OBD/OBD2: Info
Was bedeutet eigentlich OBD bzw. OBD2?

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Kleiner Defekt oder großer Schaden? Eine Warnlampe allein verrät oft nicht, wo genau das Problem im Pkw liegt. Das Auslesen des Fehlerspeichers über die OBD2-Schnittstelle hingegen kann erste nützliche Antworten liefern.
Bild: dpa
ABS, ESP, AGR und Co. gehören zum Standard-Vokabular eines jeden PS-Stammtischs. Was genau sich hinter den Abkürzungen verbirgt, dürfte aber längst nicht jedem klar sein. Gleiches gilt für ein Kürzel, das den Werkstattbetrieb (und im Speziellen die Fehlersuche bei Pkw) revolutioniert hat: OBD. Die drei Buchstaben stehen für On-Bord-Diagnose und sind eine Umschreibung für Pkw-eigene Systeme, die Fehlfunktionen in den verschiedenen Baugruppen und Steuergeräten registrieren und aufzeichnen. Dabei macht es einen gigantischen Unterschied, ob ein Fahrzeug mit einer OBD- oder einer OBD2-Schnittstelle ausgerüstet ist. AUTO BILD erklärt den Unterschied zwischen den Anschlüssen und wie man an die Informationen des Fehlerspeichers kommt.
Was ist der Unterschied zwischen OBD und OBD2?
Auf den ersten Blick könnte man meinen, OBD2 wäre schlichtweg der Nachfolger von OBD. Und eigentlich stimmt das auch. Allerdings brachte die Modernisierung des On-Bord-Diagnose-Systems zahlreiche Vorteile für die Pkw-Besitzer mit sich. War es früher keine Pflicht, überhaupt eine OBD-Schnittstelle zu verbauen, besitzen alle ab 2001 neu zugelassenen Benziner und alle ab 2004 neu zugelassenen Diesel eine OBD2-Schnittstelle und ermöglichen es so, vergleichsweise einfach den Fehlerspeicher auslesen zu können.
Die Tatsache, dass es sich bei OBD2 um einen einheitlichen Universal-Anschluss handelt, bringt weitere, erheblich Erleichterungen mit sich. Waren früher für fast alle Automarken spezielle Geräte zum Auslesen des Fehlerspeichers nötig, haben heute sogar Laien innerhalb weniger Minuten Zugriff auf die aufschlussreichen Daten. Und auch die Suche nach dem nun einheitlichen Anschluss wurde mit der Umstellung vereinfacht.
Wo befindet sich die OBD-Schnittstelle?
Vor der Normierung des On-Bord-Diagnose-Systems benötigte man entweder einen Fachmann oder unter Umständen ein hohes Maß an Kreativität, die OBD-Schnittstelle zu finden. Diese wurde nicht selten im Motorraum versteckt oder verbarg sich hinter einer Serviceklappe im Kofferraum bzw. der Fahrgastzelle. Mit OBD2 ist das nicht mehr möglich. Die Hersteller sind nicht nur verpflichtet, die 16-polige Buchse zu verbauen, sondern müssen diese auch leicht zugänglich im Wirkungsbereich des Fahrers positionieren. In der Regel findet man den Anschluss zum Auslesen des Fehlerspeichers hinter einer Abdeckung um die Lenksäule herum. Wer auch nach längerem Suchen nicht exakt weiß, wo genau er seinen OBD2-Adapter mit dem Fahrzeug verbinden kann, findet entweder in der Bedienungsanleitung oder auch in speziellen Apps die genau Position des Anschlusses.
Welche Informationen lassen sich über OBD/OBD2 auslesen?
Während sich diese Frage beim inzwischen abgelösten OBD-System immer nur für ein spezielles Fahrzeugmodell beantworten lässt, brachte OBD2 auch hier einen Standard in die Branche. Am häufigsten wird die OBD2-Schnittstelle wohl zum Auslesen des Fehlerspeichers benutzt. Standard-Fehlercodes geben einen ersten Hinweis darauf, welche Baugruppe (Karosserie, Antriebsstrang, Karosserie, Netzwerke) Probleme macht oder welches der zahlreichen Steuergeräte nicht einwandfrei funktionieren könnte. Am OBD2 angeschlossene Diagnosegeräte spucken einen spezifischen Code, bestehend aus einem von vier Buchstaben und vier Ziffern, aus. Dieser Code kann dann mittels Fehlerliste, auch als DTC (Data Trouble Code) bekannt, entschlüsselt werden. Oftmals erspart das leider nicht die Fahrt zur nächsten Werkstatt, das Auslesen des Fehlerspeichers hilft aber auch den Mechanikern vor Ort weiter, das Problem eines modernen Pkw zu lokalisieren. Neben der Problemlösung bietet die OBD2-Schnittstelle noch andere Nutzugsmöglichkeiten an. Mit dem passenden Endgerät verbunden, können zahlreiche Daten in Echtzeit ausgelesen und dargestellt werden. Von der gefahrenen Geschwindigkeit über die Motorlast bis hin zu den Temperaturen der Flüssigkeiten. Je nach Fahrzeughersteller und Diagnosegerät und -Programm lassen sich auch weitere Informationen beziehen und unter Umständen auch verändern.
Wie lassen sich die Informationen auslesen?

OBD2-Buchse mit angeschlossenem Bluetooth-Adapter von Carly.
In den Vertragswerkstätten hat sich beim Auslesen der Daten kaum etwas geändert: Hier kommen immer noch professionelle Geräte zum Einsatz, die allerhand zusätzliche Informationen preisgeben und teilweise gleich an einen Support des Fahrzeugherstellers gekoppelt sind. Für Laien und Hobbyschrauber sind solche Lösungen nicht nur aus finanzieller Sicht komplett uninteressant. Denn wer nur mal eben seinen Fehlerspeicher auslesen und den Zustand seiner Steuergeräte checken will, der kann dies entweder mit einem speziellen Diagnosegerät (AUTO BILD hat acht günstige Diagnosegeräte zwischen 30 und 90 Euro getestet) oder einem Bluetooth-Adapter und einem Smartphone tun. Nachdem der Adapter am OBD2-Stecker angebracht wurde, braucht man nur noch eine App, die den Datensatz sichtbar macht. Die wohl bekannteste Lösung heißt Carly (hier geht es zur ausführlichen Vorstellung der Carly-App) und kann beispielsweise beim Gebrauchtwagenkauf nützliche Informationen darüber liefern, ob der Tachostand manipuliert wurde.
Das On-Bord-Diagnose-System bietet also die Möglichkeit, ins Innenleben des eigenen Pkw einzutauchen und vor allem bei Fehlfunktionen einen ersten Anhaltspunkt zu bekommen. Dank der Normierung (OBD2) gibt es zahlreiche und unterschiedlich teure Wege, ans Ziel zu kommen.
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