die Diagnosegeräte aus dem Internet lassen häufig nur eine oberflächliche Diagnose zu, ihr Einsatzspektrum ist sehr beschränkt. Zwar werden auch Profigeräte angeboten, deren Software nahezu alle Bereiche eines Autos durchsuchen kann – sie sind aber sehr teuer und lohnen sich kaum für eine Privatperson, die den Fehlerspeicher nur gelegentlich ausliest. Ein weiterer Vorteil der Werkstatt ist, dass Laien normalerweise nicht selbst herausfinden, ob es sich um eine Lappalie handelt oder ob wirklich etwas defekt ist. Auslesen kann also jeder, interpretieren und reparieren sollten jedoch Experten.

Früher hatte jeder Automobilhersteller mindestens einen eigenen Anschluss. Hier ein Exemplar für VW-Modelle.
Bild: Adele Moser/AUTO BILD
Wird die Fehlerdiagnose in der Werkstatt durchgeführt, kostet das zwischen 25 und 60 Euro. Teurer wird es, wenn schwerwiegende Fehler entdeckt werden, die sofort behoben werden müssen. Wie hoch die Rechnung dann ausfällt, ist abhängig von der jeweiligen Reparatur. In jedem Fall lohnt ein Kostenvoranschlag. Manchmal wird der Fehlerspeicher in einigen Vertragswerkstätten auch kostenlos ausgelesen. Die Dauer für diesen Prozess ist jedoch mit durchschnittlich 15 bis 30 Minuten stets gleich. Ein OBD-2-Diagnosegerät zum selbstständigen Auslesen der Fehler beginnt ab rund 20 Euro und ist meist mit den gängigsten Fahrzeugmodellen kompatibel. Werden extrem günstige ODB-2-Module angeboten, handelt es sich dabei oft um Fälschungen, nur unzureichend oder überhaupt nicht funktionierende Ware aus China. Davon sollte Abstand genommen werden. Wer sich für eine App entscheidet, kann diese meist (für Android und iOS) kostenlos herunterladen. Der dafür benötigte Bluetooth-OBD-2-Stecker kostet ca. zehn Euro.
Wie wird der Fehlerspeicher in der Werkstatt ausgelesen? In der Bildergalerie zeigen wir jeden Schritt!
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